
In einer Mitteilung des israelischen Militärs hieß es, Panzerverbände rückten seit der Nacht im Nordosten des Gazastreifens rund um das Flüchtlingslager Dschabalia vor. Mit dem Einsatz wolle man verhindern, dass sich die Hamas in dem Gebiet neu gruppiere. Die Armee meldete zudem Luftangriffe auf zwei Kommando-Zentralen der Terrororganisation. Von palästinensischer Seite hieß es, bei den Angriffen auf eine ehemalige Schule und eine ebenfalls als Notunterkunft genutzte Moschee seien mehr als 20 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Auch im Libanon setzte Israel seine Angriffe fort. Augenzeugen berichteten von mehreren Explosionen in der Hauptstadt Beirut. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden Waffenlager und Infrastruktur der Hisbollah-Miliz beschossen.
Macron fordert Stopp von Waffenlieferungen an Israel
Allein im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums seit Beginn des Krieges vor einem Jahr mehr als 41.800 Menschen getötet worden. Die humanitäre Lage der Menschen wird von Hilfsorganisationen als katastrophal beschrieben.
Vor diesem Hintergrund forderte Frankreichs Präsident Macron gestern einen Stopp von Waffenlieferungen an Israel. Macron sagte im Sender "France Inter", es sei vorrangig, zu einer politischen Lösung zurückzukehren. Frankreich werde keine Waffen liefern. Wie der Sender BFMTV nach dem Macron-Interview unter Berufung auf den Präsidentenpalast meldete, wird Frankreich Israel aber weiterhin Verteidigungsausrüstung zur Verfügung stellen, vor allem zur Raketenabwehr.
Netanjahu spricht von "Schande"
Israels Ministerpräsident Netanjahu reagierte empört auf Macrons Äußerungen und sprach von einer Schande. Er betonte, alle zivilisierten Länder sollten fest an der Seite Israels stehen. Israel werde mit oder ohne Frankreich gewinnen.
Der Elysée-Palast in Paris bedauerte die "übertriebenen Worte" Netanjahus. Frankreich sei "unerschütterlicher Freund" Israels.
Konferenz zur Unterstützung des Libanon geplant
Macron übte auch Kritik am israelischen Vorgehen gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon. Er missbilligte insbesondere den Bodeneinsatz der israelischen Armee. Unter Bezugnahme auf eine von Frankreich und den USA vorgeschlagene 21-tägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah sagte der französische Staatschef, er bedauere, dass Israels Regierungschef Netanjahu "eine andere Wahl getroffen" habe.
Macron kündigte an, eine internationale Konferenz zur Unterstützung des Libanons zu organisieren. Sie soll nach Angaben französischer Medien noch in diesem Monat stattfinden. Ziel des Treffens sei es, humanitäre Hilfe zu leisten und die Sicherheit im Süden des Libanons zu stärken.
Diese Nachricht wurde am 06.10.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.