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Jacobs University Bremen
Weiter tief in den roten Zahlen

Als die International University Bremen als einzige private Volluniversität in Deutschland 2001 ihren Betrieb aufnahm, sollte sie zu einem Bildungsflagschiff an der Weser werden. Weil aber die Spenden weit hinter den Erwartungen blieben, konnte sie sich nur mit anderem Geld über Wasser halten - unter anderem von der Stadt.

Von Franziska Rattei | 15.01.2014
    Seitdem die Jacobs University existiert, hat Bremen in sie investiert. Bislang 23 Millionen Euro plus eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro. Die Elite-Uni stärke den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort, meint Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen, SPD. Deshalb wird Bremen die Privat-Universität weiter finanziell unterstützen; auch wenn die Hochschule bis jetzt noch tief in den roten Zahlen steckt - offenbar ein deutsches Problem. Amerikanische Elite-Unis etwa können auf hohe Spendenbeträge und Studiengebühren bauen. Bei der deutschen Jacobs-Uni blieben diese Gelder weit unter den Erwartungen.
    Im Sommer des vergangenen Jahres sagte Bremens Bürgermeister der Privat-Uni neue drei Millionen Euro pro Jahr aus dem Wirtschaftshaushalt zu. Bis einschließlich 2017. Unter strengen Vorgaben allerdings, so Böhrnsen:
    "Die Jacobs University verpflichtet sich in dem Vertrag, schrittweise bis 2018 einen dauerhaft ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, einen Haushalt, der ohne weitere öffentliche finanzielle Unterstützung auskommt."
    Ende Januar muss die Jacobs-Uni einen Plan dafür vorlegen. Der Senat fordert unter anderem, Studentenzahlen zu erhöhen und Personal abzubauen. Falls der Wirtschaftsplan nicht überzeugt, könnte Bremen als Geldgeber aussteigen. Den Abgeordneten der Bremer Bürgerschaft geht diese Regelung nicht weit genug. Statt eine Privat-Uni zu fördern sollten die öffentlichen Hochschulen Geld erhalten, so der Tenor. Der Rekordverlust der Jacobs-Uni, der 2012 bei 32 Millionen Euro lag, bestärkte die Kritiker in ihrem Urteil. Das Millionen-Minus trug wohl auch dazu bei, dass Heinz-Otto Peitgen als Präsident der Jacobs-Uni zum Jahresende 2013 zurücktrat. Seine Ideen, den Hochschulhaushalt aufzubessern, stießen auf Widerstand.
    "Es gibt grundsätzliche Unterschiede in der Beurteilung, wie wir den Weg bis 2017 gehen. Da habe ich eine ganz klare Meinung, meine Pläne ausgearbeitet, durchgerechnet. Und diese grundsätzlichen, unterschiedlichen Auffassungen sind für mich Anlass, diesen Schritt zu gehen."
    Laut Peitgen ein freiwilliger Rücktritt. Nach Recherchen von Radio Bremen spricht eine Abfindung von angeblich 800.000 Euro dagegen. Bremen wird sich an dieser Finanzierung zwar nicht beteiligen, die Jacobs-Stiftung wird zahlen. Aber die Kritik der Bremischen Parlamentarier ist ungebrochen. Klaus-Rainer Rupp, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke:
    "Wenn es noch eines Beweises bedurfte, wie unvernünftig und irrsinnig diese Jacobs-Uni denkt und wirtschaftet, dann ist das das Tüpfelchen auf dem i."
    Auch die Grünen-Fraktion ist ungehalten. Ihr Vorsitzender Matthias Güldner wirft die Frage auf, ob 800.000 Euro besser im Studienbetrieb oder im Rahmen einer Abfindung aufgehoben seien und meint:
    "Insgesamt passt das nicht in die Landschaft einer um die wirtschaftliche Existenz kämpfenden Universität."
    Die Jacobs-Uni selbst zeigt sich optimistisch. Kooperationen mit verschiedenen Firmen könnten ausgeweitet oder neu aufgebaut werden, teilte eine Sprecherin mit.