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Is Was?

Die altehrwürdige "Frankfurter Rundschau" hat Insolvenz angemeldet. Das einstige Pflichtblatt der Linken dürfte kaum jemand vermissen. Das gilt auch für die Piratenpartei. Nach ihrem Scheitern bei der Bundestagswahl wir es so sein, als wäre sie nie da gewesen.

Von Klaus Nothnagel |
    Gibt es ein Leben nach dem Tod? Die einen sagen so, die andern sagen so. Bloß der Geschäftsmann hat Gewissheit, - er nennt das Phänomen "Insolvenz". Auch die Insolvenzlerin der Woche lebt erstmal weiter: die altehrwürdige "Frankfurter Rundschau", vor der Erfindung der "taz" das Pflichtblatt der Linken, in den letzten Jahren aber von Schwindsucht gepeinigt.

    Der drolligste aller Rettungsversuche: Der Verleger der Berliner Zeitung kaufte die Frankfurter Rundschau - und wer sich als widerwilliger Leser des Berliner Blatts mal testweise die Frankfurter Postille dazu kaufte, konnte dann mehrere Artikel in der Rundschau lesen, die ihn in der Berliner Zeitung schon gelangweilt hatten. Und jetzt bittet der vorläufige Insolvenzverwalter, die Rundschau weiterhin zu kaufen, damit Geld fürs ordnungsgemäße Insolvieren in die Kasse kommt. Das wird nix. So kann man höchstens Leser an ein Blatt binden, die keine anderen Zeitungen kennen. Um die Arbeitsplätze, die demnächst wegfallen, tut's einem leid. Aber die Zeitung wird kaum jemand vermissen.

    Das Gleiche gilt für die Piratenpartei: Nach ihrem Scheitern bei der Bundestagswahl 2013 - ich leg mich mal auf 2,9 Prozent fest! - wird es so sein, als wäre die Partei nie da gewesen. Aber jetzt, in der Anfangsphase der Agonie, sorgen die lustige Computer-Kastenköppe noch für Spaß. Kürzlich veranstalteten die Piraten einen Kuschelkongress in der eigens angemieteten Bielefelder Mehrzweckhalle. Ein großes Bällebad mit rund 17.000 bunten Kugeln wurde aufgebaut, cremefarbene Sofas hingestellt, Liegestühle vor Fototapeten platziert - zur Verbesserung der innerparteilichen Kommunikation. Piratinnen und Piraten sprangen hurtig ins Bällebad, lagen lässig im Liegestuhl und spürten, wie die Kommunikation sich besserte. Nur 2400 Euro sollte die Sause kosten; leider wurden es dann 28.000, für die sich der Organisator des Ganzen allerdings auch noch Visitenkarten hatte drucken lassen, mit dem Titel "Eventmanager der Piratenpartei". Wie der Hochstapler überhaupt zu seinem Posten gekommen war, wusste später keiner mehr. Kein Wunder, dass die anderen Parteien sich abgewöhnt haben, die Piraten madigzumachen. Das machen die am besten selbst.

    Ein furchtbarer Kulturkampf zwischen Bauernverband und Kirche droht neuerdings in Niedersachsen. Protestantische Pfarrer haben von der Kanzel herab wider die Bauern gepredigt. Wofür man denn zum Erntedankfest noch danken solle angesichts der miesen Nahrungsqualität durch die industrielle Landwirtschaft, fragten die Geistlichen. Sofort befahl der Bauernverband - in Niedersachsen Landvolk genannt - seinen Mitgliedern, Meldung zu machen, wenn weitere "unsachliche Kritik" an industriell gefertigter Nahrung und schnöder Massentierhaltung gepredigt werde. Niedersachsen, das Mutterland der Hühnerquälfabriken - immer für einen Lacher gut!

    Sag ich abschließend noch was zum 0:0 gegen die Niederlande? Kaum. Ich hab mich königlich gelangweilt. Gut, dass Jogi Löw hinterher die Güte des Spiels herbeierklären konnte! Das geht jetzt alles seinen Gang - bis zum ehrenvollen dritten Platz bei der WM 2014...