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Islamistenterror als Komödie

Four Lions - sind vier Islamisten, die in der schrillen Farce von Chrstiopher Morris boshaft und frech karikiert werden. Es schein ein erster Versuch, dem Terror, der unser aller Leben beeinflusst, einmal nicht mehr mit bierernsten Sicherheitsparolen zu begegnen, meint Rüdiger Suchsland.

Von Rüdiger Suchsland | 21.04.2011
    "Nein, setz dich richtig hin."
    "Das muss ernst wirken. Als ob Du es ernst meinst."
    "Nein, Quatsch. Der Akku ist gleich alle ... setz' Dich richtig hin."
    "Wer macht Mist, Ich mach keinen Mist, Bruder."
    "Nee, so kannst Du nicht sitzen"
    "Wieso kann er nicht so sitzen Barry?"
    "Geh und gucks' Dir an. So geht das nicht"
    "Wieso geht das nicht?"
    "Du doch nicht!"
    "Du machst alles richtig, Waj"
    "Nein"
    "Da ist nichts."
    "Nein natürlich nicht. Geh zurück und setz Dich hin. Du kannst Dich nicht selber dadurch angucken, Du Spast."
    "Dacht ich Du hast schon aufgenommen."
    "Nein, also: hinsetzen, hinsetzen!"


    Es geht schon schlimm los: Als sie für ihr geplantes Attentat ein Bekennervideo drehen wollen, geht für die vier Löwen so ziemlich alles schief, was möglich ist.

    Diese Szene mit ihrer kruden Mischung aus Absurdität und Geschmacklosigkeit, aus billigen Scherzen und gewagter Terror-Satire gibt das Muster vor für den Humorlevel, auf dem sich auch der Rest dieses Films bewegt. Die vier Löwen, dass sind Omar, Waj, Faisal und Barry, ein weißer islamischer Konvertit.

    Der britische Comedy-Star Chris Morris' wagt jetzt einen Tabubruch: In seiner Komödie "Four Lions" stellt er diese vier radikalen britischen Muslime ins Zentrum. Es sind ziemliche Trottel, die in ihren Reihenhäusern in Sheffield ein braves Spießbürgerleben führen. Aber eines Tages entschließen sie sich zum "Dschihad", zum "Heiligen Krieg" gegen die Ungläubigen. Sie planen, sich gemeinsam als lebende Bomben in die Luft zu sprengen.

    "Ich folge dem Ruf Bruder."
    "Was für ein Ruf?"
    "Ausbildungslager. Sie befördern uns."
    "Wir gehen hin."
    "Wieso bin ich nicht gerufen worden, sondern Du?"
    "Weil Du keinen Onkel in Pakistan hast, Barry. So weit ich weiß hast Du nen Onkel in Folkstone. Sind da etwa auch Ausbildungslager?"
    "Wir brauchen kein Lager. Wir sind ausgebildet und bereit. Auf irgendso'nen Bergspast, der uns erklärt, wie man Zünder baut, kann ich verzichten. Und auch auf einen verlausten Stinkepaki, der uns sagt, wann wir zuschlagen sollen."
    "Hast recht alter, wir schlagen zu, wann wir wollen."
    "Genau: Wo und wann wir wollen. Aber nur wenn Du so ein einsamer Trenchcoatmafiaspinner bleiben willst."
    "Wie meinst'en das?"
    "Ich meine: Entweder kannst Du so ein bescheuerter Null-Acht-Fünfzehn-Moslem sein, der sich auf der Toilette von Starbucks einen Sack Nägel durch die Därme sprengt. Oder Du kannst ein voll amtlicher Soldat sein, ein echter Mudschaheddin."
    "Ich bin schon ein echter Mudschaheddin."
    "Nein, bist Du nicht, Bruder. Dafür musst Du ein Schwert haben, das den Himmel berührt. Die volle Befehlskette und so. Bis nach oben."


    Warum sie das tun wollen, bleibt hier genauso im Dunkeln, wie die Biografie der vier. Dafür bieten der Bombenbau sowie die Vorbereitung zum Attentat, etwa eine Test-Sprengung einer Krähe Anlass zu einer merkwürdigen, schrägen Mischung aus Slapstick und allerlei Albernheiten. Diese bewegen sich meist eher an der Oberfläche ihres Gegenstands.

    Manchmal allerdings verwandelt sich das permanente Gelaber auch in geradezu fundamentalontologischen Tiefsinn, wie die folgende Diskussion über Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit anhand einer Mobiltelefon-SIM-Karte:

    "Die Polizei ortet Eure Telefone auch wenn die Batterie raus ist."
    "Echt?"
    "Echt! Die können Euch auch im Untergrund orten. Kapiert?"
    "Und auch wenn ich gar nicht da bin?"
    "Wo soll denn "da" sein?"
    "Weiß nicht."
    "Die sehen Dich überall."
    "Sehen die uns mit Kameras?"
    "Aus dem Weltraum, ja."
    "Mein Dad sagt, ich darf mich nicht filmen lassen, das ist Sünde."
    "Bei allem Respekt: Dein Dad isst Zeitung. Also vergiss es."
    "Nein, jetzt isst er Motten."
    "Du sagst es Bruder. Ich zeigt Euch jetzt, wie ihr verhindert, dass die Euch orten. Ist ganz einfach. Ihr esst die SIM-Karte."


    Aufregen können sich über so etwas allerhöchstens einige Lokalgrößen einer süddeutschen Provinzpartei, die schon vor Monaten aufgeregt ein Verbot dieses Films forderten - und damit allenfalls seiner Vermarktung in die Hände spielten.

    Der Film könnte eher noch schärfer sein - was am meisten an ihm stört, ist eher, dass sein Provokationspotenzial verpufft wie ein Silvesterböller, und die Einfälle eher für einen halbstündigen Kurzfilm ausreichen, dann aber auf Spielfilmlänge gestreckt werden

    Nur stellenweise wird hier konsequent absurder, schwarzer Humor erkennbar, etwa, wenn in der Gruppe darüber diskutiert wird, ob man besser eine Gruppe Ungläubiger in die Luft sprengt, oder doch die eigenen Glaubensbrüder, um durch die Kollateralschäden Empörung zu schüren.

    "Four Lions" ist eine schrille Farce, die allerdings selten so boshaft und frech ist, wie dies den "Monthy Pythons", dehn Urahnen britischen Kinohumors in ihren Filmen gelang. Aber immerhin ist dies der erste Versuch, dem Terror, der unser aller Leben beeinflusst, einmal nicht mehr mit bierernsten Sicherheitsparolen zu begegnen, sondern mit der urlibertären Freiheit zu lachen.