Laux: Guten Morgen!
Capellan: Geht es noch weiter bei Holzmann?
Laux: Ja. In dem Vorspann wurde deutlich, dass man nun jetzt schon eine Weile damit lebt, von Tag zu Tag, und insofern ist die Hoffnung nicht aufgegeben. Ich denke auch, dass die Beschäftigten bei Holzmann, diese ausgesuchte Mannschaft mittlerweile, eine Existenzchance haben. Ob unter dem Logo Holzmann, das wird man sehen. Da haben die Banken das letzte Wort, wie das in unserem System nun halt mal ist. Insofern denke ich, die Beschäftigten haben durchaus eine Chance.
Capellan: Nun sind die Banken ja uneins. Commerzbank, Hypo- und Dresdner Bank wollen nicht mehr; die Deutsche Bank dagegen will sich weiterhin für die Holzmann-Rettung einsetzen. Da muss man natürlich sagen nicht ohne Eigennutz. Die Deutsche Bank ist größter Gläubiger. Sie hat etwa 320 Millionen € im Holzmann-Konzern stecken. Sie ist mit fast 20 Prozent größter Aktionär. Gibt Ihnen das Anlas zur Zuversicht, dass die Deutsche Bank dort noch entsprechend Druck machen kann oder auch mehr Geld hineinschießen wird?
Laux: Ja, ich denke schon. Die Deutsche Bank weiß, wie teuer es für sie wird. Ich kann nur an die anderen Banken appellieren - und das wird dann sicherlich auch, wenn es nicht eingehalten wird, ein Nachspiel haben -, sich an das zu halten, was sie zum Beispiel auch mit der Belegschaft, mit uns vor zwei Jahren vereinbart haben. Das heißt, dass sie die Sanierung forttreiben. Das Sanierungskonzept ist vorgelegt. Viele sagen wahrscheinlich aus Gott weiß welchen Interessen, dass es nicht OK ist, aber wer sich nicht an Zusagen hält, darf von den Arbeitnehmern in Zukunft auch nicht erwarten, dass sie sich an Zusagen halten. Deshalb der Appell an die Banken, die Sanierung voranzutreiben.
Capellan: Sanierung ist das eine. Es ist aber auch zu hören, es ist das Wort gefallen von der "geregelten Abwicklung". Die sei immer noch billiger als eine Riesen Pleite. Wie könnte denn eine solche Abwicklung aussehen?
Laux: Es kann ja durchaus sein, dass eine geregelte Abwicklung günstiger ist. Dann müssen wir bedenken, dass vielleicht den einen oder anderen Baubetrieb Teile von Holzmann interessieren, und uns als Gewerkschaft geht es in den ganzen Gesprächen hauptsächlich darum, dass die Arbeitsplätze erhalten werden. Ob man das Logo Holzmann dann retten kann, das weiß ich wie gesagt nicht, aber wenn zum Beispiel eine namhafte Firma X dies übernimmt und eine andere Firma auch aus dem europäischen Ausland eine andere Sparte übernimmt, die Arbeitsplätze weiter garantiert, dann ist den Beschäftigten geholfen und dann würden die Leute vom Bau auch gerne weiterarbeiten. Das wird dann eng fürs Management, aber das ist nicht so unsere Sorge. Die werden auch wieder irgendwo einen neuen Platz finden.
Capellan: Also Sie rechnen mit einer Zerschlagung des Konzerns?
Laux: Das habe ich jetzt nicht gesagt! Man muss mit allem rechnen. Man muss jetzt von dem schlechtesten bis zum besten Fall rechnen. Es kann aber durchaus sein, dass die Banken versuchen, zunächst mal gute Teile an den Mann zu bringen, um dann andere abzuwickeln. Unsere Aufgabe ist es, dass möglichst alle Teile einer Übernahme oder einer Zuführung zu anderen Baufirmen gelingen. Dann sind die Arbeitsplätze gesichert, denn das ist ja unser Hintergrund. Noch ist nichts zu sagen. Wenn die Banken heute ein Rettungskonzept vorlegen, dass der gesamte Konzern bleibt, dann ist das natürlich das bessere, aber es kann durchaus sein, dass es auch einzelne Teile gibt.
Capellan: Was erwarten Sie denn diesmal vom Kanzler? Sollte er ein Machtwort sprechen in Richtung Banken?
