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In London gibt es jetzt auf den Straßen Fahrspuren nur für VIPs und die Athleten der Olympischen Spiele. Wollte man als ganz gewöhnlicher Londoner dort fahren, müsste man 130 Pfund zahlen. Teuer ist Bayreuth auch. Da hat man mit dem russischen Bassbariton Evgeny Nikitin wieder ein Händchen fürs Personal bewiesen.

Von Klaus Pokatzky | 27.07.2012
    Wären Sie gern Londoner? Da gibt es jetzt auf den Straßen Fahrspuren nur für VIPs und die Athleten der Olympischen Spiele. Und wenn Sie als ganz gewöhnlicher Londoner da fahren würden, müssten Sie 130 Pfund zahlen. Pfund nicht Rubel. Rubel war in der Sowjetunion, wo die Parteibonzen auf eigener Fahrspur gerast sind. Und wenn Sie als Londoner mit der U-Bahn fahren wollen, dann müssen Sie teilweise mehr als eine Stunde anstehen. Das gibt's ja noch nicht mal in Berlin und da ist die U-Bahn schon Horror genug. Am besten würden Sie als Londoner also zu Fuß gehen.

    Der Neandertaler ist auch gelaufen. Früher dachten wir ja immer, dass der Neandertaler durch eine Klimakatastrophe ausgestorben ist, so wie wir Menschen jetzt aussterben werden durch eine Klimakatastrophe. Aber das stimmt nicht. Der Neandertaler, das hat jetzt ein internationales Forscherteam herausgefunden, ist vor 40.000 Jahren, von uns, vom Homo sapiens, verdrängt worden. Wir haben besser Nachkommen gezeugt, besser gegessen – und wir hatten ein viel stärkeres soziales Gefüge. Vor 40.000 Jahren wie gesagt. In der Berliner U-Bahn können Sie aber heute noch jede Menge Leute erleben, die gerade vom Baum geklettert sind. Aber es gibt auch Menschen, die in den letzten 40.000 soziale Verhaltensweisen verfeinert haben. Läufer und Schwimmer zum Beispiel. Beim Staffellauf oder beim Staffelschwimmen, wo richtig gemeinschaftlich gekämpft wird – da steigern sich die Läufer und Schwimmer überdurchschnittlich, die vorher beim Einzelrennen am schwächsten abgeschnitten haben. Das haben Sportpsychologen herausgefunden. Das kommt daher, dass die Versager in der Gruppe eben besonders motiviert werden – und dann für alle kämpfen. Hier unterscheidet sich der Sportler ganz deutlich vom Schaf.

    Das Schaf – sagt uns jetzt die Tierforschung – ist nämlich ganz böse egoistisch. Bisher haben wir ja immer gedacht, wenn so eine Herde angegriffen wird von einem bösen Wolf und dann rennen alle kreuz und quer gegeneinander, dass das Schaf eben einfach etwas blöde ist. Also so eine Art Neandertaler auf vier Beinen. Das Chaos kommt aber daher, weil alle Schafe sofort direkt in die Mitte der Herde wollen – damit der Wolf sich dann am Rande der Herde eben ein anderes Schaf zum Abendessen holt. Das Schaf will also nur die eigene Haut retten und hat damit sehr viel menschliche Züge.

    Auf welcher zivilisatorischen Entwicklungsstufe hat sich wohl der russische Bassbariton Evgeny Nikitin befunden, als er sich ein Hakenkreuz auf die Brust tätowieren ließ? Er war auf jeden Fall 16 und in dem Alter sind viele Jungs blöde eben nicht wie ein Schaf, sondern wie ein Pubertierender. Auf jeden Fall tritt man in Bayreuth nicht mit einem schon längst übermalten Hakenkreuz unter dem Kostüm auf. Es gibt schließlich reichlich Mitglieder der Familie Wagner, die ihre Bilder lieber unter Verschluss halten, wo sie in Bayreuth die Hakenkreuze noch ganz offen getragen haben. In Bayreuth soll in vier Jahren den "Parsifal" Jonathan Meese inszenieren, der ist bildender Künstler und hat neulich in Kassel Documenta-Ausstellungsmacher als "Penner" beschimpft und Studenten als "Hämorrhoiden im Arsch des Staates". Bayreuth hat ein Händchen für sein Personal. Schafsköpfig darf man dazu ja jetzt nicht mehr sagen.