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Ist der Widerstand in Garmisch gegen die Olympiabewerbung gebrochen?

Vor wenigen Tagen haben die politischen Gremien in Bayern die jüngsten Pläne der Münchner Olympiabewerber abgesegnet. In den nächsten Tagen soll eine groß angelegte Image-Kampagne die organisatorischen Pannen und die erbitterten Diskussionen der vergangenen Monate vergessen machen.

Von Jens Weinreich | 17.10.2010
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018.
    Logo der Bewerbungsgesellschaft München 2018. (Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH)
    Für den Sportfunktionär Bernhard Schwank, Hauptgeschäftsführer der Münchner Olympia GmbH, ist die Sache klar. Er wähnt sich auf Olympia-Kurs. Schwank sagte in einem Interview mit dem "Münchner Merkur": "Ich sehe keinen Widerstand mehr".

    Die Aktivisten des NOlympia-Netzwerks sehen das natürlich anders. In dieser Woche hat sich der SPD-Kreisverband Garmisch-Partenkirchen gegen die Bewerbung ausgesprochen. Die Bündnis-Grünen sind traditionell gespalten, haben im Landtag nun als einzige Fraktion die Bewerbung abgelehnt. Der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek teilt auf Anfrage mit: "Viele Kommunalpolitiker vor Ort äußern sich skeptisch bis ablehnend." Es spräche für sich, dass die Bewerbungsgesellschaft "nun groß angelegte PR-Kampagnen starten muss, um die Begeisterungsfähigkeit der bayerischen Bevölkerung zu simulieren". Olympia spalte das Oberland, von Euphorie sei nichts zu sehen.

    Ähnlich sieht das Axel Doering, einer der treibenden Kräfte von NOlympia. Doering ist Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz in Garmisch-Partenkirchen. Er sagt zu Schwanks These, es gebe keinen Widerstand:

    "Das ist eigentlich die alte Behauptung. Die haben immer den Widerstand klein geredet. Da gibt's keine Wunden zu lecken, da gibt's überhaupt nichts zu deuteln: Man muss immer noch ohne jede Einschränkung versuchen, die Olympischen Spiele zu verhindern. Die Frage ist nur, wo man ansetzt mit dem Widerstand. Und da gibt es einen ganz wesentlichen Hebel, auf den man sich vielleicht etwas zu stark fokussiert hat, das ist das Bürgerbegehren und der Bürgerentscheid. Wenn es einen erfolgreichen Bürgerentscheid in Garmisch gibt oder geben sollte, dann ist das Ganze gegessen. Dann können die sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln. Ohne Garmisch-Partenkirchen kann man die Olympischen Spiele nicht machen."

    Ob und wann ein Bürgerbegehren initiiert wird, bleibt unklar. Momentan stehen die Zeichen ungünstig, auch wenn sich die dazu nötigen Unterschriften sicher einholen ließen.

    "Man merkt natürlich, dass die Bewerber sich zum einen mit Zugeständnissen Zuneigung kaufen und zum anderen natürlich mit millionenschweren PR-Kampagnen. Da ist ein ehrenamtlicher Widerstand von Hause aus schon einmal im Nachteil, und darüber muss man sich im Klaren sein. Und das hat zum Teil eine Wirkung, vielleicht noch nicht ganz die Wirkung, die der Herr Schwank zu verbreiten versucht, dass er keinen Widerstand mehr spürt. Aber es ist natürlich für die Leute, die dieses Unheil abwenden wollen, schwieriger geworden."

    Die NOlympia-Fraktion sagt deutlich, dass Kommunalpolitiker, denen teilweise nicht alle aktuellen Unterlagen der Bewerbung vorlagen, im Prinzip mit Millionenversprechen "gekauft" wurden. Mit Projekten, die ohne Olympia angeblich nicht finanziert werden könnten.

    "Das ist ganz sicher so. Das ist das Wort, das hier im Moment am häufigsten fällt: Da werden alle gekauft. Es funktioniert zum Teil, und zum Teil funktioniert's nicht. Aber das gehört dazu, dass wir uns im Widerstand jetzt einfach sortieren müssen, dass wir auch Dinge aufbereiten müssen, dass wir sie weitergeben müssen und schauen müssen dann, was tatsächlich an Widerstand da bleibt und wo das Kaufen funktioniert. Weil, die Olympischen Spiele an sich sind nicht besser geworden hier. Das ist immer noch eine viel zu große Veranstaltung für unser Gebirgstal."

    Am Freitag haben die NOlympia-Netzwerker in München das künftige Vorgehen besprochen. Die Behauptungen der Olympiabewerber werden weiter hinterfragt und Transparenz eingefordert, da längst nicht alle Informationen vorliegen. Es wird etliche parlamentarische Anträge geben. Ein Fokus wird auf die Alpine Ski-WM 2011 und wohl auch auf direkte Kontakte zu IOC-Mitgliedern gerichtet. Der Widerstand bleibt - auch wenn der Olympia-Geschäftsführer davon nichts merkt.