Laux: Das mit dem Kanzlermachtwort und das dann noch in Wahlkampfzeiten! Ich weiß nicht, ob es damals ein Machtwort war. Die öffentliche Stimmung war damals so. Der Kanzler hat das sehr geschickt gemacht, hat damit eine Zeit überbrückt. Wenn man jetzt weiß, dass die von Bayern gesteuerten Banken anderer Meinung sind, kann es durchaus sein, dass es schon Wahlkampfgeplänkel ist. Das wird aber dann unseren Bemühungen, die wir einen Sanierungstarifvertrag für die Beschäftigten gemacht haben, und den Bemühungen der Beschäftigten nicht gerecht. Insofern kann man sich da leicht vertun, Stimmung für die Wahlurne zu machen. Vom Kanzler jetzt zu erwarten, dass er das noch einmal macht, diese Erwartung haben wir nicht. Ich glaube auch nicht, dass er bei dieser Bankenkontroverse dann noch letzten Endes die Macht hat, überhaupt etwas zu tun. Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Wir wollen nur, dass es eine freie soziale Marktwirtschaft bleibt. Deshalb sind die Banken an ihr soziales Gewissen zu erinnern.
Capellan: Hat Schröder im Jahre _99 zu kurz gedacht?
Laux: Das kann ich nicht sagen. Man sagt ja oft es wäre so, aber ich weiß nicht, was er den Banken letzten Endes versprochen oder angedroht hat. Es ist nur so, dass das Geld, was die Bundesrepublik - der Kanzler hat das in seinem Wort gemacht - zur Verfügung gestellt hat, noch mit keinem einzigen Euro angegriffen worden ist. Insofern ist ja noch gar nicht alles geregelt, was alles noch auf uns zukommen kann. Diese Versprechungen, die immer wieder in Mark und Pfennig oder jetzt in Euro und Cent herübergebracht werden, die sind ja alle noch auf dem Papier. Die sind ja noch gar nicht angegriffen. Da werden die Banken natürlich ihren Grund haben und auch das Holzmann-Management, dass man dies nicht gemacht hat, aber das wird aufzuarbeiten sein. Dann wird erst das ganze Debakel deutlich und dann wird es eher eine Bankenkrise werden als eine Baukrise.
Capellan: Glauben Sie, dass die Entscheidung über Holzmann heute fällt?
Laux: Ich habe es mir abgewöhnt. Heute vor einer Woche hieß es, heute ist der letzte Tag, und so geht es nun seit sieben Tagen. Es kann sein, dass es heute so ist. Es gibt viele Anzeichen dafür, aber man soll niemals nie sagen. Deshalb denke ich - und das habe ich gehört -, es wird bis zur letzten Sekunde von den Managern im Konzern, von den Betriebsräten und uns sowie auch von den Banken, insbesondere bei der Deutschen Bank gekämpft. Somit habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.
Capellan: Ernst-Ludwig Laux war das, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bau. - Ich danke Ihnen und auf Wiederhören!
Link: Interview als RealAudio
Capellan: Geht es noch weiter bei Holzmann?
Laux: Ja. In dem Vorspann wurde deutlich, dass man nun jetzt schon eine Weile damit lebt, von Tag zu Tag, und insofern ist die Hoffnung nicht aufgegeben. Ich denke auch, dass die Beschäftigten bei Holzmann, diese ausgesuchte Mannschaft mittlerweile, eine Existenzchance haben. Ob unter dem Logo Holzmann, das wird man sehen. Da haben die Banken das letzte Wort, wie das in unserem System nun halt mal ist. Insofern denke ich, die Beschäftigten haben durchaus eine Chance.
Capellan: Nun sind die Banken ja uneins. Commerzbank, Hypo- und Dresdner Bank wollen nicht mehr; die Deutsche Bank dagegen will sich weiterhin für die Holzmann-Rettung einsetzen. Da muss man natürlich sagen nicht ohne Eigennutz. Die Deutsche Bank ist größter Gläubiger. Sie hat etwa 320 Millionen € im Holzmann-Konzern stecken. Sie ist mit fast 20 Prozent größter Aktionär. Gibt Ihnen das Anlas zur Zuversicht, dass die Deutsche Bank dort noch entsprechend Druck machen kann oder auch mehr Geld hineinschießen wird?
Laux: Ja, ich denke schon. Die Deutsche Bank weiß, wie teuer es für sie wird. Ich kann nur an die anderen Banken appellieren - und das wird dann sicherlich auch, wenn es nicht eingehalten wird, ein Nachspiel haben -, sich an das zu halten, was sie zum Beispiel auch mit der Belegschaft, mit uns vor zwei Jahren vereinbart haben. Das heißt, dass sie die Sanierung forttreiben. Das Sanierungskonzept ist vorgelegt. Viele sagen wahrscheinlich aus Gott weiß welchen Interessen, dass es nicht OK ist, aber wer sich nicht an Zusagen hält, darf von den Arbeitnehmern in Zukunft auch nicht erwarten, dass sie sich an Zusagen halten. Deshalb der Appell an die Banken, die Sanierung voranzutreiben.
Capellan: Sanierung ist das eine. Es ist aber auch zu hören, es ist das Wort gefallen von der "geregelten Abwicklung". Die sei immer noch billiger als eine Riesen Pleite. Wie könnte denn eine solche Abwicklung aussehen?
