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Islamverband Ditib
Bombendrohung ist "trauriger Höhepunkt"

Nach der Bombendrohung gegen die Kölner Zentralmoschee sieht der deutsch-türkische Islamverband Ditib einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Debatten und Angriffen auf Muslime. Zugleich bekräftigt der Verband die Bereitschaft zu mehr Dialog.

Von Moritz Küpper | 10.07.2019
09.07.2019, Nordrhein-Westfalen, Köln: Polizisten stehen vor der Zentralmoschee. Die Moschee war nach einer Drohmail am Dienstag geräumt und durchsucht worden. Foto: Marius Becker/dpa | Verwendung weltweit
Bombendrohung gegen Ditib-Zentralmoschee in Köln: "In höchstem Maße besorgt über Entwicklungen" (dpa)
Die Pressekonferenz für den heutigen Mittwoch hatte die Ditib bereits vor längerer Zeit anberaumt. Der deutsch-türkische Islamverband wollte für einen intensiveren Dialog mit der Stadtgesellschaft werben. Die Veranstaltung stand jedoch unter dem Eindruck der Ereignisse vom Vortag, als in der Kölner Ditib-Zentralmoschee am Morgen per E-Mail eine Drohung eingegangen war, eine Autobombe zu zünden.
Die Moschee wurde kurzfristig geräumt, das Gelände vier Stunden lang weiträumig abgesperrt. Erst am Nachmittag gab die Polizei Köln Entwarnung: Es wurde nichts Verdächtiges gefunden. Doch der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.
Ditib-Vorsitzender: "Trauriger Höhepunkt"
Am Tag danach wirkte der Bereich um die großen Zentralmoschee friedlich, die Sonne schien, Polizeibeamtinnen und -beamte waren nicht mehr in Sicht. Aber natürlich war das Ereignis von gestern noch präsent. Die zuständige Pressesprecherin, seit über zehn Jahren bei Ditib tätig, berichtete, dass es die erste Bombendrohung in dieser Zeit gewesen sei. Hassmails und -briefe bekomme man regelmäßig.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Ditib, Kazim Türkmen, sagte, dies sei ein trauriger Höhepunkt der Angriffe und erinnerte an andere Übergriffe auf Ditib-Moscheen in Deutschland in jüngster Zeit:
"Die Ditib-Gemeinden sind im höchsten Maße besorgt über die Entwicklungen der letzten Wochen. Es gibt einen Zusammenhang zwischen gesellschaftlichen Debatten und Angriffen auf Moscheen und Muslime. Ditib weist daraufhin. Noch nie hatten wir bislang eine solche ernstzunehmende Drohung seit Verbandsgründung erhalten."
Wunsch nach Dialog - nach der viel kritisierten Eröffnung
Er bedankte sich dann bei der Polizei, betonte aber auch, man erwarte Solidarität und Beistand.
"Gleichwohl werden wir uns von solchen Drohungen nicht einschüchtern lassen und unseren Beitrag weiter leisten. Für Frieden, Gemeinschaft und Solidarität. Und für Deutschland als unsere Heimat."
Genau dafür war der Termin auch ursprünglich angesetzt worden - um den Dialog wieder zu intensivieren. Dies auch vor dem Hintergrund der Zerwürfnisse, die die offizielle Eröffnung der Moschee im vergangenen Herbst durch den türkischen Staatspräsident Erdogan hervorgerufen hat.