Für ihr Vergebungskonzept, das die Jüdin Eva Kor seit Jahren vertritt, ist sie heftig kritisiert worden. Vieles deutet darauf hin, dass der Film die Debatte neu anfachen wird. Forgiving Dr. Mengele – Dr. Mengele vergeben. Heißt er. Es gibt noch eine Unterzeile, aber die wird in Presseberichten meist nicht zitiert: Eva Kor and her personal journey to healing. – Eva Kor und ihr persönlicher Weg zur Heilung. Den die 71jährige verkürzt so beschreibt.
"Vergeben ist ein Geschenk der Freiheit von den Schmerzen der Vergangenheit. Ein Geschenk, dass ich mir selbst geschenkt habe und das auch andere bekommen können. Es ist zudem ein Akt der Selbstheilung der nichts zu tun hat mit einer Verleugnung der Vergangenheit. Dementsprechend hat der Prozess viel mehr mit dem Opfer zu tun als mit dem Täter."
Vergebung als persönlicher Schritt. Den entscheidenden in diesem Jahrzehnte lange dauernden Prozeß macht Kor 1995, als sie den Mut findet zu einer persönlichen Begegnung mit einem der Täter. Sie trifft Hans Münch, wie Mengele Arzt in Auschwitz. Zuvor hat sie nach monatelangem Ringen einen Brief verfasst, in dem sie ihm ihre Vergebung anbietet:
"Ich verstand, dass er das begrüßen würde. Aber für mich viel wichtiger war, dass ich plötzlich entdeckte, dass ich die Kraft hatte zu verzeihen. Als Opfer war ich wütend, ich fühlte mich hilflos, hoffnungslos und kraftlos. Ein Opfer hat keine Kontrolle über sein Leben. Jemand der vergibt hat diese Kontrolle. Über das Leben hat keiner von uns eine Kontrolle. Wohl aber über die Art, wie wir auf das, was uns im Leben passiert, reagieren. "
Mit diesen Thesen polarisiert Eva Kor. Die Mehrheit aller Holocaust Überlebenden hat den Kontakt zu ihr abgebrochen. Man hat ihr vorgeworfen, sich instrumentalisieren zu lassen. Man hat ihr vorgeworfen, die Täter zu entschuldigen. Man hat ihr vorgeworfen, dass sie mit ihrer Argumentation all jenen Vorschub leiste, die ihre Verantwortung an den Gräueltaten leugnen wollen. Das Unvergebbare könne nicht vergeben werden, heißt es. Vergeben heißt nicht vergessen, schleudert sie diesen Kritikern entgegen:
"Ich denke, es ist wichtig für jeden Menschen, das Leben zu genießen. Nur weil ich Auschwitz besuchen und dort traurig bin sollte mir das nicht die Fähigkeit nehmen zwei Stunden später in einem Restaurant zu sein und zu tanzen, wenn ich tanzen möchte. Soll ich ewig weinen? Und was würde das irgend jemanden bringen?"
Im Alter von 10 Jahren wurde Eva Kor mit ihrer Zwillingsschwester Miriam von Rumänien nach Auschwitz verschleppt. Bis heute weiß sie nicht, was Josef Mengele ihr und ihrer Schwester in Folge der so genannten Zwillingsexperimente injizierte. Eva Kor verliert außer ihrer Schwester alle Familienangehörige, Miriam stirbt 1993 als Spätfolge der Mengele – Experimente. Dazu unaussprechliche, persönliche Seelenqualen:
"Ich hatte verschiedene Alpträume. Ich wachte mitten in der Nacht auf in kaltem Schwei, weil ich geträumt hatte, das ich mich gewaschen hatte – mit Seife, die aus den Überresten meiner eigenen Eltern und Schwestern gemacht worden war. Ich konnte mich für einige Zeit nicht länger mit Seife waschen, bis wir Israel erreichten – in 1950. "
All das thematisiert der Film und auch die Auseinandersetzung Eva Kors mit ihrem Schicksal als Holocaust Überlebende. Seit Jahrzehnten forscht sie über Josef Mengele, spürt andere Überlebende der Mengele-Experimente auf, gründet ein Museum, hält mehr als 1000 Vorträge, initiiert eine Sammelklage gegen den Bayer Konzern und veranlasst die Max Planck Gesellschaft zu einer Entschuldigung für die Taten ihrer Vorgängerinstitution bei den medizinischen Experimenten in Auschwitz. Ob sich aber ihr Weg zur Vergebung übertragen lässt auf andere Holocaust Opfer, auf Opfer von Gewalttaten weltweit wird seit Jahren heftig diskutiert. Und bleibt zweifelhaft – auch nach dem Film, der in Amerika ab Februar zu sehen ist – und eventuell bald auch bei uns, sofern sich ein Verleih findet:
"Vergebung kann durch Erziehung gelehrt werden. Dieser Dokumentarfilm kann eine riesige Anzahl von Menschen lehren. Ich glaube, dass Vergebung eine Fähigkeit ist, die erlernt werden kann. Dass ich durch mein persönliches Schicksal Antworten geben kann – möglich. Ich weiß es nicht. Ich habe aber erlebt, dass Menschen meine Vorträge gehört haben und begeistert waren, dass ich das überlebt habe und glücklicher und gesunder bin – seit ich Vergeben habe. "
"Vergeben ist ein Geschenk der Freiheit von den Schmerzen der Vergangenheit. Ein Geschenk, dass ich mir selbst geschenkt habe und das auch andere bekommen können. Es ist zudem ein Akt der Selbstheilung der nichts zu tun hat mit einer Verleugnung der Vergangenheit. Dementsprechend hat der Prozess viel mehr mit dem Opfer zu tun als mit dem Täter."
