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Is was?! Aufreger der Woche
Verprellte, Versprecher, Vollstrecker

Keine leichte Woche für Journalisten. Fragen stellen war nicht unbedingt erwünscht, Spitzenpolitiker interviewen sich jetzt nämlich gegenseitig und Nobelpreisträger sprechen sowieso für sich. Eine Frage muss aber erlaubt sein: Soll man dem Brexitdeal schon wieder auf den Leim gehen?

Von Sigrid Fischer | 18.10.2019
Der Autor Peter Handke im Portärt.
Der neue Literaturpreisträger Peter Handke reagiert verschnupft auf Kritik von Saša Stanišic und von Journalistenseite. (picture alliance / dpa / Tobias Hase)
Ach guck mal, sind sie nicht süß?
Ralph Brinkhaus: "Liebe Angela." - Angela Merkel: "Ja, lieber Ralph."
Ja, Ihr Lieben, da habt Ihr Euch ein echt cooles neues Internet-Interview-Video-Format ausgedacht, wo Ihr zeigt, dass so alte Parteischleppkähne wie CDU und CSU voll auf der digitalen Höhe schwimmen. Parteikollege fragt Parteikollegin vor Bücherwand – wow! Da sind vor allem auch die Fragen so schön angenehm.
Brinkhaus: "Liebe Angela, schön, dass wir das Interview heute führen können." - Merkel: "Ja lieber Ralph, da bin ich auch sehr dankbar dafür."
Das ist die neue Debattenkultur. Streitbar-kritisch-investigativ? Geh mir weg, das war gestern. Andere drücken das etwas direkter aus.
Peter Handke: "Ich hasse den Journalismus."
Keine Buchseite vor den Mund
Peter Handke nimmt keine Buchseite mehr vor den Mund. Als Literaturnobel-Ppreisträger muss man sich doch nicht von einem dahergelaufenen Heimatschreiberling aus Bosnien – bäh, eh bashen lassen.
Saša Stanišic: "Mich erschüttert so was, dass so was prämiert wird."
Erschütterung beim Deutscher Buchpreis-Träger über "so was", also die erschütternden Teile im Handke-Werk. Da darf man doch mal nachfragen.
Peter Handke: "Ich bin nicht hier für diesen Scheißdreck, auf diesen Scheißdreck zu antworten. Und jetzt verschwinden Sie sofort, bitte."
Okay, okay. Ach, die Künstler, die haben Narrenfreiheit. So eine Wortwahl kann sich nicht jeder Verprellte öffentlich erlauben, es muss auch dezenter gehen.
Queen Elizabeth: "My Lords and members of the house of commons."
Marionetten-Queen und Brexit-Deal
"Her Majesty" krächzt sie raus, die Erklärung für eine Regierung, die es mangels Mehrheit quasi gar nicht gibt. Im Hermelin auf dem Goldthron, als Marionette am Faden des Brexitvollstreckers Johnson. Ein schönes Neuwahlkampfvideo hat der da jetzt, für den Fall der Fälle.
Jean-Claude Juncker: "We have a deal."
Jaja, Jean-Claude, erst wenn es heißt: "Hurray, es ist ein Brexit!" kommen wir noch mal drauf zurück. Bis dahin sorgen wir uns um die eigenen Wahlkämpfer.
Christian Lindner: "Wir sehen jetzt in Thüringen eine völkerrechtswidrige Invasion."
LWP - LandtagsWahlPanik
Thüringen und Syrien verwechseln, die Panik vor der Landtagswahl nächste Woche muss sehr groß sein – nicht nur bei der FDP. Da sprechen wir uns jetzt noch mal gaaaaanz doll Mut zu.
Brinkhaus: "Liebe Angela." - Merkel:"Ja, lieber Ralph."
Und tschüss – bis übernächsten Sonntag.