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Is was?!

28 Goldmedaillen sollten die deutschen Athleten in London nach den Vorstellungen des Deutschen Olympischen Sportbundes holen, geworden sind es am Ende elf. Und auch der neue Berliner Flughafen bleibt hinter den Erwartungen zurück: Die Eröffnung wurde verschoben - mal wieder.

Von Klaus Pokatzky | 17.08.2012
    Ich sage nur Flughafen. Ich sage nur Berlin. Ich sage nur Bildung. Wer schlecht ausgebildet ist – der kann auch keine Flughäfen bauen. Berlin liegt auf dem vorletzten Platz, wenn es um das Bildungssystem geht. Das haben uns jetzt die Arbeitgeber mit einer Studie erklärt. Bayern ist auch nur auf Platz Vier gelandet. Da passt es gut, das gerade jemand einen Roman verfasst hat, in dem Bayern seine Unabhängigkeit erklärt und aus der Bundesrepublik Deutschland austritt. Wilfried Scharnagl ist der Autor.

    Journalisten haben akribisch recherchiert und herausgefunden, dass sich dahinter der prominente CSU-Politiker gleichen Namens verbirgt. Ach so. Das ist ja gar kein Roman. Das Jodeln für die bajuwarische Unabhängigkeit zum dritten Futur nach Sonnenuntergang ist ein Sachbuch. Das mit dem Roman war jemand anders. Per Johansson heißt der Mann, 1962 in Malmö geboren. Sein Krimi "Der Sturm" erscheint nächste Woche. Darin wird ein deutscher Chefredakteur in Schweden brutalstmöglich ermordet, der Frank Schirrmacher von der "Frankfurter Allgemeinen" sein soll.

    Per Johansson aus Malmö gibt es aber gar nicht, wie der S. Fischer Verlag und der Ghostwriter jetzt zugaben: Hinter dem Pseudonym steckt Thomas Steinfeld, 1954 in Leverkusen geboren, Feuilletonchef der "Süddeutschen Zeitung". Die erscheint in Bayern, das jetzt unabhängig werden soll, und dann kostet die "Süddeutsche" zwei Gulden, 20 Kreuzer. Eine Racheakt unter Journalistenkollegen sei das keinesfalls, heißt es. Auf jeden Fall ist schon interessant, dass ein Feuilletonist mit alphaften Tötungsfantasien sich in seinem Pseudonym gleich acht Jahre jünger machen muss.

    Das ist der nackte Jugendwahn. Und der soll doch jetzt vorbei sein. Jedenfalls fordern das Bildungsexperten, die gegen die sogenannte Bologna-Reform sind.

    Bologna gehört zu Italien, wenn es nicht schon seine Unabhängigkeit erklärt hat. Mit der Bologna-Reform sollte ein einheitlicher europäischer Hochschulraum geschaffen werden. In Deutschland hat das dazu geführt, dass halbe Kinder auf Deubel komm raus auf Bachelor- und Masterstudiengänge studiert haben. Und dann auf einmal zwanzigjährige Fertig-Akademiker durch deutsche Unternehmen irrten und wirrten. Da hat die deutsche Wirtschaft nix von. Deshalb macht die ja ihren eigenen Bildungsmedaillenspiegel, wo Berlin ganz weit hinten ist und Bayern nur auf Platz vier.

    And: The Winner is – Sachsen! Die Preußen müssen aber nicht verzweifeln. Auch "Is was?!" ist in dieser Woche investigativ tätig geworden und hat den einzig echten und wahren deutschen Medaillenspiegel zu den Olympischen Spielen investigiert, der vom Deutschen Olympischen Sportbund unter strengstem Verschluss gehalten wird. Hier ist er auszugsweise:

    Von allen deutschen Goldmedaillen in Einzel- und Mannschaftswettkämpfen entfallen auf das Königreich Preußen drei, ein Drittel, drei Siebzehntel Goldmedaillen. Auf das Kurfürstentum Sachsen nur eine und eine Viertel. Und auf das Kurfürstentum Bayern eine Halbe, eine Neuntel und vier Siebzehntel. Das freie Reichsdorf Bad Soden am Taunus hat übrigens eine und eine Fünftel Goldmedaille. Aber das wird uns ja alles verschwiegen. Darüber sollte man mal ein Buch schreiben. Am besten unter dem Pseudonym Per Scharnagl-Schirrmacherson.