Donnerstag, 09. Mai 2024

Nahost-Krieg
Israel zieht offenbar fast alle Bodentruppen aus dem südlichen Gazastreifen ab

Israel hat nach eigenen Angaben fast alle Bodentruppen aus dem südlichen Gazastreifen abgezogen. Ausgenommen sei nur eine Brigade, erklärte ein Armeesprecher. Details nannte er nicht. Sechs Monate nach dem Großangriff von Hamas-Terroristen auf Israel gedachte das Land der Opfer.

07.04.2024
    Zerstörte Gebäude im Gazastreifen.
    Israel hat offenbar fast alle Truppen aus dem südlichen Gazastreifen abgezogen. (IMAGO / Xinhua / IMAGO / Rizek Abdeljawad)
    Präsident Herzog sprach von einem grauenerregenden Massaker und von einem "blutigen und schwierigen Krieg", der seit dem 7. Oktober herrsche. Bundesaußenministerin Baerbock forderte die Hamas auf, alle Geiseln sofort freizulassen und die Waffen niederzulegen.
    Bei dem Hamas-Angriff am 7. Oktober wurden in Israel etwa 1.170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Circa 130 befinden sich noch immer in der Gewalt der Terroristen. Es wird vermutet, dass viele von ihnen tot sind.

    Solidaritätskundgebung in Berlin

    In Berlin rief die Deutsch-israelische Gesellschaft zu einer Solidaritätskundgebung mit Israel auf. Präsident der Gesellschaft ist der Grünen-Politiker Beck. Die Organisation will nach eigenen Angaben der Opfer des Überfalls gedenken und Solidarität mit den von der Hamas in den Gazastreifen verschleppten Geiseln zeigen.
    Der Leiter des UNO-Nothilfebüros, Griffiths, rief zu einem Ende des Krieges im Gazastreifen auf. Täglich fordere dieser Krieg mehr zivile Opfer und pflanze die Saat für eine noch düsterere Zukunft, erklärte Griffiths in New York. Für die Betroffenen des anhaltenden Horrors der Angriffe vom 7. Oktober seien es sechs Monate von Trauer und Qual gewesen. Selten habe es eine solche weltweite Empörung über einen Konflikt gegeben, der dann so wenig Taten gefolgt seien, um ihn zu beenden, meinte Griffiths.
    Zuvor hatte der Menschenrechtsrat der UNO gefordert, die Waffenlieferungen an Israel zu beenden. Dies sei notwendig, um weitere Verletzungen von internationalem humanitärem Recht zu verhindern, hieß es in einer Resolution. Die deutsche Botschafterin bei den Vereinten Nationen in Genf, Stasch, sagte, der Text erwähne die islamistische Hamas nicht, spreche Israel das Recht auf Selbstverteidigung ab und enthalte Vorverurteilungen gegen das Land.

    Druck in Israel auf Netanjahu

    In dem Krieg sind bisher zehntausende Menschen im Gazastreifen durch israelische Angriffe getötet worden. Ein Großteil der 2,2 Millionen Menschen in dem abgeriegelten Küstengebiet hat wegen der Zerstörungen inzwischen kein Heim mehr, viele leiden unter Hunger. Wegen seiner Kriegsführung ist Israel politisch zunehmend isoliert. Selbst Verbündete wie die USA und Großbritannien üben mittlerweile offen Kritik an Ministerpräsident Netanjahu.
    Auch in Israel selbst wächst die Kritik am Handeln der Regierung unter Premierminister Netanjahu. Kritiker werfen ihm vor, den Schutz der Gaza-Grenze vernachlässigt zu haben und die Interessen des Landes seinem politischen Überleben unterzuordnen.
    Gestern beteiligten sich in Tel Aviv und anderen Städten erneut zehntausende Menschen an Protesten gegen den Regierungschef. Für heute ist in Jerusalem eine weitere Demonstration für die Freilassung der Hamas-Geiseln geplant. Im Deutschlandfunk sagte die Publizistin Gisela Dachs, die Geduld vieler Israelis mit Premier Netanjahu sei am Ende. Das Vertrauen sei verspielt.

    Schwierige Verhandlungen über Feuerpause

    Die unter Vermittlung der USA, Ägyptens und Katars geführten Verhandlungen über eine erneute Feuerpause im Gazastreifen und die Freilassung weiterer Geiseln gestalten sich allerdings schwierig. Die Hamas zeigte sich vor den heutigen Verhandlungen in Kairo nicht zu Zugeständissen bereit. Sie hält weiter an ihren Forderungen fest, wonach sie einen vollständigen Waffenstillstand und den Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen verlangt.
    Die Gespräche über eine Feuerpause und die Freilassung israelischer Geiseln laufen seit Monaten. Im Rahmen der bisher einzigen Einigung - vermittelt von den USA, Katar und Ägypten - kamen Ende November während einer einwöchigen Feuerpause rund hundert Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge frei.

    Hör-Empfehlung

    Der Politikpodcast des DLF beschäftigt sich eingehend mit den Folgen des Krieges zwischen der Hamas und Israel.
    Diese Nachricht wurde am 07.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.