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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Deutschland darf in Brasilien bleiben, Jogis Jungs haben es ins Achtelfinale der FIFA Fußball-WM geschafft. Ein Düsseldorfer Raucher hingegen darf nicht bleiben, er muss nach 40 Jahren seine Wohnung verlassen. Und wer künftig in Brüssel bleiben oder gehen darf, das ist noch nicht entschieden.

Von Klaus Pokatzky | 27.06.2014
    Friedhelm Adolfs raucht demonstrativ vor dem Düsseldorfer Landgericht.
    Nach 40 Jahren muss der Raucher Friedhelm Adolfs seine Wohnung verlassen. (dpa / picture alliance / Rolf Vennenbernd)
    Möchten Sie eigentlich lieber mit einem starken Raucher oder einem echten Säufer unter einem Dach wohnen? Oder doch lieber mit einem zahnfesten Beißer? Also mit so einem wie dem Luis Suarez? Der weiß zwar nicht, wie die Fußballregeln gehen, aber der hat wohl nachgeschlagen, warum im Rahmen der Evolution das scharfe Affengebiss auf uns Menschen übergegangen ist, als wir vom Baume herunter ent-primatisierten. Der Kurzhosen-Vampir aus Uruguay, der die Italiener weggefletscht hat, ist ein Wiederholungsbeißer und jetzt erst mal für so viele Spiele gesperrt, dass er unseren deutschen Jungs in Brasilien nicht mehr an die Haut kann – aber vielleicht sollte die FIFA anordnen, dass er überhaupt nur noch mit einem Maulkorb vor den Zähnen spielen darf.
    Wir liegen bei der Fußballweltmeisterschaft ja richtig gut da. USA gegen Deutschland war wegen Jogi gegen Klinsi Deutschland gegen Deutschland. Da konnten wir nur gewinnen. Und wenn die Niederländer so weiterbolzen, dann ist noch mal ein Deutschland dabei, wenn wir das in den Grenzen von 1647 berechnen. Damals lag Deutschland nach fast dreißig Jahren Krieg bekanntlich am Boden.
    Heute haben wir Europa merkelisiert und wenn unsere Angela den Luxemburger Jean-Claude Juncker als EU-Kommissionspräsidenten durchkriegt, sitzt wieder einer aus deutschen Landen auf Europas erstem Throne; nach den Grenzen von 1647. Der Juncker ist ein echt sympathischer Typ und er wird noch menschlicher, wenn das stimmt, was das britische Müllblatt "The Sun" jetzt behauptet: dass er nämlich ein sehr gesundes Verhältnis zum Vollrausch hat. Die "Sun" ist ja ein Zentralorgan des Primatentums und jetzt wahrscheinlich ganz gierig auf die Teile der Krankenakte von Michael Schumacher, die jemand geklaut und den Medien für 60.000 Franken angeboten hat. Übrigens auch eine deutsche Währung, in den Grenzen von 1647.
    Als der Mensch noch viel früher vom Baume kletterte, hat er sich Zeitungen wie die "Sun" zwar nicht alpgeträumt, aber er hat sich schnell den Alkohol zum Freunde gemacht, und endlich auch das Rauchen gelernt. All das, was das Leben lebenswert macht; und was eine immer lustlosere Welt ausrotten will. Nach 40 Jahren Rauchen und Wohnen in derselben Wohnung soll nun ein Düsseldorfer auf die Straße gesetzt werden. Das ist ein Skandal. Der Mann hätte vielmehr das Bundesverdienstkreuz verdient. Er zahlt irrinnige Summen an Tabaksteuern, mit denen die Verteidigungsbereitschaft unseres Landes gewährleistet und der Kampf gegen den Terrorismus gesichert wird; und opfert auch noch seine Lunge, stirbt also früher und fällt unserem Gesundheits- und Pflegestaat nicht noch im Alter jahrzehntelang zur Last, wie das all die Tabaksteuerhinterzieher tun, die hundert werden.
    Außerdem hat er seine Wohnung nicht richtig gelüftet und seine Aschenbecher nicht geleert - sodass auch all seine Mitbewohner was davon hatten, die zu geizig für einen guten Lungenzug sind. Wenn wir uns jetzt mal vorstellen, dass der Mann, der Michael Schumachers Krankendokumente geklaut hat, Nichtraucher und Antialkoholiker ist: Dann würden wir ihm wünschen, dass er in das Düsseldorfer Qualmhaus eingesperrt wird und Jean-Claude Juncker als Nachbarn bekommt. Und vor allem noch Luis Suarez dazu – aber ohne Maulkorb.