
Es weihnachtet sehr. Sicher, früher war mehr Lametta, aber Freundlichkeit und Nachsicht prägen diese Vorweihnachtstage. Richtig generös gibt sich Wladimir Putin. Der "Spiegel" hatte ihn Anfang der Woche als "Halbstarken" bezeichnet, klar, dass der Putin da in die Knie geht und eine Amnestie verkündet. Da vergibt der russische Regierungschef also großzügig Sünden, während unsere Regierungschefin Ministerposten vergibt. Genauso großzügig. Zuvor ward der Koalitionsvertrag - von allen Seiten billig - Quatsch von allen Seiten gebilligt, von den Profis wie von der Leyen, dann wurde fix klargemacht, wer was werden darf.
Die Stellenausschreibung fürs Ministerwesen war zwar nicht öffentlich - Schwamm drüber - aber dafür war Fachkompetenz kein Hinderungsgrund. Besser: Wäre kein Hinderungsgrund gewesen. Es ging ja mal wieder auch so. Und im Parlament? Rund 80 Prozent Regierende. Das ist die GroKo, andere kriegen darum das Groko. Was das heißt, sag' ich nicht, jedenfalls nicht Große Koalition. Unser Bundespräsident gedachte bereits der Opposition. Diese gehöre (Zitat Gauck) "zu den Essentialia unseres parlamentarischen Systems".
Nun bin ich weit davon entfernt zu wissen, was "Essentialia" sind, weiß aber immerhin: Essenzen sind Flüssigkeiten, oft medizinischer Art, die man schluckt und dann iss gut.
Die Opposition gibt es nun wieder außerparlamentarisch. "Wir sind die APO", tönt "Bild"-Chef Kai Dieckmann, und er jauchzt und frohlockt, man werde der Regierung auf die Finger hauen, schmerzvoll und ohne Gnade.
Noch ein Halbstarker mehr in Europa. Da passt es ins Bild, wenn bei der Post bald Drohnen die Weihnachtsgeschenke bringen. "Duckt euch, Kinder! Der Briefträger kommt". Tss, halbstark.
Noch ein Wort zur SPD? Nee. Ist ja alles prima bestellt in Willy Gansbraten. Nee: In Willy Brandts Garten - muss es heißen. Geburtstag war: 100 Jahre Willy Brandt. Überraschenderweise nicht 100 Jahre alt wurde diese Woche Keith Richards. Aber man sieht dem Stones-Gitarristen nicht an, dass ihm noch 30 Jahre zur 100 fehlen. "Wie konnte es eigentlich so weit kommen", wunderte sich die "Süddeutsche Zeitung", "dass diese abgewohnte Vogelscheuche ihr eigenes Leben überstanden hat."
Na na na, solche Äußerungen sich bitte mal schenken! Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit. Der Zeit der Freundlichkeit, Nachsicht und Amnestie. Ja, sogar die Rundfunkbeiträge sollen gesenkt werden. Um über 70 Cent im Monat. Was niemandem nutzt. Die andere Möglichkeit wäre gewesen: Ich erhalte die überzähligen paar 100 Millionen. Man hat sich anders entschieden, ich bedaure das, aber bald ist Weihnachten, bitte. Nix zu danken. Ich gebe gern.