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Is was?! Aufreger der Woche
Gib mir mein "Hú!" zurück

Wem gehört das isländische "Hú"? Wem die französische Eisenbahn? Und in wessen Händen sind Facebookdaten gut aufgehoben? Die Frage nach Recht und Ordnung stellt auch der konservative Flügel der Union, dem die noch konservativere Konkurrenz aus den eigenen Reihen gerade die Show stiehlt.

Von Sigrid Fischer | 06.04.2018
    Islands Fans feiern WM-Qualifikation ihrer Nationalmannschaft.
    Mit dem Schlachtruf "Hú!" wurden die Isländer bei der Fußball-EM 2016 zum Publikumsliebling (Peter Kneffel, dpa picture-alliance)
    Erinnern Sie sich?
    Hú!
    Fußball-EM 2016, Island, Schlachtruf:
    Hú!
    Ein monatelanger Streit darüber, wem dieses "Hú" gehört, ist jetzt beendet. Ein Shitstorm via Facebook hat den Isländer, der sich das Markenrecht darauf hatte patentieren lassen, zur Einsicht gebracht. Das "Hú" gehört wieder allen. Endlich mal zu was gut, dieses Facebook, dachte man schon - aber der Mann wurde bedroht, Adresse und Telefonnummer veröffentlicht von der gesichtslosen Meute. Dann bleibt's wohl beim "don't like" für das digitale Phantomfreunde-Sammelalbum. Übrigens: Wer jetzt Sorge hat, dass auch seine Daten in falsche Hände geraten sein könnten - nur die Ruhe: Eure Daten waren schon immer in den falschen Händen, nämlich in denen von Raubritter Zuckerberg.
    "Haltet durch!"
    Auch die Eisenbahn soll weiterhin allen Franzosen gehören, dafür kämpfen gerade die SNCF-Streiker. Die sehen britische und deutsche Verhältnisse am Ende des Reformtunnels. Aber die wollen sie nicht, und das verstehen wir nur zu gut. "Haltet durch, Ihr tapferen Gallier!" möchte man ihnen deshalb zurufen. Zu dumm nur, dass Staatspräsidenten nicht Zug, sondern Limousine fahren.
    Oh, ich höre es schon aus dem tiefen Bayern raunen: "Corso! Linke Propagandahöhle!" Mit dieser Wortkreation sprang Dobi Dobrindt seinem Law-and-Order-Kumpel Jens Spahn diese Woche zur Seite. Die Jungs sehen ja überall im Land rechtsfreie Räume und Gesetzlosigkeit - wie im Wilden Westen, beziehungsweise wie an der mexikanischen Grenze. Sie reden von "Recht und Ordnung".
    "Vater, Mutter, Kind"
    Man glaubt es kaum, aber noch konservativere Konkurrenz stiehlt dem Jens gerade die Show: Ein Manifest der selbsternannten Werteunion will unter anderem: Vater, Mutter, Kind. Und keine Schwulenehe. Haben die sich etwa auch den Slogan zu eigen gemacht, der seit kurzem via Twitter kursiert und schon auf T-Shirts steht? "Lebe so, dass Jens Spahn etwas dagegen hätte". Rein rechtlich kein Problem, der Urheber hat den Satz zur allgemeinen Nutzung freigegeben. Übrigens auch der hier ist noch frei:
    René Springer: "Wir sind gegen den Familiennachzug."
    Den Satz hat sich die AfD noch nicht patentieren lassen. Den kann also auch Innenminister Horst bedenkenlos aussprechen. Dazu vielleicht aber dann noch das Parteibuch austauschen, dann ist endlich Ruhe auf der Regierungsbank.
    Hú! Hú! Hú!