Es ist dunkel im Triad Theater in Manhattans Upper West Side.
Das einzige Licht auf die Szenerie ist das Taschenlampenlicht der Zuschauer und die erleuchteten Grabsteine aus Plexiglas auf der Bühne. Hier liegen König David, König Salomon, Rahab, Mind, Soul und Body begraben und warten auf den Messias, um wiedererweckt zu werden.
Wir befinden uns auf dem Friedhof am Ölberg in Jerusalem, dem Ort, von dem drei Weltreligionen glauben, dass der Messias hier zuerst vorbeischaut um die Toten zu erwecken. Dies ist der Ort, an dem Rav Judah, selbsternannter Chefkabbalist, die Welt endlich von ihrer Ferne zu Gott erlösen will. Durch eine Vision ist er zu der tiefen Einsicht gekommen, dass die Sünde Adam und Evas in der Bedeckung ihrer Scham lag und deshalb will er allen Rechtgläubigen offenbaren, dass allein die natürliche Nacktheit die schmerzliche Distanz des Geschöpfs zu seinem Schöpfer wieder aufheben kann. Allein die sexuelle Versuchung, natürlich das Werk des Satans, hält den Gläubigen in seiner Scham gefangen.
Aber Rav Juda ist ein ausgebuffter Kabbalist, der mit seinem Laden voller heiliger Wässerchen und roter Armbänder, für jede Form der Verfehlung - besonders der sexuellen - für den Gläubigen ein Gegenmittel gegen cash anzubieten hat.
Aber dieser Friedhof ist auch der Ort, an dem in dieser Nacht ein, für Rav Juda, ganz besonderes Ereignis stattfinden soll: Madonna, die ultimative Popikone der westlichen Welt, soll ihn hier treffen, um Zeuge einer Dämonenaustreibung zu werden und den Ruhm von Kabbalah in die ganze Welt zu verbreiten. Madonna, selber begeisterte Anhängerin der neuen Religion, will nichts geringeres, als unsterblich zu werden und Rav Juda verspricht ihr dies im Falle einer Vereinigung beider. Doch dann will der Dämon nicht wie Rav Juda will und Madonna entpuppt sich als eine Meisterin kabbalistische Raffinesse.
Tuvia Tenenboms bösartige Farce, produziert vom Jewish Theater of New York, handelt von verwirrten Menschen zwischen religiösem Wahn und sexueller Repression, scheinheiliger Versprechen und der unschuldigen Suche nach Erlösung. Damit karikiert er nicht nur die in den USA und Israel immer populärer werdenden Kabbalahbewegung, die in Superstars wie Madonna und Britney Spears ihre größten Anhänger gefunden hat, sondern im Grunde jedes religiöse System, das seine Gläubigen zwischen Hölle und sexueller Repression zu immer größerer Verdummung führt.
Ein interessanter Abend voller Aberwitz und theologischer Reflexion quer durch die jüdisch-christlich-islamische Tradition. Dank der erstaunlichen Ensembleleistung kommt der Zuschauer aus dem Lachen, Staunen und Kopfschütteln nicht mehr heraus und wenn am Ende der kindlich-befreite Rav Juda nackt zusammen mit dem ebenso entblößten Ensemble das Publikum auffordert, es ihm gleichzutun und unsterblich zu werden, ist man als äußerst gut unterhaltener Zuschauer für einen winzigen Moment versucht, es ihnen gleichzutun und mit allen zusammen um die ebenso nackte Madonna zu tanzen und zu singen. It´s so good to believe.
Leider ist diese Form von absurdem Humor derzeit in den USA, ja sogar im sonst so liberalen New York gar nicht gefragt. So beschreibt die allmächtige "New York Times" den Abend als "blasphemisch" und als "Sakrileg" und empfiehlt, der echten Madonna das Theater zu verklagen. Die "Jewish Week", das wichtigste jüdische Zeitungsorgan in den USA, beschreibt Tuvia Tenenbom als pubertierenden Theatermacher, der alles Heilige in den Dreck ziehe, was sowieso keiner sehen wolle.
Nein, die immer religiöser und moralischer werdende Presse New Yorks hat keinen Gefallen an diesem außergewöhnlich komischen und unterhaltsamen Abend.
Das Stück hingegen wurde gerade verlängert - vorläufig bis Ende Januar.
Es ist zu wünschen, dass dieses Stück sein rebellisches Publikum findet.
