Donnerstag, 18. April 2024

Archiv


Isolierende Fettschicht

Umwelt. - Eine Beschichtung aus altem Frittierfett läßt Hitze mal passieren, mal strahlt sie sie zurück. Diese Idee präsentierte eine US-Firma auf dem Treffen der Amerikanischen Chemischen Gesellschaft in San Francisco. Auf weißen Dächern soll die Schicht helfen, das Klima auch im Winter zu schützen, wenn es kalt ist, weil sie die Häuser wärmt.

Von Sönke Gäthke | 22.03.2010
    Das Leben unter dem Dach könnte schön sein: die Straße lärmt in der Tiefe, der Blick gleitet über Türme und Firste zum Horizont, der Alltag ist fern, und es ist kühl im Sommer, warm im Winter. Ohne aufwändige Klimaanlage, ohne hohe Heizkostenabrechnung, ohne aufwändige Isolierung. Heute ist das noch eine Vision. Doch in drei Jahren könnte es tatsächlich so sein, hoffen drei Entwickler der United Environment and Energy Company im Bundesstaat New York. Sie setzen auf eine spezielle Schutzschicht für Dachschindeln - aus altem Frittierfett.

    "Im Wesentlichen läßt die Schutzschicht Wärme passieren, wenn es kalt ist, weil das Infrarotlicht der Sonne dann das Haus zusätzlich wärmen kann. Wenn aber die Temperatur draußen über einen bestimmten Wert klettert, reflektiert die Schicht die Strahlung","

    erklärt Kyle Ungvarsky, einer der Entwickler. Die Schicht selbst ist dünn, geruchlos und klar. Sie kann aber in allen gewünschten Farben hergestellt werden. Der Clou ist jedoch, was die Isolierschicht vom Infrarotspiegel zum Treibhausdach umschaltet. Ungvarsky:

    ""Die Temperatur allein. Sie braucht keinen anderen Impuls von außen. Und die Mischung der Zusatzstoffe bestimmt, bei welcher Temperatur die Schicht umschaltet."

    Und stolz führt der Forscher an, wie sehr sich die Temperaturen auf – und wohl auch unter – dem Dach mit Hilfe der Isoliermasse beeinflussen lassen.

    "Das haben wir mit beschichteten Test-Schindeln ausprobiert: Die Beschichtung verringerte die Temperatur auf dem Dach um 50 bis 80 Prozent, also zum Beispiel von 80 Grad Celsius auf 50 Grad. Dadurch wird auch die Wärmemenge reduziert, die in das Haus abgestrahlt würde. Man bräuchte also weniger Kühlung und könnte so Strom sparen."

    Ganz ohne zusätzliche Isolierung dürfte sich ein Sommer oder Winter unterm Dach in diesen Breiten trotz der Schicht nicht ertragen lassen. Und von deren Güte hängt dann auch ab, wie viel Strom oder Energie zum Kühlen oder Heizen der Hausbesitzer einsparen könnte. Zwischen zwei und 20 Prozent hält Ungvarsky für möglich. Dann hüllt sich der Entwickler jedoch in vorsichtiges Schweigen: Noch sind die Einzelheiten der Technik nicht als Patent geschützt. Wie zum Beispiel, was die Schutzschicht mal Infrarotlicht passieren, mal reflektieren läßt

    "Es ist nicht nur das Öl. Wir geben besondere Zusatzstoffe hinzu. Leider sind die alle geheim, ich kann nicht darüber reden."

    Ebenso verschlossen gibt sich der Entwickler auf die Frage, wie das Öl behandelt wird, um es in eine geruchlose Polymerflüssigkeit zu verwandeln, die auf dem Dach aushärtet und dort hoffentlich zehn Jahre hält. Frühestens in drei Jahren, wenn die Patente dann erteilt sind, wird er auch die geheimen Zusätze verraten. Und dann wird auch klar sein, ob die Beschichtung wirklich so geruchlos ist wie gehofft.