Sonntag, 19. Mai 2024

"Begrenzte Aktion"
Israel ruft Zivilisten auf, Teile von Rafah im Gazastreifen zu verlassen

Die israelische Armee hat die Zivilisten in Rafah dazu aufgerufen, die östlichen Teile der Stadt zu verlassen. Sie sollten sich in eine nahegelegene Zeltstadt am Mittelmeer begeben. Die Rede ist von einer "begrenzten Operation".

06.05.2024
    Eine Frau steht mit einem Kleinkind auf dem Arm vor den Trümmern zerstörter Gebäude. Im Hintergrund eine Gruppe Kinder.
    Zerstörung durch israelische Angriffe in Rafah im südlichen Gazastreifen (AFP / -)
    Betroffen seien rund 100.000 Menschen. Man informiere die palästinensische Bevölkerung mit Plakaten, Textnachrichten, Telefonanrufen und Ankündigungen in Medien, erklärte das Militär. Die Menschen sollten sich in das Gebiet Al-Mawasi nahe der Küste begeben, hieß es in einer Mitteilung der Streitkräfte. Die Hilfe in diesem Gebiet sei ausgeweitet worden, es stünden Feldlazarette, Zelte, Lebensmittel und Wasser bereit.

    Raketenangriff aus Rafah auf Grenzübergang zu Israel

    In Rafah befinden sich rund 1,2 Million Menschen. Die meisten von ihnen sind bereits aus anderen Gebieten des Gazastreifens vor den israelischen Angriffen geflohen. Rafah gilt als letzte Bastion der Hamas. Israel hat deshalb schon vor einiger Zeit eine Bodenoffensive in der Stadt an der Grenze zu Ägypten angekündigt.
    Viele westliche Staaten drängen die israelische Regierung, auf die Militäraktion zu verzichten. Sie fürchten um das Leben der Zivilisten und warnen vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin katastrophalen humanitären Situation.
    Gestern waren bei einem Raketenangriff auf den Grenzübergang Kerem Schalom drei israelische Soldaten getötet worden. Die Attacke erfolgte nach Armeeangaben aus Rafah heraus. Zu dem Angriff bekannten sich die Kassam-Brigaden, eine militärische Unterorganisation der militant-islamistischen Hamas. Der Grenzübergang wurde nach der Attacke geschlossen.

    Verhandlungen über eine Feuerpause in der Sackgasse

    Derzeit laufen indirekte Verhandlungen zwischen der israelischen Regierung und der Hamas über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der Terrorgruppe. Es gibt aber noch keine Fortschritte.
    Israels Verteidigungsminister Gallant teilte mit, eine Militäraktion in Rafah sei erforderlich, weil die Hamas dem Vorschlag der Vermittler für eine Feuerpause bisher nicht zugestimmt habe. Dieser sah die Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener vor. Gallant erklärte, er habe dies auch dem US-amerikanischen Außenminister Austin erläutert.
    Die israelischen Angriffe im Gazastreifen hatten vor sieben Monaten begonnen - kurz nach dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Seitdem wurden nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen etwa 34.600 Menschen getötet. Die Zahlen lassen sich nicht überprüfen.
    Diese Nachricht wurde am 06.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.