Berlusconi-Unternehmen
Italienische MFE-Gruppe erlangt Mehrheitsbeteiligung an ProSiebenSat.1 - Betriebsrat: "Sind wachsam"

Die italienische Holding "Media For Europe" (MFE) hat nach einem großen Aktienankauf eigenen Angaben zufolge die volle Kontrolle über den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 erlangt. Man habe die 75-Prozent-Schwelle überschritten, teilte MFE mit. Der Betriebsrat warnt vor einem Personalabbau.

    Ein Schild vor einem Gebäude mit den Namen ProSiebenSat.1 und Berlusconi-Gruppe Media for Europe (MFE)
    Der italienische Medienkonzern MFE will ProSiebenSat.1 übernehmen. (picture alliance/SvenSimon/Frank Hoermann)
    MFE befindet sich mehrheitlich im Besitz der Familie des verstorbenen italienischen Politikers Silvio Berlusconi, der derzeitige Konzernchef Pier Silvio ist dessen Sohn. Ende März hatte MFE ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 angekündigt. Nach Ablauf einer ersten Angebotsfrist Mitte August kontrollierte der Konzern nur 43,6 Prozent der Aktien. In der anschließenden Nachfrist sammelte
    er weitere Anteile ein. Unter anderem übernahm MFE den Anteil von 15,7 Prozent, den zuvor ein tschechischer Großaktionär gehalten hatte. Damit erreicht MFE nun insgesamt 75,61 Prozent der Stimmrechte.

    MFE-Chef Berlusconi: "Mehr Nachrichten, Unterhaltung und Eigenproduktionen"

    Das Unternehmen will nach eigenen Angaben einen großen Medienkonzern schaffen, der mit US-Streamingplattformen konkurrieren kann. In der deutschen Politik gibt es Sorge um die journalistische Unabhängigkeit des Senders. Bei einem Treffen mit Kulturstaatssekretär Weimer (parteilos) hatte MFE-Geschäftsführer Berlusconi in Berlin den künftigen Kurs skizziert: ProSiebenSat.1 SE solle stärker auf das deutsche Publikum ausgerichtet werden – mit mehr Nachrichten, Unterhaltung und Eigenproduktionen, gleichzeitig weniger zugekauften Formaten. Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

    Betriebsrat: Belegschaft ist verunsichert

    Die Belegschaft ist nach Darstellung des Betriebsratsvorsitzenden Schaal verunsichert. Zwar sähen viele die Merheitsbeteiligung von MFE als Chance, sagte Schaal im Deutschlandfunk. Dennoch herrsche auch Skepsis unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als Betriebsrat verfolge man die Vorgänge daher sehr genau. "Wenn der Begriff Synergien fällt, sind wir alarmiert", betonte Schaal. Denn dann gehe es üblicherweise um Kosteneinsparungen, die auch immer mit einem Personalabbau verbunden seien.
    Der Betriebsratsvorsitzende verwies auf mehrere Restrukturierungen in den vergangenen Jahren. Hunderte Kolleginnen und Kollegen hätten bereits das Unternehmen verlassen. "Es wäre fatal, wenn wie jetzt wieder in diese Richtung gehen müssten."

    Mehr Informationen:

    ProSiebenSat1 unter Berlusconi – Was heißt das für den Medienmarkt? –
    Interview mit Bjørn von Rimscha(Audio)
    Diese Nachricht wurde am 04.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.