"How you doin‘ everyone, all right?"
Sollte dieser alte Mann nicht längst seine Rente beziehen und Geschichten von früher erzählen?
"Anybody here that was here in 1969?"
Oder tut er das eh, wenn er die alten Lieder singt? Nicht wirklich. Nicht mit diesem hibbeligen Charisma in dieser paillettenbesetzten Jacke. "Night Of The Living Dead" schrieb eine englische Zeitung böse. Aber soll er den Blues im Sitzen singen wie BB King oder wie Eric Clapton als hüftsteifer Erdkundelehrer? Jaggers Rock ist Körpersprache, er beherrscht sie nach wie vor fließend. Und wenn die Stones auf der jüngsten Tour immer zu einem Song Jungstars einluden wie Katy Perry, dann waren die selig.
Katy Perry: "Mit Mick zu tanzen, davon träumen doch Frauen jeglicher Generation!"
Und er? Altes Gesicht, aber anmutig. Wahrlich kein Opa, aber auch kein dirty old man neben der 28-Jährigen. Er spurtet und tänzelt immer noch bei jedem Konzert kilometerweit über die Bühne, spornt mit flatternder Hand das Publikum an, wippt mit den Schultern, kreuzt die Beine und tanzt diesen Jagger-Tanz, wie einer, der etwas von einem zu hohen Regal holen will. Es sieht gut aus. Dass er sich die Haare färbt, na gut. Oder dass er Exzesse nach der Show schelmisch nicht ausschließen will:
"No, you don’t want every night a party. And take drugs and girls and rock and roll. But - some nights you might”"
Hach ja, das Image. Die Affären. Brigitte Bardot, Uschi Obermaier, Prinzessin Margret, Madonna, Carla Bruni. Sieben Kinder von vier Frauen. Eine von ihnen, Luciana Morad, Model, sagt:
""Ich weiß nicht, was es ist, aber er hat es. Und er weiß es, das ist das Schlimmste daran."
Jagger selbst schweigt. Schreibt keine Autobiografie, beantwortet Interviewfragen freundlich, ohne sich je preiszugeben. Kommentiert nicht, wenn Stones-Kollege Keith Richards ihn "unerträglich" nennt und "Majestät". Diese Rätselhaftigkeit ist sexy, sie lässt Raum für Projektion. Genau wie seine ganzen Widersprüche: Er ist Rockstar und Rosenzüchter, Sexmaniac und fürsorglicher Familienvater; Bluesman und Cricketfan, dabei belesen und gebildet; geschäftsgeiler Kassenwart der Stones, der zugleich trotz gealterter Stimme immer noch fantastisch singt und sich die Leidenschaft bewahrt hat. Sowie, ganz wichtig: die ironische Distanz.
"Es ist nur Rock'n'Roll", hat er schließlich gesungen. Und "You Can’t Always Get What You Want". Und "I Can’t Get No Satisfaction". Keith Richards gilt als Herz und Seele der Rolling Stones, Jagger daneben als eher kühl. Aber seine Performance ist nicht kühl. Er schillert einfach mehr. Und fragt sich offenbar mit 70 wie andere auch, ob er nicht ein ganz anderer hätte werden können. Tänzer wär schön gewesen, hat er gerade der BBC erzählt. Oder Journalist. Aber er sei zufrieden. Und dann fügt er umwerfend kokett hinzu: Als Rocksänger sei man intellektuell etwas unterfordert, aber - man mache halt das Beste draus.
"”It is a slightly intellectually undemanding thing to do, being a rock singer. But, you know, you make the best of it.""
Sollte dieser alte Mann nicht längst seine Rente beziehen und Geschichten von früher erzählen?
"Anybody here that was here in 1969?"
Oder tut er das eh, wenn er die alten Lieder singt? Nicht wirklich. Nicht mit diesem hibbeligen Charisma in dieser paillettenbesetzten Jacke. "Night Of The Living Dead" schrieb eine englische Zeitung böse. Aber soll er den Blues im Sitzen singen wie BB King oder wie Eric Clapton als hüftsteifer Erdkundelehrer? Jaggers Rock ist Körpersprache, er beherrscht sie nach wie vor fließend. Und wenn die Stones auf der jüngsten Tour immer zu einem Song Jungstars einluden wie Katy Perry, dann waren die selig.
Katy Perry: "Mit Mick zu tanzen, davon träumen doch Frauen jeglicher Generation!"
Und er? Altes Gesicht, aber anmutig. Wahrlich kein Opa, aber auch kein dirty old man neben der 28-Jährigen. Er spurtet und tänzelt immer noch bei jedem Konzert kilometerweit über die Bühne, spornt mit flatternder Hand das Publikum an, wippt mit den Schultern, kreuzt die Beine und tanzt diesen Jagger-Tanz, wie einer, der etwas von einem zu hohen Regal holen will. Es sieht gut aus. Dass er sich die Haare färbt, na gut. Oder dass er Exzesse nach der Show schelmisch nicht ausschließen will:
"No, you don’t want every night a party. And take drugs and girls and rock and roll. But - some nights you might”"
Hach ja, das Image. Die Affären. Brigitte Bardot, Uschi Obermaier, Prinzessin Margret, Madonna, Carla Bruni. Sieben Kinder von vier Frauen. Eine von ihnen, Luciana Morad, Model, sagt:
""Ich weiß nicht, was es ist, aber er hat es. Und er weiß es, das ist das Schlimmste daran."
Jagger selbst schweigt. Schreibt keine Autobiografie, beantwortet Interviewfragen freundlich, ohne sich je preiszugeben. Kommentiert nicht, wenn Stones-Kollege Keith Richards ihn "unerträglich" nennt und "Majestät". Diese Rätselhaftigkeit ist sexy, sie lässt Raum für Projektion. Genau wie seine ganzen Widersprüche: Er ist Rockstar und Rosenzüchter, Sexmaniac und fürsorglicher Familienvater; Bluesman und Cricketfan, dabei belesen und gebildet; geschäftsgeiler Kassenwart der Stones, der zugleich trotz gealterter Stimme immer noch fantastisch singt und sich die Leidenschaft bewahrt hat. Sowie, ganz wichtig: die ironische Distanz.
"Es ist nur Rock'n'Roll", hat er schließlich gesungen. Und "You Can’t Always Get What You Want". Und "I Can’t Get No Satisfaction". Keith Richards gilt als Herz und Seele der Rolling Stones, Jagger daneben als eher kühl. Aber seine Performance ist nicht kühl. Er schillert einfach mehr. Und fragt sich offenbar mit 70 wie andere auch, ob er nicht ein ganz anderer hätte werden können. Tänzer wär schön gewesen, hat er gerade der BBC erzählt. Oder Journalist. Aber er sei zufrieden. Und dann fügt er umwerfend kokett hinzu: Als Rocksänger sei man intellektuell etwas unterfordert, aber - man mache halt das Beste draus.
"”It is a slightly intellectually undemanding thing to do, being a rock singer. But, you know, you make the best of it.""