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Is' was?

Die Piratenpartei lernt die Opposition und Christian Wulff abzusetzen, wäre sehr teuer. Aber in dieser Beziehung sollte sich die deutsche Bevölkerung ohnehin lieber ein Beispiel an Nordkorea nehmen.

Von Klaus Nothnagel |
    Piratenpartei: Gerwald Claus-Brunner ist enttäuscht und frustriert. Claus-Brunner, das ist der Abgeordnete der Berliner Piratenpartei, der immer in Klempnerlatzhose und mit Feudel aufm Kopp rumläuft – und seine Trauer, die er sicher getwittert oder gefacebookt hat, hört sich so an: "Wir versuchen, Dinge zu ändern, laufen aber gegen Wände. Diese Macht-Arroganz der anderen Parteien ist frustrierend".

    Ja - das muss furchtbar sein!

    Ich will dem Mann ja nicht reinreden,- aber dass man als Abgeordneter gegen Wände läuft, dass die anderen Parteien nicht auf das hören, was man sagt – das nennt man OPPOSITION. Kann Claus-Brunner mit seinen erst 39 Jahren noch nicht wissen.

    Christian Wulff: Würde man weiter wettern gegen Wulff, würde die Würde des Amtes dann zerbröseln? Die Frage stellt sich ja zum Glück nicht mehr. Denn durch die würdige und wahrscheinlich wahrheitshaltige Erklärung unseres Bundespräsidenten ist die Debatte beendet! Muss auch. Denn was viele Bürgerinnen und Bürger nicht wissen: Ein pensionierter oder zurückgetretener Präsident bekommt bis zum Lebensende 200.000 Euro im Jahr, zuzüglich, 78.000 Euro Aufwandsentschädigung.

    Durchschnittliche Lebenserwartung für deutsche Männer: 77 Jahre. Aus Respekt vor der Präsidialwürde hauen wir noch mal fünf Jahre drauf und wünschen dem Präsidenten 82 erfüllte Lebensjahre. Christian Wulff ist ein junger Dachs von 52 Jahren. Das würde dann insgesamt - ich habe es schriftlich ausgerechnet - etwas über 8 Millionen kosten! Nur mal angenommen, Joachim Gauck wäre Präsident geworden und es nicht geblieben: zwei Millionen! Warum? Gauck ist schon 70. Ich denke, wir sollten vorsichtshalber vor der nächsten Bundespräsidentenwahl mal Umschau halten unter den 65- bis 75-jährigen. Da findet sich ein toller Kandidat. Eine Frau kann es leider weiterhin nicht werden: Frauen haben eine höhere Lebenserwartung und liegen mithin im Rücktrittsfalle dem Steuerzahler länger auf der Tasche.

    Kim Jong Il: Ich bin den Tränen nahe: Kim Jong Il ist tot. 650.000 Dollar im Jahr soll der nunmehr dahingeschiedene geliebte Führer Nordkoreas für Cognac ausgegeben haben – ein schweres Amt ganz ohne Drogen zu führen, ist heute eben fast unmöglich. Auch gibt es Zeitgenossen, die glaubwürdig behaupten, der schwammige kleine Mann mit den hochhackigen Schuhen und der affigen Kappe habe, statt zu regieren, dauernd Filme gesehen in seinem Privatkino; Nackttänzerinnen seien um ihn herumgehopst, während er sich mit Sushi und Pizza nudelte.

    Trotzdem werfen sich auch heute, sechs Tage nach dem Verblassen des Führers, in Nordkorea noch Tausende von Menschen weinend zu Boden.

    Ich finde, das deutsche Volk sollte sich am nordkoreanischen ein Beispiel nehmen und die vielen kaltherzigen Kommentare, die zum Schicksal unseres Bundespräsidenten schon zu hören waren, tränenreich bereuen. Auch ich sehe jetzt ein: "Nicht alles, was juristisch rechtens ist, ist auch richtig." In diesem Sinne: Frohes Fest allerseits!