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Ist chronisches Husten gefährlich?

Erfahrungsgemäß gesellt sich zu einer laufenden Nase bald ein akuter Husten. Auslöser dafür sind meistens Viren. Sie infizieren die oberen und unteren Atemwege. Ein viraler Husten klingt meist nach zwei bis drei Wochen ab. Auch der Heuschnupfen oder eine akute Lungenembolie, die von Husten begleitet werden, fallen unter die Rubrik "akuter Husten". Dauert der Husten länger als acht Wochen, sprechen die Experten von "chronischem Husten". Husten ist immer ein Symptom. Doch viele Menschen leben ganz arglos damit. Da gibt es in der Klinik Bergmannsheil in Bochum einen Patienten, der zum ersten Mal vor 18 Jahren Probleme mit seinem Atemorgan verspürte.

Von Christiane Raasch |
    Richtig gemerkt habe ich es mal auf einem Betriebsfest, da wurde dann so eine große Badewanne aufgestellt und da sollte man einen Ball von einer Seite zur anderen Seite pusten und den habe ich nicht einen Zentimeter vorwärts gekriegt.

    Der Energieanlageelektroniker konsultierte einen Lungenfacharzt. Die ärztliche Untersuchung, ergab jedoch keinen krankhaften Befund. Mit seinen Hustenattacken fand sich 35-Jährige ab, schließlich war er Raucher.

    Die Fachwelt unterscheidet zwei Formen. Die eine ist der so genannte produktive Husten, das heißt ein Mensch hustet, um Schleim aus der Lunge zu entfernen. Häufiger ist die zweite Art des Hustens. Der so genannte Reizhusten, also ein überwiegend nicht-produktiver, nicht schleimfördernder Husten.

    Husten. Er war Haupt-Thema auf allen nationalen Lungenkongressen der letzten Zeit, sagt Professor Dr. Gerhard Schulze-Werninghaus. Spezialist für Lungen- und Bronchialheilkunde aus Bochum.

    Weil eben offensichtlich viele Kollegen das gleiche erleben wie ich selbst, dass man keineswegs immer imstande ist, den Husten wirklich befriedigend zu erklären und dann auch anschließend befriedigend zu therapieren.

    Husten. Ein Symptom hinter dem sich etliche Krankheiten verbergen können. Zum Beispiel Erkrankungen im Hals-Nasen-Bereich, des Speiseröhren- und Magentrakts und natürlich des Lungen- und Bronchialsystems. Darum treffen sich auf den Kongressen Ärzte verschiedener Disziplinen zum wissenschaftlichen Disput. HNO-Ärzte, Gastroenterologen und Pneumologen. Einige der Fragestellungen:

    Der Zusammenhang Reizhusten und Kieferhöhlen; der Zusammenhang Reizhusten und Reflux; der Zusammenhang Reizhusten und Schlafabnoe und natürlich auch die chronische Bronchitis.

    Wann soll ein Mensch, der hustet, einen Arzt aufsuchen?

    Ein Husten, der länger besteht als drei Wochen, manche sagen acht Wochen, sollte auf jeden Fall dazu führen, dass der Patient sich einem Arzt mit genügender Kompetenz vorstellt. Also Husten ist mit Sicherheit kein normales Symptom eines Menschen. Vielfach wird das vom Patienten verdrängt. Und das ist auch die Gefahr, dass Patienten, die dann ernsthaft erkranken, zum Beispiel eben ein Bronchialkarzinom bekommen, dass die viel zu spät zum Arzt gehen, weil sie ja das Symptom kennen.

    Auch der Patient der Klinik Bergmanns Heil in Bochum, lebte jahrelang mit dem Symptom Husten, ohne Verdacht zu schöpfen, dass er krank sei. Schließlich schaffte er fast mühelos sein Sportabzeichen. Heute lautet die Diagnose:

    Chronische Bronchitis mit Lungenemphysem. Lungenemphysem, da werden die Lungenbläschen, die so groß sind wie ein Fußballfeld, wenn man se alle mal platt hinlegen würde, die gehen nach und nach kaputt.

    Gerade das Lungenemphysem, also die Zerstörung der Lungenbläschen, gehört zu den Lungenerkrankungen, die jahrelang unbemerkt bleiben können

    Wenn keine massive chronische Bronchitis, also Husten und Auswurf gleichzeitig besteht ... dann bemerkt gerade der Patient mit Emphysem erst sehr spät, dass er insbesondere bei Belastung keine Luft bekommt. Und geht erst dann zum Arzt, wenn eben diese Funktionsstörung schon sehr ausgeprägt ist. Anders ist es bei dem Patienten, der eine chronische, obstruktive Bronchitis mit Auswurf hat. Der wird relativ früh den Arzt aufsuchen, und dann lässt sich natürlich auch der Grad der Funktionsstörung eher erfassen.

    Chronischer Husten. Ein Symptom, das immer zum Arzt führen sollte. Dahinter kann sich eine Asthma- oder Herzkrankheit verbergen, aber auch eine Tuberkulose. Recht häufig leidet ein Patient mit konstantem Husten an einer chronisch obstruktiven Lungenkrankheit. Gängige Bezeichnung: COPD oder eben an einem Lungenemphysem

    So wie eben der 53-Jährige Patient des Lungenspezialisten Professor Dr. Schulze-Werninghaus von der Universitätsklinik Bergmanns Heil in Bochum. Der Kranke, hat inzwischen seinen Beruf längst aufgeben müssen. Sein Alltag wird nur noch von der Krankheit bestimmt.

    Immer schön ruhig verhalten, möglichst keine Belastung. Ich kann mich kaum noch dran erinnern, wie schön das ist, dass man richtig fest durchatmen kann. Ich habe noch ein Lungenvolumen zwischen 25 und 27 Prozent . Das ist sehr schlecht. Ich war sicherlich schon einige Male verzweifelt, aber mittlerweile hat man sich mit den Jahren so daran gewöhnt, und freut sich auf jeden Tag, wo es einigermaßen gut läuft, so dass man sich gar nicht mehr richtig daran erinnern kann, wie schön es ist, dass man richtig fest durchatmen kann.