Laux: Es kann ja durchaus sein, dass eine geregelte Abwicklung günstiger ist. Dann müssen wir bedenken, dass vielleicht den einen oder anderen Baubetrieb Teile von Holzmann interessieren, und uns als Gewerkschaft geht es in den ganzen Gesprächen hauptsächlich darum, dass die Arbeitsplätze erhalten werden. Ob man das Logo Holzmann dann retten kann, das weiß ich wie gesagt nicht, aber wenn zum Beispiel eine namhafte Firma X dies übernimmt und eine andere Firma auch aus dem europäischen Ausland eine andere Sparte übernimmt, die Arbeitsplätze weiter garantiert, dann ist den Beschäftigten geholfen und dann würden die Leute vom Bau auch gerne weiterarbeiten. Das wird dann eng fürs Management, aber das ist nicht so unsere Sorge. Die werden auch wieder irgendwo einen neuen Platz finden.
Capellan: Also Sie rechnen mit einer Zerschlagung des Konzerns?
Laux: Das habe ich jetzt nicht gesagt! Man muss mit allem rechnen. Man muss jetzt von dem schlechtesten bis zum besten Fall rechnen. Es kann aber durchaus sein, dass die Banken versuchen, zunächst mal gute Teile an den Mann zu bringen, um dann andere abzuwickeln. Unsere Aufgabe ist es, dass möglichst alle Teile einer Übernahme oder einer Zuführung zu anderen Baufirmen gelingen. Dann sind die Arbeitsplätze gesichert, denn das ist ja unser Hintergrund. Noch ist nichts zu sagen. Wenn die Banken heute ein Rettungskonzept vorlegen, dass der gesamte Konzern bleibt, dann ist das natürlich das bessere, aber es kann durchaus sein, dass es auch einzelne Teile gibt.
Capellan: Was erwarten Sie denn diesmal vom Kanzler? Sollte er ein Machtwort sprechen in Richtung Banken?
Laux: Das mit dem Kanzlermachtwort und das dann noch in Wahlkampfzeiten! Ich weiß nicht, ob es damals ein Machtwort war. Die öffentliche Stimmung war damals so. Der Kanzler hat das sehr geschickt gemacht, hat damit eine Zeit überbrückt. Wenn man jetzt weiß, dass die von Bayern gesteuerten Banken anderer Meinung sind, kann es durchaus sein, dass es schon Wahlkampfgeplänkel ist. Das wird aber dann unseren Bemühungen, die wir einen Sanierungstarifvertrag für die Beschäftigten gemacht haben, und den Bemühungen der Beschäftigten nicht gerecht. Insofern kann man sich da leicht vertun, Stimmung für die Wahlurne zu machen. Vom Kanzler jetzt zu erwarten, dass er das noch einmal macht, diese Erwartung haben wir nicht. Ich glaube auch nicht, dass er bei dieser Bankenkontroverse dann noch letzten Endes die Macht hat, überhaupt etwas zu tun. Wir leben in einer freien Marktwirtschaft. Wir wollen nur, dass es eine freie soziale Marktwirtschaft bleibt. Deshalb sind die Banken an ihr soziales Gewissen zu erinnern.
Capellan: Hat Schröder im Jahre _99 zu kurz gedacht?
Laux: Das kann ich nicht sagen. Man sagt ja oft es wäre so, aber ich weiß nicht, was er den Banken letzten Endes versprochen oder angedroht hat. Es ist nur so, dass das Geld, was die Bundesrepublik - der Kanzler hat das in seinem Wort gemacht - zur Verfügung gestellt hat, noch mit keinem einzigen Euro angegriffen worden ist. Insofern ist ja noch gar nicht alles geregelt, was alles noch auf uns zukommen kann. Diese Versprechungen, die immer wieder in Mark und Pfennig oder jetzt in Euro und Cent herübergebracht werden, die sind ja alle noch auf dem Papier. Die sind ja noch gar nicht angegriffen. Da werden die Banken natürlich ihren Grund haben und auch das Holzmann-Management, dass man dies nicht gemacht hat, aber das wird aufzuarbeiten sein. Dann wird erst das ganze Debakel deutlich und dann wird es eher eine Bankenkrise werden als eine Baukrise.
Capellan: Glauben Sie, dass die Entscheidung über Holzmann heute fällt?
Laux: Ich habe es mir abgewöhnt. Heute vor einer Woche hieß es, heute ist der letzte Tag, und so geht es nun seit sieben Tagen. Es kann sein, dass es heute so ist. Es gibt viele Anzeichen dafür, aber man soll niemals nie sagen. Deshalb denke ich - und das habe ich gehört -, es wird bis zur letzten Sekunde von den Managern im Konzern, von den Betriebsräten und uns sowie auch von den Banken, insbesondere bei der Deutschen Bank gekämpft. Somit habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.
Capellan: Ernst-Ludwig Laux war das, stellvertretender Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bau. - Ich danke Ihnen und auf Wiederhören!
Link: Interview als RealAudio
