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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Donald Trump pöbelt erst gegen einen CNN-Reporter und beleidigt dann Meryl Streep. Weitaus freundlichere Töne schlägt hingegen Hamburgs Oberbürgermeister an und zwar gegenüber der "Elphi". Und VW? Die stellen sich in Deutschland ahnungslos und geben sich in den USA reumütig.

Von Stefan Reusch | 13.01.2017
    Streep bei ihrer Golden-Globe-Rede
    Meryl Streep hat in ihrer Rede bei den Golden Globes Donald Trump kritisiert - ohne dessen Namen zu nennen. (imago / ZUMA Press)
    Vor einem Jahr waren sich alle noch einig: "Oje, der Trump - was'n das für'n Depp?" Dann hieß es auf einmal, man müsse Trump ernstnehmen, der werde ja womöglich US-Präsident. Ja lässt denn die Deppenhaftigkeit im Erfolgsfalle nach? Quatsch. Depp bleibt Depp, auch wenn seine Depandance wächst. Und nach dieser merkwürdigen Pressekonferenz jetzt ist klar; der hat den Pöbler nicht gespielt, der ist so. Und Hand aufs Herz: Warum sollte er eine Haltung aufgeben, die ihn ins höchste Staatsamt gehievt hat?
    Wer ihn kritisiert, wird zum Beispiel eine Hillary-Schranze genannt wie zu Wochenbeginn die Schauspielerin Meryl Streep. Zur Kunst hat Trump ein so inniges Verhältnis wie er es zu anderen Meinungen allgemein hat. Beides beleidigt ihn, ist ihm aber gleichzeitig egal (was auch eine Leistung ist).
    "Ich" sagte Trump - er sagt immer "ich", - "ich werde der größte Arbeitsplatzbeschaffer sein, den Gott je geschaffen hat." Und ließe eben jener Gott dies via Twitter dementieren, sagen wir mit Jesaja 41, Vers 24 "euch zu erwählen ist mir ein Gräuel" – es würde den designierten Präsidenten nicht kümmern. Gods own country wechselt gerade den Besitzer.
    Zwischen doof und reumütig
    Und Obama? Seine Abschiedsrede war nahezu perfekt, doch seine Regierungszeit ist nahezu Imperfekt. In den USA tritt nun an: eine weit weniger helle Seite der Macht.
    Trumponiertes Ansehen... Entschuldigung: ramponiertes Ansehen in den USA genießt Volkswagen. Aber– das muss man sagen - nach begangenen Verbrechen haben sich die Wolfsburger unverzüglich gestellt. Bei uns doof. In den USA zahlungswillig und reumütig. America's love, Amerikas Liebe für Volkswagen soll wieder entfacht werden. Gefühlsdieselei! Hauptsache: VW zahlt. 4,1 Milliarden Euro - und das ist nur die Geldbuße. Dafür allein könnte man 50 Elbphilharmonien planen und 5 davon sogar bauen. Schön, dass es bei einer "Elphi" geblieben ist. Und schön ist sie ja schon.
    Alle fanden es toll
    Und alle, na, fast alle waren begeistert, sogar Hamburgs erster Bürgermeister Scholz flippte im Rahmen seiner Möglichkeiten aus, schon vor der Eröffnung sah er Musiker, die wirkten "erleuchtet". Nun ist der Künstler Dienstleister, er darf ruhig erleuchtet wirken, muss sich aber gut anhören. Zitat: "Der Klang spreizt sich auf, verflacht dann, vieles dringt nicht mehr durch." So hörten sich Teile des Eröffnungsabends für Manuel Brug an, der aber, weil er in einer Tageszeitung, der "Welt" schreibt, auch schlichter formulieren kann: "Bernd Alois Zimmermanns bruitistische Photoptosis schneidet allerdings als metaphysisch greller Lichteinfall auch klanglich förmlich die Luft durch."
    Klingt nach schwerem Aua, die meisten fanden es aber toll.
    Dieses Phänomen kennt man ja von teuren Urlauben, die findet man auch toll. Immer. Andernfalls man ja der Blamierte wäre, also spielt man das Spiel um des Kaisers neue Kleider. Wenn alle, die dabei waren, mitspielen, geht's als Wahrheit durch, aber wehe, auch nur einer hört durchgeschnittene Luft.