Das einzige Licht auf die Szenerie ist das Taschenlampenlicht der Zuschauer und die erleuchteten Grabsteine aus Plexiglas auf der Bühne. Hier liegen König David, König Salomon, Rahab, Mind, Soul und Body begraben und warten auf den Messias, um wiedererweckt zu werden.
Wir befinden uns auf dem Friedhof am Ölberg in Jerusalem, dem Ort, von dem drei Weltreligionen glauben, dass der Messias hier zuerst vorbeischaut um die Toten zu erwecken. Dies ist der Ort, an dem Rav Judah, selbsternannter Chefkabbalist, die Welt endlich von ihrer Ferne zu Gott erlösen will. Durch eine Vision ist er zu der tiefen Einsicht gekommen, dass die Sünde Adam und Evas in der Bedeckung ihrer Scham lag und deshalb will er allen Rechtgläubigen offenbaren, dass allein die natürliche Nacktheit die schmerzliche Distanz des Geschöpfs zu seinem Schöpfer wieder aufheben kann. Allein die sexuelle Versuchung, natürlich das Werk des Satans, hält den Gläubigen in seiner Scham gefangen.
Aber Rav Juda ist ein ausgebuffter Kabbalist, der mit seinem Laden voller heiliger Wässerchen und roter Armbänder, für jede Form der Verfehlung - besonders der sexuellen - für den Gläubigen ein Gegenmittel gegen cash anzubieten hat.
Aber dieser Friedhof ist auch der Ort, an dem in dieser Nacht ein, für Rav Juda, ganz besonderes Ereignis stattfinden soll: Madonna, die ultimative Popikone der westlichen Welt, soll ihn hier treffen, um Zeuge einer Dämonenaustreibung zu werden und den Ruhm von Kabbalah in die ganze Welt zu verbreiten. Madonna, selber begeisterte Anhängerin der neuen Religion, will nichts geringeres, als unsterblich zu werden und Rav Juda verspricht ihr dies im Falle einer Vereinigung beider. Doch dann will der Dämon nicht wie Rav Juda will und Madonna entpuppt sich als eine Meisterin kabbalistische Raffinesse.
Tuvia Tenenboms bösartige Farce, produziert vom Jewish Theater of New York, handelt von verwirrten Menschen zwischen religiösem Wahn und sexueller Repression, scheinheiliger Versprechen und der unschuldigen Suche nach Erlösung. Damit karikiert er nicht nur die in den USA und Israel immer populärer werdenden Kabbalahbewegung, die in Superstars wie Madonna und Britney Spears ihre größten Anhänger gefunden hat, sondern im Grunde jedes religiöse System, das seine Gläubigen zwischen Hölle und sexueller Repression zu immer größerer Verdummung führt.
Ein interessanter Abend voller Aberwitz und theologischer Reflexion quer durch die jüdisch-christlich-islamische Tradition. Dank der erstaunlichen Ensembleleistung kommt der Zuschauer aus dem Lachen, Staunen und Kopfschütteln nicht mehr heraus und wenn am Ende der kindlich-befreite Rav Juda nackt zusammen mit dem ebenso entblößten Ensemble das Publikum auffordert, es ihm gleichzutun und unsterblich zu werden, ist man als äußerst gut unterhaltener Zuschauer für einen winzigen Moment versucht, es ihnen gleichzutun und mit allen zusammen um die ebenso nackte Madonna zu tanzen und zu singen. It´s so good to believe.
Leider ist diese Form von absurdem Humor derzeit in den USA, ja sogar im sonst so liberalen New York gar nicht gefragt. So beschreibt die allmächtige "New York Times" den Abend als "blasphemisch" und als "Sakrileg" und empfiehlt, der echten Madonna das Theater zu verklagen. Die "Jewish Week", das wichtigste jüdische Zeitungsorgan in den USA, beschreibt Tuvia Tenenbom als pubertierenden Theatermacher, der alles Heilige in den Dreck ziehe, was sowieso keiner sehen wolle.
Nein, die immer religiöser und moralischer werdende Presse New Yorks hat keinen Gefallen an diesem außergewöhnlich komischen und unterhaltsamen Abend.
Das Stück hingegen wurde gerade verlängert - vorläufig bis Ende Januar.
Es ist zu wünschen, dass dieses Stück sein rebellisches Publikum findet.