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Jahresbericht der BaFin
Banken trotzen bislang der Coronakrise

Die Banken seien in der Coronakrise relativ widerstandsfähig, urteilt die Finanzaufsicht BaFin. Es sei Liquidität im System, obwohl die Banken den Stundungswünschen ihrer Kunden meist nachkämen. Doch die Unsicherheit über künftige Belastungen sei groß.

Von Brigitte Scholtes | 12.05.2020
Felix Hufeld, Präsident der BaFin steht vor einem Logo der Bundesanstalt.
BaFin-Präsident Felix Hufeld (Archivbild - eine Pressekonferenz fand wegen der Krise nur als Telefonschalte statt) (picture alliance / dpa / Arne Dedert)
Die Coronakrise soll den Finanzmarkt möglichst nicht ins Wanken bringen. Diese Aufgabe nimmt die deutsche Finanzaufsicht BaFin sehr ernst. So hat sie den Banken erlaubt, Kapitalpolster, die sie in besseren Zeiten angesammelt haben, jetzt zu nutzen. Wobei: Wirklich gut war die Vorkrisenzeit für die Finanzinstitute auch nicht.
Sie seien ohnehin in einer heiklen Gemengelage mit schwachen Erträge, niedrigen Zinsen und umtriebigen neuen digitalen Konkurrenten, sagte Bafin-Präsident Felix Hufeld bei der Vorlage des Jahresberichts, der coronabedingt telefonisch erfolgte mit nur leidlicher Tonqualität.
Noch keine Systemkrise?
Der deutsche Bankensektor sei heute relativ widerstandsfähig und funktioniere, auch wegen der strengeren Regulierung nach der Finanzkrise: "Wir haben mehr Stabilität im Bankensystem, denn wir haben mehr und besseres Kapital."
Eine Systemkrise könne er noch nicht erkennen. Es sei auch mehr Liquidität im System, obwohl die Banken den Stundungswünschen ihrer Kunden meist nachkämen und zudem neue Darlehen vergäben.
Allerdings ist das nur eine Momentaufnahme. Denn die Unsicherheit, wie hoch die Belastungen ausfielen, sei groß, sagte Hufeld. Und diese Last dürften vor allem die Kreditinstitute tragen, fürchtet er: "Auch die milliardenschweren Hilfspakete für die Realwirtschaft werden nicht vollständig verhindern können, dass in den kommenden Wochen, Monaten und eventuell auch Jahren Kreditnehmer ausfallen."
Deshalb erhöhen die Banken inzwischen auch schon deutlich ihre Rückstellungen für mögliche Zahlungsausfälle, dieser Trend werde in den nächsten Quartalen zunehmen, vermutet Hufeld. Direkte Belastungen durch die Krise könne die BaFin aber noch nicht erkennen, sagt auch Raimund Röseler, der für die Bankenaufsicht zuständig ist: "Noch ist Corona nicht so richtig schlagend geworden in den Bilanzen der Banken. Das wird sicherlich in Teilen noch kommen."
Banken sollen keine Bonis zahlen
Weil die Finanzaufsicht diese Belastungen erwartet, sollen die Banken möglichst auf die Zahlungen von Dividenden oder Boni verzichten. Dem kommen die Institute auch weitgehend nach. Zum Oktober sollen die Institute dann prüfen, ob ihre Kapitalbasis so stark ist, dass sie doch Gewinne ausschütten können.
Die Versicherer litten ebenfalls weiter unter den niedrigen Zinsen, aber auch bei ihnen sei die Lage nicht existenzbedrohend – aus heutiger Sicht. Sollten sich die Bewertungen und die Ausfallrisiken auf längere Sicht ändern, dann werde sich das aber auf der Kapitalseite zeigen.
Die Bafin hat aber auch Wirecard im Blick: Sollte der Zahlungsabwickler irreführende Angaben gemacht und seine Bilanz manipuliert haben? Man analysiere mit Hochdruck den Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG dazu, sagte Elisabeth Rögele, die für die Wertpapieraufsicht zuständig ist:
"Sobald wir Anhaltspunkte diesbezüglich finden, werden wir unverzüglich Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft stellen." Ob bei Wirecard auch Sonderprüfungen stattgefunden haben oder ob diese noch laufen, das ließ die BaFin jedoch offen. Sonderprüfungen sind das schärfste Schwert der Aufsicht.