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Italien
"Bei vielen Klubs sind Antisemitismus und Rassismus weit verbreitet"

Aufkleber mit antisemitischen Sprüchen, die Anne Frank im Trikot vom AS Rom zeigen, hatten für Aufruhr im italienischen Fußball gesorgt. Lazio Rom setzte daraufhin ein Zeichen gegen Antisemitismus. Doch wie ernsthaft ist das Bemühen gegen Antisemitismus im italienischen Fußball wirklich?

Lisa Weiß im Gespräch mit Bastian Rudde | 31.10.2017
    Lazio-Fans hatten die Fan-Kurve des Lokalrivalen AS Rom mit dem Bild der jüdischen Jugendlichen Anne Frank im Roma-Trikot und antisemitischen Sprüchen beklebt.
    Lazio-Fans hatten die Fan-Kurve des Lokalrivalen AS Rom mit dem Bild der jüdischen Jugendlichen Anne Frank im Roma-Trikot und antisemitischen Sprüchen beklebt. (imago )
    Im italienischen Fußball gehören Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus zur Tagesordnung - vor allem bei Fans von Lazio Rom. Dass die vor kurzem Aufkleber mit dem Konterfei der in der Nazizeit deportierten und ermordeten Jüdin Anne Frank im Stadion des Stadtrivalen AS Rom platzierten und mit antisemitischen Parolen versahen, war dann aber doch zu viel. Lazio und die ganze Liga wollten ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen und ließen am nächsten Spieltag aus Anne-Frank-Tagebüchern vorlesen.
    Man müsse sich jedoch fragen, wie ernst Lazio der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus wirklich sei, sagte ARD-Korrespondentin Lisa Weiß im Dlf. Denn: Die Aufkleber-Aktion der Ultra-Fans sei überhaupt erst möglich geworden, weil der Verein diesen die Möglichkeit gegeben habe, auf die Südkurve auszuweichen, wo traditionell die Fans des Lokalrivalen stehen. "Es erscheint komisch, dass auch Roma-Fans, gegen die die Aufkleber-Aktion gerichtet war, Sprechchöre angestimmt haben. Das liegt auch daran, dass bei vielen italienischen Klubs Antisemitismus und Rassismus einfach weit verbreitet sind", so Weiß.
    Strafen greifen nicht
    Zwar gebe es Strafen, die würden aber oft nicht greifen. "Das liegt auch an der Gesamtsituation in Italien. Es gibt momentan den Versuch, ein neues Gesetz durchzubringen, das faschistische und nationalsozialistische Propaganda wirklich unter Strafe stellt." Man finde zurzeit allerdings keinen Termin, um darüber abzustimmen. Es sei unklar, ob das Gesetz in dieser Legislaturperiode noch beschlossen werde.