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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

Ist es nicht ausreichend schrill, einen Baulöwen zum US-Präsidenten zu wählen? Aktuell versucht der rasende Präsident, sein Volk dazu zu erziehen, dass es die unschöne Modekollektion seiner Tochter kauft. Und was hat die deutsche Umweltministerin Hendricks geritten, als sie mit trübsinnigen Knittelversen die deutschen Bauern belehren wollte? Fragen über Fragen.

Von Klaus Nothnagel | 10.02.2017
    US-Präsident Donald J. Trump zusammen mit seiner Tochter Ivanka.
    "Kauft Ivankas Sachen" - Kellyanne Conways "Teleshopping" anmutende Werbung sorgte für ordentlich Kritik. Donald Trump mischte sich natürlich ein. (picture alliance / Shawn Thew / epa / dpa)
    Schon wieder muss Donald Trump sehr, sehr ungehalten sein. Die Wut twittert aus dem unappetitlichen Mann hervor wie üble Dünste aus der Imbissbude. Man hat, jammert Trump, seiner Familie Unrecht getan. Eine der Trump-Frauen - ich kann die lackierten Visagen nicht auseinanderhalten - hat eine eigene Modekollektion, die sich aber nicht mehr verkauft und daher von einer Kaufhauskette aus dem Sortiment genommen wurde. Trump schäumt öffentlich. Und nach der bekannten Regel, dass ein Blöder immer gleich einen Schwarm weiterer Blöder nach sich zieht, fordert auch noch Trump-Beraterin Conway im Fernsehen dazu auf, die Klamotten der Trump-Tochter zu kaufen. Sollte es nicht für jeden amerikanischen Kaufmann eine Ehre sein, an einem Produkt der Trumpfamilie pleite zu gehen?
    Neue Peinlichkeitsstandards
    Es ist schon sonderbar: Bisher dachten wir immer, ein Bundespräsident, der beim BILD-Chefredakteur Drohungen auf den Anrufbeantworter spricht, wäre der Gipfel der denkbaren Peinlichkeit im Politik- und Mediengeschäft. Jetzt setzt Trump neue Peinlichkeitsstandards - und der Mann ist erst am Anfang! - Wer sich mit Trump befasst, kann nicht nur mit ihm Ärger haben, sondern auch mit dem Deutschen Presserat, der ethische Standards in den Medien überwacht, zum Beispiel auch Rügen ausspricht – um die sich allerdings nie jemand kümmert. Zur Zeit liegen dem Deutschen Presserat 16 Beschwerden vor, weil DER SPIEGEL auf dem Titel eine Trump-Comicfigur zeigt, mit blutigem Messer und abgeschlagenem Kopf der Freiheitsstatue. Man vergleiche dadurch Trump mit dem sogenannten "Islamischen Staat", sagen die Beschwerdeführer. Ich darf mal präzisieren: Trump macht mit dem Symbol von amerikanischer Freiheit und Demokratie das, was der IS mit seinen wehrlosen Opfern macht. Und? Stimmt das etwa nicht? Haben wir nicht das Glück, solche Titelbilder gut finden zu dürfen, eben weil wir keinen Trump haben? Genau.
    Kalauer aus dem Umweltministerium
    Warum zeigen deutsche Politiker nie Humor? Sie haben sicher Angst, dann nicht mehr für voll genommen zu werden. In unserem bleiernsten Land ist man Kasper oder seriöser Funktionsträger, nie beides. Umweltministerin Hendricks hat gleich zwei Gründe, sich vom Humor fernzuhalten. Erstens ist sie Ministerin, kann also nicht witzig sein. Und zweitens fehlt Ihr das Talent dafür. Um auf Missstände in der Landwirtschaft hinzuweisen, ließ die Ministerin folgende Verse knitteln: "Zu viel Dünger, das ist Fakt, ist fürs Grundwasser beknackt" – schaurig humpelnder Versfuß, vom DDR-Schnickschnack "Das ist Fakt" ganz zu schweigen. Oder "Gibt's nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur" – wieso? Ich dachte, Hamster lieben Mais. Selbstverständlich haben sich allerlei Bauernfunktionäre - auch nicht gerade die Erfinder des Humors - über die Reimholperei beschwert. Aber nur die Bauern. Wo, bitte, sind die Germanisten, wenn man sie einmal braucht?