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Jahresbilanz RAG-Stiftung
Vermögen und Rückstellungen steigen

Das Auslaufen des Steinkohlebergbaus ist eine historische und teure Aufgabe für Deutschland. 2007 wurde deshalb die RAG-Stiftung gegründet, um für die Kosten aufzukommen. Ähnliches wird derzeit für Atomkraftwerke diskutiert. Von daher stand die Bilanz der RAG-Stiftung unter besonderer Beobachtung.

Von Moritz Küpper |
    Das Konzept der am Reißbrett entworfenen Stiftungen, so Werner Müller, der Vorstandsvorsitzende der RAG-Stiftung, gehe auf: "Soweit wir sinnvollerweise in die Zukunft blicken können, wird die Stiftung die notwendigen Mittel für die verbleibenden Lasten des ab 2019 geschlossenen Bergbaus selber erwirtschaften. Oder anders gesagt: Zur Bewältigung der Ewigkeitsaufgaben wird die über der Stiftung liegende Garantie der öffentlichen Hand nicht beansprucht."
    Das zeigen auch die Zahlen: So wuchs das Vermögen der Stiftung von rund elf Milliarden Euro Ende 2012 auf aktuell über 16 Milliarden Euro an, die Rückstellungen erhöhten sich von 2,6 auf 4,1 Milliarden Euro. Mit diesem Geld soll die Stiftung ab 2019 für die Folgekosten des auslaufenden Steinkohlebergbaus in Deutschland aufkommen. Auch die aktuell niedrigen Zinsen gefährden, laut Müller, das Konzept nicht: "Zinsen werden auch wieder steigen. Erste Tendenzen sind ja schon da, aber sie werden auch noch etwas deutlicher steigen innerhalb der nächsten zehn Jahre."
    Wichtig sei jedoch, so Müller, den Zeitraum für die Ermittlung des Durchschnittszinses zu verlängern. Dennoch reagierte die RAG-Stiftung auf diese Entwicklung und investierte verstärkt in mittelständische Unternehmen, um die Anlagen zu diversifizieren. Die langfristige geplante Reduzierung der Evonik-Anteile, der aktuell bei 68 Prozent des Chemie-Konzerns liegt, werde dagegen aufgeschoben. Er sei von Evonik überzeugt, so der RAG-Chef, und rechne damit, dass der Konzern ab 2017 im Dax notiert sei. Auch beendete Müller Spekulationen über die von Evonik geplante Übernahme des Konkurrenten Clariant: Das Thema sei gegessen.
    Dem Vorbildcharakter seiner heutigen Bilanz war sich Müller aber durchaus bewusst - und bekräftigte dagegen seinen Vorschlag, das Konzept der RAG-Stiftung auch für die Atomindustrie zu prüfen: "Wichtig ist, dass beide Seiten, Politik und Wirtschaft, sagen: Wir setzen uns mal zusammen. Es muss ja zum Schluss nichts dabei herauskommen, aber der Versuch, dass etwas rauskommen könnte, der sollte gestartet werden", so der ehemalige Wirtschaftsminister. RWE und Eon seien zwar nach seinem Eindruck gesprächsbereit, so Müller, aber: "Sie können die Gesprächsbereitschaft untermauern, in dem sie auch mal ein paar Zahlen und Absichten zusammenstellen. Dann wäre die Politik am Zug."
    Dass für diese Seite die Diskussion nicht einfach werde, so Müller aus Erfahrung, sei klar: "Das Allererste, was man immer wieder hört, ist ja: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Das steht ja überhaupt nicht im Vordergrund, aber solange Politiker fürchten müssen, das genau das ist, was sie realisieren wollen, nämlich der Stromwirtschaft aus der Patsche zu helfen. Dann lassen sie es besser sein." Genügend Gesprächsbedarf gebe es aber zumindest.