Vergebung als persönlicher Schritt. Den entscheidenden in diesem Jahrzehnte lange dauernden Prozeß macht Kor 1995, als sie den Mut findet zu einer persönlichen Begegnung mit einem der Täter. Sie trifft Hans Münch, wie Mengele Arzt in Auschwitz. Zuvor hat sie nach monatelangem Ringen einen Brief verfasst, in dem sie ihm ihre Vergebung anbietet:
"Ich verstand, dass er das begrüßen würde. Aber für mich viel wichtiger war, dass ich plötzlich entdeckte, dass ich die Kraft hatte zu verzeihen. Als Opfer war ich wütend, ich fühlte mich hilflos, hoffnungslos und kraftlos. Ein Opfer hat keine Kontrolle über sein Leben. Jemand der vergibt hat diese Kontrolle. Über das Leben hat keiner von uns eine Kontrolle. Wohl aber über die Art, wie wir auf das, was uns im Leben passiert, reagieren. "
Mit diesen Thesen polarisiert Eva Kor. Die Mehrheit aller Holocaust Überlebenden hat den Kontakt zu ihr abgebrochen. Man hat ihr vorgeworfen, sich instrumentalisieren zu lassen. Man hat ihr vorgeworfen, die Täter zu entschuldigen. Man hat ihr vorgeworfen, dass sie mit ihrer Argumentation all jenen Vorschub leiste, die ihre Verantwortung an den Gräueltaten leugnen wollen. Das Unvergebbare könne nicht vergeben werden, heißt es. Vergeben heißt nicht vergessen, schleudert sie diesen Kritikern entgegen:
"Ich denke, es ist wichtig für jeden Menschen, das Leben zu genießen. Nur weil ich Auschwitz besuchen und dort traurig bin sollte mir das nicht die Fähigkeit nehmen zwei Stunden später in einem Restaurant zu sein und zu tanzen, wenn ich tanzen möchte. Soll ich ewig weinen? Und was würde das irgend jemanden bringen?"
Im Alter von 10 Jahren wurde Eva Kor mit ihrer Zwillingsschwester Miriam von Rumänien nach Auschwitz verschleppt. Bis heute weiß sie nicht, was Josef Mengele ihr und ihrer Schwester in Folge der so genannten Zwillingsexperimente injizierte. Eva Kor verliert außer ihrer Schwester alle Familienangehörige, Miriam stirbt 1993 als Spätfolge der Mengele – Experimente. Dazu unaussprechliche, persönliche Seelenqualen:
"Ich hatte verschiedene Alpträume. Ich wachte mitten in der Nacht auf in kaltem Schwei, weil ich geträumt hatte, das ich mich gewaschen hatte – mit Seife, die aus den Überresten meiner eigenen Eltern und Schwestern gemacht worden war. Ich konnte mich für einige Zeit nicht länger mit Seife waschen, bis wir Israel erreichten – in 1950. "
All das thematisiert der Film und auch die Auseinandersetzung Eva Kors mit ihrem Schicksal als Holocaust Überlebende. Seit Jahrzehnten forscht sie über Josef Mengele, spürt andere Überlebende der Mengele-Experimente auf, gründet ein Museum, hält mehr als 1000 Vorträge, initiiert eine Sammelklage gegen den Bayer Konzern und veranlasst die Max Planck Gesellschaft zu einer Entschuldigung für die Taten ihrer Vorgängerinstitution bei den medizinischen Experimenten in Auschwitz. Ob sich aber ihr Weg zur Vergebung übertragen lässt auf andere Holocaust Opfer, auf Opfer von Gewalttaten weltweit wird seit Jahren heftig diskutiert. Und bleibt zweifelhaft – auch nach dem Film, der in Amerika ab Februar zu sehen ist – und eventuell bald auch bei uns, sofern sich ein Verleih findet:
"Vergebung kann durch Erziehung gelehrt werden. Dieser Dokumentarfilm kann eine riesige Anzahl von Menschen lehren. Ich glaube, dass Vergebung eine Fähigkeit ist, die erlernt werden kann. Dass ich durch mein persönliches Schicksal Antworten geben kann – möglich. Ich weiß es nicht. Ich habe aber erlebt, dass Menschen meine Vorträge gehört haben und begeistert waren, dass ich das überlebt habe und glücklicher und gesunder bin – seit ich Vergeben habe. "