Ein Schießstand in der Nähe der israelischen Siedlung Efrat, mitten im Westjordanland. Eine Gruppe von chinesischen Studenten steht etwas verloren in der Gegend rum. Der Übungsleiter gibt letzte Instruktionen: "Stellt Euch vor, dass Ihr gerade auf dem Mahane Yehuda-Markt in Jerusalem seid", sagt er. Kurz darauf wird es ungemütlich.
Von hinten rücken schwer bewaffnete Soldaten an. Sie tragen grüne Kampfmontur und schwarze Gesichtsmasken. Eine junge Chinesin geht hinter einem Soldaten in Deckung. Die Israelis setzen scharfe Munition ein, es riecht nach Schießpulver. Auf einem Pappschild: Ein vermeintlicher Terrorist. Mit Sonnenbrille, Tarnanzug und Messer. Das Schild wird förmlich zersiebt.
Zwei Stunden schießen kosten 100 Dollar
Nach der Übung: Manöverkritik. "Der Soldat war ziemlich heiß", sagt eine Chinesin. Dabei geht es den Machern der Übung um etwas anderes: Sie wollen Touristen und Experten aus aller Welt zeigen, wie sich Israel auf mögliche Terroranschläge vorbereitet. Ausgedacht hat sich das Ganze Scharon Gat, ein Reservekommandeur der israelischen Armee.
"Unsere Expertise ist gefragt: Natürlich besonders in Israel aber leider auch auf der ganzen Welt. Meine Mission ist es, den guten Leuten beizubringen, wie sie ihr Leben schützen, sich verteidigen. Auch Ihr in Deutschland seht doch, wie der Terrorismus Euer Land zerstört."
Scharon Gat kämpfte früher in einer Eliteeinheit der israelischen Armee, so wie viele hier bei "Kaliber 3", das ist der Name der Einrichtung. Die chinesische Studentengruppe hat heute das "Schieß-Abenteuer" gebucht. Zwei Stunden kosten 100 Dollar. Die Studenten bekommen gezeigt, wie man einen Messerattentäter bezwingt. Und sie lernen "Zeus" kennen: Einen Schäferhund, der einen Angreifer im Schutzanzug überwältigt. Dann dürfen die Chinesen selbst ran. Zuerst mit Holzgewehren. Der israelische Ausbilder spricht chinesisch.
Kurz darauf schießen die Chinesen mit scharfer Munition. Die chinesischen Studenten sind für eine Woche in Israel zu Besuch. Von der Schießübung sind sie begeistert.
"Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben geschossen", sagt einer von ihnen. "Bei uns in China herrscht gerade Frieden. Aber wir müssen für alles bereit sein. Deshalb will ich lernen, wie ich mich verteidigen kann."
Umstrittes Camp im besetzen Gebiet
Das Trainingsgelände von "Kaliber 3" befindet sich im von Israel besetzten Westjordanland. Der Bürgermeister des palästinensischen Nachbardorfes findet das Projekt gar nicht gut. Die lauten Schüsse machten den Dorfbewohnern Angst. Sind die "Schieß-Abenteuer" unter diesen Umständen nicht geschmacklos? Der Chef von "Kaliber 3" winkt ab.
"Die Leute können gerne ihre Meinung äußern. Ich sage Ihnen: Das Westjordanland gehört zu Israel. Wir könnten das auch an irgendeinem anderen Ort von Israel machen. Unser Training hat keine politische Agenda und es gibt keine Verbindung zum Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern."
Doch kann ein israelisches Trainingslager voller Waffen, das sich inmitten des von Konflikten gezeichneten Westjordanlandes befindet, wirklich über den Dingen schweben? Während der Übung greift ein Darsteller, der einen Attentäter spielt, einen Soldaten mit einem Plastikmesser an. Der Angreifer schreit auf Arabisch. "Allahu Akbar."