Nahost
Islamwissenschaftler Steinberg: "Iran will derzeit keinen großen Krieg"

Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik rechnet derzeit nicht mit einem großen militärischen Schlag der Hisbollah gegen Israel.

    Der Nahost-Experte Guido Steinberg
    Der Nahost-Experte Guido Steinberg (Imago / Müller-Stauffenberg)
    Steinberg sagte im Deutschlandfunk, die Entscheidung darüber würde in Teheran fallen. Im Moment wolle der Iran diese Auseinandersetzung aber nicht. In den vergangenen Monaten seien die Reaktionen - etwa auf die Tötung von Hamas-Führer Hanija - dergestalt gewesen, dass zwar eine Abschreckungsfähigkeit wieder hergestellt, gleichzeitig aber der große Krieg vermieden werden sollte.
    Steinberg sieht die Hisbollah nach den Anschlägen mit explodierenden Pagern und Walkie-Talkies im Libanon zwar als geschwächt an. Ihr Chef Nasrallah habe bei seinem Fernsehauftritt ratlos und zerknirscht gewirkt. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass sich Widerstand gegen die Miliz breitmache. Wenn Israel sie tatsächlich maßgeblich schwächen wolle, müsste es eine große Offensive geben, eine Invasion in den Libanon mit ungewissem Ausgang, so Steinberg.
    Der Wissenschaftler kritisierte die israelische Regierung, die nicht das politische und intellektuelle Rüstzeug habe, um zu sehen, dass zur Beendigung des Gaza-Krieges eine politische Perspektive nötig sei. Diese sei nur mit den Palästinensern möglich, was Ministerpräsident Netanjahu aber ablehne. Aus mangelnder Weitsicht setze Israel zudem die Normalisierung der Beziehungen mit Saudi-Arabien aufs Spiel und mache keine Anstalten, auf die US-amerikanischen Bemühungen für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten zu reagieren.
    Diese Nachricht wurde am 21.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.