Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Island
Außergewöhnliche Badeorte

Island und seine heißen Quellen: Dafür ist die Insel im Nordatlantik berühmt. Der berühmteste Badeort Islands ist die blaue Lagune mit ihrem hellblauen Wasser. Aber daneben gibt es noch weitere außergewöhnliche Badeorte, die bisher nur wenigen Badefans bekannt sind.

Von Jessica Sturmberg | 06.09.2015
    Tal Reykjadalur, das ganz typisch zeigt, wie es überall in Island aus dem Boden raucht und dampft
    Wie hier im Tal Reykjadalur ist es derzeit ganz typisch, wie es überall in Island aus dem Boden raucht und dampft. (Deutschlandradio/Jessica Sturmberg)
    Es ist knapp über 20 Grad, aber in Nauthólsvík, eine Bucht am südlichen Stadtrand von Reykjavík, sind gefühlt zehn Grad mehr.
    Blauer Himmel, Sonne, weißer Strand. Sonnenschirme, Badetücher, Volleyballnetz, Eisverkauf. Viele isländische Familien kommen her, um im Meer zu baden, das Flair zu genießen, das eher an Mittelmeeridylle erinnert denn an Polarnähe.
    Dass Nauthólsvík bei den Isländern so beliebt ist, liegt am etwa 18 Grad warmen Wasser. Das macht das Baden im Meer überhaupt möglich. Allerdings nur in Strandnähe. Wer weiter herausschwimmt, muss sich auf eine kalte Strömung gefasst machen. Aber im etwas abgetrennten und geschützten Bereich wird das Wasser durch nahegelegene riesige Tanks beheizt. Wasser, mit dem zuvor die Häuser der Stadt erwärmt wurden.
    "Wir kommen hierher, wenn das Wetter richtig gut ist, wenn kein Wind geht und genießen es dann hier, das Wasser ist heiß, die Kinder können spielen, das ist ein schönes Schwimmbad",
    erzählt eine Isländerin, die mit ihren beiden Kindern gekommen ist.
    Es sind nicht viele Tage im kurzen isländischen Sommer, an denen es windstill und schön ist. Aber wenn, dann ist der Strand ein Eldorado, findet dieser Isländer:
    "Das ist ein Strand mit weißem Sand, davon gibt es nicht so viele in Island. Es macht Freude, den Kindern zuzusehen, wie sie sich hier vergnügen. Man kann hier draußen eine gute Zeit verbringen. Und es gibt auch noch einen Hot Pot und Umkleidekabinen. Alles da. Ich finde es super. Leider komme ich nicht so häufig her wie ich gerne würde, ich sollte mehr herkommen."
    Mehr als Baden
    Baden ist für die Isländer Teil ihrer nationalen Kultur. Sie treffen sich in den Thermalbädern, sitzen in den Hot Pots zusammen, plauschen über Land und Leute. Manche Geschäfte sind hier schon abgeschlossen, manch kreative Idee geboren worden. Aber nichts mögen die Isländer so gerne wie das Bad in einer natürlichen warmen Quelle.
    Im Sommer wandern sie durch das Hochland zu abgelegenen Naturquellen. Aber es gibt auch leichter erreichbare Badeorte.
    Zum Beispiel das "rauchende Tal" Reykjadalur etwa eine Autostunde entfernt von Reykjavík.
    Der Name kommt nicht von ungefähr. Das Tal mit seinen saftiggrünen Wiesen und moosbewachsenen Felsen liegt in einem Geothermalgebiet. Entlang des Weges dampft es an verschiedenen Stellen aus der Erde. Im Örtchen Hveragerði beginnt ein Wanderweg ins Tal. Doch bevor der Weg hinein ins Tal führt, geht es zunächst etwa 250 Höhenmeter aufwärts, über einen Pfad mit Panoramablick auf das Meer im Rücken und die vorneweg sich eröffnende Schlucht Djúpagil. Nach etwa ein bis eineinhalb Stunden ist einer der ausgefallensten Badeorte Islands erreicht:
    Einzigartige Natur
    Der Fluss Reykjadalsá mit seinen kleinen, durch Steine abgetrennten, kniehohen Staustufen.
    "Einzigartige Natur, kurze Fahrt nach Hveragerdi und dann ist man hier. Wir kommen immer mal wieder her um im Fluss zu baden. Ist wunderbar.
    Schöner Wanderweg, eine natürliche Quelle, das Wasser ist ungefähr 42 Grad heiß."
    Und so gemütlich, dass es Thorsteinn danach für einen Moment schwerfällt wieder aus dem Wasser zu steigen, sich in der freien Natur bei vielleicht gerade mal halb so hohen Temperaturen wieder umzuziehen und den Rückweg anzutreten.
    Keine Erfindung der Neuzeeit
    Das Baden ist keine Erfindung der Neuzeit. Bereits in den Sagas aus dem 13. Jahrhundert wird vom Bad der Helden in den heißen Quellen erzählt. Eine historische Stätte – wenn auch nicht ganz so alt – ist das älteste noch erhaltene Schwimmbad aus dem Jahr 1923.
    Ein wahrhafter Schatz im einsam gelegenen Seljavellirtal an der Südküste. Es liegt etwa verborgen in den Bergen, erreichbar nur zu Fuß und nach zwei Flußüberquerungen.
    Ein schlichtes Umkleidehäuschen. Ein Becken mit einer Länge von 25 Metern. Hineingebaut ins Felsmassiv. Das Wasser kommt aus einer warmen Quelle. Die Algen haben es grün gefärbt. Im Sonnenlicht bilden die Farben des weißen Häuschens, grünen Wassers und blauen Himmels einen intensiven Kontrast.
    "Das ist ein toller Ort, wo man jederzeit hingehen kann.
    Und es ist ein großes, ausgewachsenes Bad, nicht wie so häufig nur eine kleine Badestelle",
    schwärmen diese beiden Isländer. Sie kommen gerne am Abend her, um an diesem romantischen Ort ein paar Bahnen zu ziehen. Wenn die Sonne ins Meer hinabtaucht und das Bergmassiv mit seinen kleinen Wasserfällen blutrot anstrahlt. So manche Romanze hat hier schon seinen Anfang genommen.