Krieg im Nahen Osten
Israel stimmt Feuerpause zu – Hamas will mindestens 50 Geiseln freilassen

Eine mehrtägige Feuerpause und der Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge - Israels Regierung hat einem Abkommen mit der militant-islamistischen Hamas zugestimmt. Das Büro von Ministerpräsident Netanjahu teilte in der Nacht mit, eine Mehrheit des Kabinetts habe für die Vereinbarung gestimmt.

22.11.2023
    Bilder von Menschen, die die Hamas als Geiseln genommen haben, an einer Wand in Tel Aviv
    Bilder von Menschen, die die Hamas als Geiseln genommen haben, an einer Wand in Tel Aviv (IMAGO / Agencia EFE / Manuel Bruque)
    Diese sieht eine Feuerpause von zunächst vier Tagen vor. Die Hamas soll in diesen Tagen 50 der rund 240 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freilassen, nach Angaben der Regierung 30 Kinder und 20 Frauen. Israel wird außerdem 150 palästinensische Häftlinge freilassen.
    Katar, das mit Ägypten und den USA die Vereinbarung vermittelt hat, erklärte, wann die Waffenpause beginne, werde innerhalb der nächsten 24 Stunden mitgeteilt. Zudem gebe es die Möglichkeit einer Verlängerung der Feuerpause. Medien hatten berichtet, für jeden weiteren Tag müssten jeweils zehn Geiseln freigelassen werden. Der Vereinbarung zufolge sollen auch eine "größere Zahl" an Hilfskonvois sowie mehr Treibstoff in den Gazastreifen kommen.
    Netanjahu hatte zuvor im Kabinett von einer schwierigen, aber richtigen Entscheidung gesprochen. Zugleich machte er deutlich, dass die Militäroperation im Gazastreifen nach einer Feuerpause weitergehen werde. Und zwar so lange, bis Israel alle seine Ziele erreicht habe.

    Positive Reaktionen

    Die Einigung wurde international begrüßt. US-Präsident Biden erklärte in Washington, nun sei es wichtig, dass alle Aspekte der Vereinbarung auch umgesetzt würden. Mit einer verlängerten Feuerpause könne zusätzliche humanitäre Hilfe geleistet werden, um das Leid der Zivilisten im Gazastreifen zu lindern, hieß es. Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking. Palästinenser-Präsident Abbas forderte eine umfassende politische Lösung, die auf internationaler Legitimität beruhe.
    Bundesaußenministerin Baerbock sprach von einem Durchbruch. Die humanitäre Pause müsse genutzt werden, um lebensnotwendige Hilfe zu den Menschen im Gazastreifen zu bringen, meinte Baerbock. Auch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen verwies auf diesen Punkt und forderte die Freilassung aller Geiseln.

    Hamas will weiter Widerstand leisten

    Die Hamas hatte bereits gestern ihre Zustimmung an Katar übermittelt. Sie sprach von einer "humanitären Waffenruhe" und kündigte an, weiter Widerstand gegen Israel zu leisten.
    Terroristen der Hamas und anderer Gruppierungen hatten am 7. Oktober Israel angegriffen, rund 1.200 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln genommen. Vier weibliche Geiseln wurden in den vergangenen Wochen von der Hamas freigelassen. Eine junge Soldatin konnte vom Militär befreit werden. Die Armee fand zudem die Leichen zweier Frauen.
    Unter den Entführten sind zahlreiche Ausländer oder Doppelstaatsbürger. Es ist unklar, wie viele von ihnen noch am Leben sind.
    Sie können zur geplanten Freilassung von Geiseln hier einen Beitrag hören.
    Zur aktuellen Lage im Gazastreifen finden Sie hier einen Bericht.

    Weiterführende Informationen

    Über die Entwicklungen im Nahen Osten halten wir Sie auch in einem Nachrichtenblog auf dem Laufenden.
    Diese Nachricht wurde am 22.11.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.