Krieg in Nahost
Israels Opposition kritisiert geplante Einnahme von Gaza

Israels Oppositionsführer Lapid hat die vom Sicherheitskabinett beschlossene Einnahme der Stadt Gaza als Katastrophe bezeichnet. Sie werde zu viel weiterem Leid führen, teilte er mit. Ministerpräsident Netanjahu habe sich trotz vieler Einwände der Armeeführung von seinen rechtsextremen Koalitionspartnern treiben lassen.

    Israels Oppositionsführer Jair Lapid steht vor einer israelischen Flagge.
    Israels Oppositionsführer Lapid stellt sich gegen die Pläne der israelischen Regierung. (AFP / JACK GUEZ)
    Die Minister Ben-Gvir und Smotrich seien vehemente Verfechter der Idee, die rund zwei Millionen Palästinenser aus dem Gazastreifen zu vertreiben, führte Lapid aus. Das Sicherheitskabinett hatte in der Nacht nach stundenlangen Beratungen für eine Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen gestimmt. Geplant sei, die Stadt Gaza einzunehmen, teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu in der Nacht mit. Anschließend solle dort eine Zivilregierung aufgebaut werden.

    Verschiedene Szenarien durchgespielt

    Die Entscheidung des Sicherheitskabinetts muss Medienberichten zufolge noch vom Gesamtkabinett genehmigt werden. Dieses werde möglicherweise erst am Sonntag zusammentreten. Zu den Szenarien, die das Sicherheitskabinett beraten habe, gehöre eine schrittweise Übernahme von Gebieten in Gaza, die noch nicht unter militärischer Kontrolle stünden. Evakuierungswarnungen an die Palästinenser könnten erfolgen, sodass diesen möglicherweise noch einige Wochen Zeit zur Flucht blieben, bevor das israelische Militär einmarschiere.
    Der frühere luxemburgische Außenminister, Asselborn, warnte vor einer weiteren Eskalation. Das unendliche Leid der Menschen wird sich noch steigern, sagte er im Deutschlandfunk. Wenn Netanjahu die Armee nach Gaza schicke, riskiere er, dass ein Guerilla-Krieg entstehe. In Frankreich warfen mehr als 150 Juristen Jerusalem vor, gegen das Völkerrecht zu verstoßen.

    Armeechef gegen Ausweitung des Militäreinsatzes

    Israels Armeechef Samir hatte vor einer Ausweitung des Militäreinsatzes gewarnt und dies mit einer Gefährdung für das Leben der von der Hamas noch immer festgehaltenen Geiseln begründet. Das israelische Militär kontrolliert nach eigenen Angaben derzeit etwa 75 Prozent des weitgehend zerstörten Küstenstreifens, in dem insgesamt etwa zwei Millionen Palästinenser leben. Seit Anfang der Woche war über eine komplette Einnahme des Gazastreifens durch Israel spekuliert worden. Die nun beschlossenen Pläne gehen der offiziellen Mitteilung zufolge vorerst nicht so weit.
    Vor der Entscheidung des Sicherheitskabinetts protestierten tausende Menschen in Jerusalem und Tel Aviv gegen die Pläne. Sie forderten ein Abkommen, in dessen Zuge die noch von der Terrormiliz Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen werden sollen. In Tel Aviv setzten die Sicherheitskräfte Berichten zufolge Wasserwerfer ein und nahmen mehrere Demonstranten fest.
    Diese Nachricht wurde am 08.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.