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Is‘ was?!
Der satirische Wochenrückblick

Fast hätte man Christian Wulff vergessen - hätte er nicht eine jugendlich-heitere Note ins höchste Staatsamt gebracht. Blechern hingegen ist Angela Merkel, die Briten mögen sie trotzdem. Und apropos Metall: Der nächste Präsident der Ukraine heißt vielleicht Dr. Eisenfaust. Verrückter ist nur, warum ein Berliner Karnevalsprinz ins Aachener Exil fliehen musste.

Von Klaus Nothnagel |
    Angela Merkel empfängt den Bund Deutscher Karneval, Gruppenfoto
    Half auch nichts: Der geschasste Karnevalsprinz Eddi I. (stehend, zweiter von links) zu Besuch bei der blechernen Lady Angela Merkel (dpa/picture alliance/Britta Pedersen)
    Ich bin so froh. Unser Ex-Bundespräsident, den ich ohne seine eleganten Gerichtsauftritte wohl längst vergessen hätte, ist also doch kein Gesetzesbrecher. Dass er eine, sagen wir, manchmal etwas eigenwillige Interpretation des Begriffs “Wahrheit“ und vielleicht nicht das feinste Händchen für die Medien hat - vergessen wir's. Schließlich stehen einige Medien jetzt deutlich blöder da als der freigesprochene Wulff. Ich schlage vor, wir treten die Illusion von der BILD-Zeitung als Speerspitze des investigativen Journalismus zügig in die Tonne. Von Christian Wulff dagegen bleibt immerhin, was ich gestern in einer Zeitung las: "Er hat dem höchsten Staatsamt eine jugendlich-heitere Note gegeben". Nein, ich lache nicht. Selbstdisziplin!
    Wer sich für die Zukunft der Ukraine schönste Hoffnungen macht, muss schon ein gnadenloser Optimist sein. Aber immerhin: Dr. Eisenfaust kandidiert für die Präsidentschaft, Klitschko, der Mann, der 87 Prozent K. o.-Siege hatte, der Mann, der den Mumm hatte, für etwas so abscheuliches wie die "Milchschnitte"Werbung zu machen, der Mann, der als Redner so sprüht, so mitreißt wie Angela Merkel - und aus der ist schließ-lich trotzdem was geworden!
    Sehr verdächtig übrigens, dass die Kanzlerin anlässlich ihres Großbritannienbesuchs von 32 der Prozent der Briten als zweitbeliebteste Politikerin nach David Cameron genannt wurde. Gut ein Drittel der Briten mag Merkel. Nostalgie? Sehnsucht nach der "eisernen Lady"? Obacht, Briten: Merkel hat soziale Grausamkeiten wie Margret Thatcher nicht annäherndim Repertoire! Ihr hängt Euer Herz an eine blecherne Lady, wenn Ihr Merkel mögt!
    Zum Schluss noch etwas Bestürzendes. Ist es wieder so weit in Deutschland, dass gekrönte Häupter ins Exil müssen? Eddi I., Berliner Karnevalsprinz, hat Asyl in Aachen erhalten, wird dort mit Prinzessin Katharina einen eigenen Wagen bekommen - einen umjubelten Wagen! Wer wäre in Aachen nicht entzückt von einem Berliner Prinzenpaar? Nach dem Westen absetzen musste sich seine Eddischaft, weil in Berlin der Karneval abgesagtwurde. Verboten. Grund: Lärmbelästigung. Merkwürdig, 13 Jahre sind die Diaspora-Frohsinnler durch Berlin gezogen, kein Berliner hat davon gehört; erst weil damals die Love Parade achtmal so laut war, später, weil das Karnevalszüglein zu klein für richtigen Lärm war. Die Unterdrückung des Karnevals im traditionell innig karnevals-begeisterten Berlin kann nur einen Grund haben: Das Amt hat den Antrag offenbar nicht im üblichen Verwaltungsprozedere bearbeiten können; und zwar vermutlich - wie kürzlich in anderer Sache von einer Berliner Behörde beschieden - aus kapazitären Gründen. KAPAZITÄR - schöner kann ein deutsches Amt nicht sprechen! Alaaf und helau!