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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

In Leipzig versammeln sich zurzeit gläubige Laien zum 100. Katholikentag. Die AfD darf nicht dabei sein. AfD-Abgeordnete Frauke Petry ist eh mit anderen Dingen beschäftigt. Gerade wird gegen sie wegen Falschaussagen vor einem Landtagsausschuss ermittelt. Auch der Papst bleibt zu Hause und freut sich wahrscheinlich schon darauf, bald vor seiner Haustür Burger von McDonalds zu essen.

Von Klaus Pokatzky | 27.05.2016
    Frauke Petry beim AfD-Bundesparteitag
    Frauke Petry beim AfD-Bundesparteitag (dpa/ Marijan Murat)
    Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. So wie McDonald's. Der Experte für exquisite kulinarische Genüsse will jetzt endlich eine Filiale um die Ecke vom Vatikan eröffnen. Darauf warten die Päpste und Kardinäle da schon seit Jahrhunderten. Jetzt kriegen sie endlich und kurz vor dem Fegefeuer was Nahrhaftes und müssen sich nicht mehr nur an dünnen Hostien laben - die ja keine solide Basis im purpurnen Magen sind, wenn da reichlich Messwein nachgekippt wird.
    Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. Das ist der wichtigste zweite Glaubenssatz für jeden Christen, bei dem Jesus keinen Spaß kannte: kommt direkt nach dem Glauben an Gott. Also lieben wir jetzt mal die Österreicher. Ihr lieben Ösis: Danke für Euren ersten grünen Präsidenten Europas. Küss die Hand, gnä‘ger Herr - und darauf in den nächsten Heurigen, nicht ins McDonald's. Dieser Wiener Professor macht einen sehr klugen Eindruck. Fast so klug wie Beatrix von Storch.
    Von Falschaussagen und Computermäusen
    Das ist die AfD-Abgeordnete im Europäischen Parlament, die ihre Computermaus liebt wie sich selbst und ihren Nächsten - so lange der keine schwarze Haut hat oder Muslim ist oder am Ende noch beides. Wir erinnern uns: Als die bei Facebook gepostet hat, dass auch auf schwarze Frauen und muslimische Kinder an unseren Grenzen geschossen werden könnte, war es am Ende ihre Computermaus, auf der sie abgerutscht war.
    Du sollst auch Frauke Petry lieben wie Beatrix von Storch. Fällt mir gar nicht schwer. Vor allem jetzt, wo die Staatsanwaltschaft gegen die sächsische AfD-Landtagsabgeordnete Petry wegen Falschaussagen vor einem Landtagsausschuss ermittelt. Die Frau Petry ist aber total unschuldig. Garantiert. Ihre Aussagen hat sie gar nicht gemacht. Das war ihre Computermaus; haben die anderen Abgeordneten nur nicht gemerkt.
    Frau Petry liebt ja die Pegida so wie sich selbst. Pegida sind die, die in der Weihnachtszeit in Dresden erst christliche Weihnachtslieder gröhlen - Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst - und anschließend genauso leidenschaftlich hasserfüllte Parolen gegen ihre Nächsten singen: wenn es sich dabei um muslimische Frauen und schwarze Kinder handelt.
    Pegida: Total gestört oder total antichristlich?
    Wäre das hier nicht der satirische Wochenrückblick, würde ich jetzt sagen: Diese Pegida-Leute sind entweder total gestört oder genauso total antichristlich; sie verhöhnen den christlichen Glauben und besudeln Jesus Christus. Sage ich aber nicht; ich muss ja satirisch sein. Deshalb missbillige ich auch aufs Schärfste, dass die Pegida-Partnerpartei AfD nicht auf dem Katholikentag in Leipzig auftreten durfte. Dass die Antichristen Propaganda machen, dafür ist so ein Katholikentag doch da - oder? Habe ich da was missverstanden?
    Allerdings: Die Katholikentagveranstalter müssten einen solchen AfD-Auftritt bei sich als schwere Sünde beichten - und dann als Buße so viele "Vater unser" und "Gegrüßet seist Du Maria" beten, dass sie in den nächsten Jahren gar keine weiteren Katholikentage mehr organisieren könnten. Aber das ist eben die Kehrseite, wenn man den Nächsten liebt wie sich selbst. Andererseits: Man sollte sich selber ja auch so lieben wie seinen Nächsten! Vielleicht dann doch besser nicht die Antichristen auf den Katholikentag holen - und stattdessen lieber mit dem Papst einen Burger bei McDonald's teilen.