Archiv


Is was?

Unverwechselbarkeit ist Trumpf: Zumindest bei den zwei Wendlers sah ein Landgericht keine Verwechslungsgefahr. Die Piraten und die FDP lassen sich hingegen leicht verwechseln. Nur Bär Knut gilt als absolut unverwechselbar - woran sich Andere mal ein Beispiel nehmen sollten.

Von Klaus Pokatzky |
    Was sagt Ihnen Michael Wendler? Nichts? Kann ich verstehen. Und Frank Wendler? Alles klar. Ich kannte die beiden bisher auch nicht. Jetzt aber. Michael Wendler singt Schlager. "Sie liebt den DJ" heißen die –oder "Sie liebt ihn immer noch". Will ich gar nicht hören. "Keiner ist wie ich", hat Michael Wendler auch gesungen. Das ist eine Lüge. Der andere Wendler, Frank, singt nämlich auch. Beide Wendlers, nicht verwandt und nicht verschwägert, kommen aus Nordrhein-Westfalen und nennen sich jeweils "Der Wendler". Und deshalb wollte der eine "Der Wendler" dem anderen "Der Wendler" gerichtlich verbieten lassen, dass der sich als "Der Wendler" bezeichnet. Alles klar? Das Düsseldorfer Landgericht hat entschieden, dass beide als "Der Wendler" auftreten dürfen – weil zwischen den beiden nämlich keine Verwechslungsgefahr besteht. Yo. Alles klar! Richter in Düsseldorf eben.
    Bisher dachte ich immer, nur in Köln ist das ganze Jahr Karneval. Oder bei der FDP. "Alles oder nichts", heißt noch ein Lied von dem einen Wendler. Das Lied haben die nordrhein-westfälischen FDP-ler in der letzten Zeit bis in den Suizidwahn gehört. Deshalb gibt es Neuwahlen im Wendler-Land. Der nordrhein-westfälische Noch-FDP-Chef Daniel Bahr hat über seine Boygroup gesagt: "Eine Partei, die auf Eigenverantwortung und Freiheit setzt – auf die können wir im Parteienspektrum in Deutschland nicht verzichten." Jetzt warten wir nur noch darauf, dass die andere Pubertätspartei, also die Piraten, gegen die FDP klagt und sagt, dass die Piraten die Partei sind für Eigenverantwortung und Freiheit. Das wäre dann wie bei den Wendlers. Einer ist zu viel. Vielleicht aber auch beide. Allerdings lassen sich die Wendlers noch besser auseinanderhalten als die FDP und die Piraten.
    Auch in der Kultur gibt es zu viel. Das meinen jedenfalls vier Männer, die ein Buch geschrieben haben mit dem Titel "Der Kulturinfarkt" und darin gefragt haben, ob wir nicht mit halb so vielen Theatern und Opern, Orchestern, Museen und Bibliotheken auskommen könnten. Von diesen vieren ist einer Direktor einer Kulturstiftung, die anderen drei sind ein Professor für Soziologie, ein Professor für Kulturwissenschaft und Kulturmanagement sowie ein Professor nur für Kulturmanagement. Das halten wahrscheinlich sogar Düsseldorfer Richter für verwechselbar. Die Hälfte streichen. Packen Sie's an, meine Herren; machen Sie den Selbstversuch.

    Und wo bleibt das Positive in dieser Woche? Knut ist wieder da. Unser kleiner Eisbär aus dem Berliner Zoo, verstorben am 19. März im letzten Jahre. Nein, er ist nicht wiederauferstanden – auch, wenn das realistischer wäre, als dass die Hälfte der deutschen Professorenstellen für Kulturwissenschaft und Kulturmanagement weggestrichen würden.

    Aber: Zum ersten Todestag am kommenden Montag ist jetzt eine Gedenkmünze herausgebracht worden. Auf einer Seite ist der "Berliner Bär" zu sehen. Auf der anderen Knut: und zwar so, wie das Denkmal "Knut – Der Träumer" aussehen soll, das im Juni aufgestellt wird.
    Knut ist echt unverwechselbar. Daran sollten sich Andere mal ein Beispiel nehmen.