Samstag, 20. April 2024

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Holocaust-Gedenktag Jom Haschoa
Israels Botschafter sieht Bildung als Mittel gegen Antisemitismus

Der israelische Botschafter in Deutschland, Prosor, sieht in der Jugendarbeit das vorrangige Mittel, um Antisemitismus entgegenzuwirken. Prosor sagte im Deutschlandfunk, es sei unser aller Verantwortung, im Namen der Vergangenheit eine Brücke in die Zukunft zu bauen: durch Jugendaustausch, Sportvereine und Schule, aber auch über die Sozialen Medien.

18.04.2023
    Ron Prosor trägt einen Anzug und blickt nach rechts.
    Ron Prosor, Botschafter des Staates Israel in Deutschland (IMAGO / Christian Spicker / IMAGO / Christian Spicker)
    Prosor betonte anlässlich des israelischen Holocaust-Gedenktages Jom Haschoa, TikTok und das Thema Shoah gingen durchaus zusammen. Man müsse die Jugendlichen über die Kanäle erreichen, die sie nutzten.

    "Größere Verantwortung für Jüngere"

    Es sei "unheimlich wichtig", dass die Menschen den Massenmord an den europäischen Juden in der NS-Zeit in Erinnerung behielten. Auch müssten immer wieder die persönlichen Geschichten von Menschen ins Gedächtnis gerufen werden. Heute wohnten in Israel weniger als 150.000 Schoah-Überlebende. Daraus erwachse für jüngere Menschen eine größere Verantwortung.
    Der israelische Botschafter warnte auch vor einem wachsenden Antisemitismus unter Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland. Er beobachte einen solchen Trend unter muslimischen Einwanderern, erklärte Prosor. Zwar dürfe man die rund fünfeinhalb Millionen Muslime in Deutschland nicht unter Generalverdacht stellen - aber es bestehe die große Gefahr, dass die radikalen unter ihnen andere beeinflussten. Davor dürfe man nicht die Augen verschließen. Auch hier sei Bildungsarbeit der Schlüssel, um Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen zu begegnen.

    Staatspräsident Herzog ruft zur Einigkeit auf

    In Israel ertönten zum Holocaust-Gedenktag Jom Hashoa im ganzen Land Sirenen und das öffentliche Leben stand für einige Minuten still. Bereits gestern entzündeten sechs Holocaust-Überlebende bei einer Zeremonie in der Gedenkstätte Yad Vashem Fackeln zu Ehren der sechs Millionen von Hitler-Deutschland ermordeten jüdischen Menschen.
    Der israelische Staatspräsident Herzog rief seine Landsleute dazu auf, nach wochenlangen Massenprotesten gegen Gesetzesänderungen im Justizbereich Einigkeit zu zeigen. Er sagte bei den Feierlichkeiten: "Lasst uns diese heiligen Tage über allem Streit stehen lassen".

    Erinnerung auch in KZ-Gedenkstätten

    In Polen findet heute der "Marsch der Lebenden" junger Israelis und Juden aus aller Welt statt, die schweigend vom deutschen Konzentrationslager Auschwitz in das eigentliche Vernichtungslager Birkenau ziehen, um dort der Toten zu gedenken. In diesem Jahr wird zudem an den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 80 Jahren erinnert.
    In Deutschland besuchte Bundesjustizminister Buschmann zusammen mit dem israelischen Botschafter die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen bei Berlin.
    Diese Nachricht wurde am 18.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.