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Ist die Milchstraße alles?

Vor hundert Jahren schien das Universum der Astronomen noch recht überschaubar: Man kannte nur die Milchstraße, deren schimmerndes Band sich über den Nachthimmel spannte, und ging stillschweigend davon aus, dass dieses Sternensystem den ganzen Kosmos ausmache.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Bis dahin hatten alle Versuche, Form und Größe unserer Milchstraße zu bestimmen, keine zuverlässigen Ergebnisse geliefert. So mussten bloße Sternzählungen, bereits im 18. Jahrhundert von Wilhelm Herschel angestellt, zwangsläufig in die Irre führen: Zum einen besaßen die Sterne nicht alle die gleiche Leuchtkraft, zum anderen konnten vorgelagerte Dunkelwolken das Sternenlicht in unbekannter Form abschwächen.

    Der amerikanische Astronom Harlow Shapley, der heute vor 125 Jahren in Nashville, Tennessee geboren wurde, nutzte bei seiner Größenbestimmung der Milchstraße erstmals einen kurz zuvor erkannten Zusammenhang: 1912 war aufgefallen, dass bestimmte veränderliche Sterne um so heller leuchteten, je mehr Zeit zwischen zwei Helligkeitsmaxima verstrich.

    So konnte er aus der Dauer des Lichtwechsels auf die Leuchtkraft des veränderlichen Sterns schließen und daraus - im Vergleich mit der gemessenen Helligkeit - dessen Entfernung bestimmen.

    Leider war der Zusammenhang zwischen Leuchtkraft und Lichtwechselperiode auch noch von anderen Größen abhängig, sodass auch Shapley einen falschen Wert für die Größe der Milchstraße erhielt. Ein paar Jahre später zeigte Edwin Hubble dann ohnehin, dass es neben der Milchstraße noch zahllose andere Galaxien gab, die sich zudem voneinander entfernten.

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