
Tata – 11.11., jetzt beginnen die fröhlichen Zeiten. Weg mit all der Trumpsal: "Da draußen, da steht der Donald, wolle wer ne reinlasse?" Tja, die Frage stellt sich ja nun nicht mehr. Deshalb, nach vorne schauen und das Positive zusammenkratzen, das sich in seiner Wahl finden lässt: Für alle TTIP-Gegner ist jetzt schon Weihnachten. Und wenn er mit Wladimir Wodkaabende veranstaltet, kann vielleicht sogar Edward Snowden hoffen, dass dabei so ab drei, vier Promille eine günstige Lösung für ihn rausspringt.
Auch sein geografisches Unvermögen kann die politische Weltlage ganz neu aufmischen: äh, Syrien? Irak? Brüssel? Kenn ich nicht, diese Länder, halt ich mich raus. Und wer weiß, so ein Intuitionspolitiker trifft vielleicht zufällig am Ende mehr richtige Entscheidungen als der Vollprofi.
Viel mehr Profi als gedacht
Obwohl Donald Trump viel mehr Profi ist, als man dachte. Denn: Erste Wahlversprechen hat er schon gebrochen. Auf einmal will er allen Amerikanern den Papa geben. Den "angry white men" kann schon mal jemand die Taschentuchpackungen reichen, für die bitteren Tränen der Enttäuschung, die bald aus ihnen fließen werden. Gegen das Establishment sein und dann einen Milliardär wählen, der sich mit seinen superreichen Kumpels auf der Regierungsbank breitmacht? Also '68 ging das irgendwie anders, mit dem "gegen das Establishment sein".
Ja und alle anderen? Müssen wir mal schauen, wie viel US-Flüchtlinge wir unterbringen können. Denn auch die Zahl der Asylanträge türkischer Bürger steigt ständig.
Obwohl die Gefängnisse längst überfüllt sein müssten, da passt keiner mehr rein, der dem großen Diktator nicht passt.
Na zum Glück ist die Elbphilharmonie gerade noch rechtzeitig fertig geworden, die bietet einigen Platz. 2.100 im großen, 500 im kleinen Saal. Und dann noch das Luxushotel oben drauf – "Hotel für ein besseres Ich" wird geworben. Wenn man das da wirklich findet, sollte man bestimmte Leute dort mal einchecken.
Das neue Ich des Sigmar Gabriel
Was in der amerikanischen Nacht etwas untergegangen ist: Ebenfalls in der Nacht auf Mittwoch hat der ehemalige Umweltminister Gabriel den Klimaschutzplan seiner Parteikollegin Hendricks torpediert, zusammen mit der Klimakanzlerin.
Energiewende, ökologische Industriepolitik, das war sein altes Ich. Sein aktuelles Ich steht stramm an der Seite der Wirtschaft, der man das alles nicht zumuten kann. Und sein zukünftiges Ich als Kanzlerkandidat der SPD will so sicher dem neuen US-Präsidenten die Hand reichen. Der leugnet den Klimawandel ja einfach, Hände vors Gesicht, huhu, wo bist du?
Im Sinne der guten deutsch-amerikanischen Beziehungen kann die Bundesregierung wahrscheinlich am Ende nicht anders, als sich ganz dieser Leugnungslinie anzupassen.
Sieht dann wohl auch schlecht aus für Michelles schönen Ökogemüsegarten hinterm Weißen Haus. Der wird bestimmt als erstes "zertrumpelt". Die Nachmieter sehen nämlich eher nach Fast Food aus und werden die Gärtner beauftragen, Cheeseburger und Chicken Wings aus dem Boden sprießen zu lassen. Und aus Michelles Gesundheitsprojekt "Let's move" wird bei Melania "let's go shopping".
Und wann hört endlich dieser Albtraum auf, den ich seit Mittwoch jede Nacht habe: Ich sehe, wie im nächsten Herbst die Geissens ins Kanzleramt einziehen. Halleluja!, lieber Leonard Cohen, das alles bleibt Dir nun zum Glück erspart.