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Jahresendgespräche – ja, aber bitte im Frühling!

Mitarbeitergespräche finden häufig am Jahresende statt. Wichtig ist die Atmosphäre, die Chefs für das Gespräch herstellen: Wenn ein freundlicher Grundton herrscht und die eigene Arbeitsleistung stimmt, empfinden die Wenigsten den Weg ins Chefzimmer wie einen Ganz zum Zahnarzt.

Von Ludger Fittkau | 26.11.2011
    "Im Weihnachtstrubel – ich weiß nicht, ob das der richtige Zeitpunkt ist – vielleicht Jahresanfang."

    "Ich würde das im Frühjahr ist, ich glaube, dass die Vorweihnachtszeit deswegen nicht so geeignet ist, weil viele Menschen in Gedanken woanders sind. Es gibt ja auch viele Menschen die sagen, zum Jahresende ist man auch ein bisschen Müde. Und im Frühjahr, das wäre dann besser."

    Susanne Pfeiffer arbeitet an einer Schule für Gesundheitsberufe. Jahresgespräche ausgerechnet in eine Zeit zu legen, in der sowieso Stress und Terminnot herrschen, hält sie für wenig sinnvoll. Doch prinzipiell begrüßt sie solche Gespräche zwischen Mitarbeiter und Chef. Und mit dieser Meinung steht sie nicht allein:

    "Ich fand Mitarbeitergespräche immer sehr sinnvoll, weil man sich dann auch mal mit seiner Chefin auseinandersetzen kann über bestimmte Themen. Und vielleicht Ziele, die man noch erreichen möchte und welche Möglichkeiten einem da offen stehen, wie man sich weiterentwickeln kann."

    "Ich fand meine Mitarbeitergespräche immer sehr angenehm, weil meine Chefin eine supernette war, mit der es keine Konflikte gab und man sagen konnte, was Sache ist. Und die Atmosphäre im Kindergarten, wo ich gearbeitet habe, war auch super und es konnte nichts Schlimmes bei rumkommen, deswegen bin ich da auch sehr freudig reingegangen, ins Mitarbeitergespräch."

    Tamara Ulmer und ihre Kollegin, die ihren Namen nicht nennen will, haben als Erzieherinnen gearbeitet und studieren nun Sozialpädagogik an der Katholischen Fachhochschule in Mainz. So positiv beide ihre Jahresendgespräche in Erinnerung haben – andere Erzieherinnen seien mit sehr gemischten Gefühlen ins Gespräch gegangen, berichten sie. Vor allem dann, wenn es wirklich Probleme mit der eigenen Arbeitsleistung gab:

    "Ja, glaube ich schon. Gerade eine, die sich nicht so optimal verhalten hat im Kindergartenbereich. Die hat auch sehr viel negative Kritik bekommen."


    Die Stadt Mainz bietet allen Mitarbeitern detaillierte Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen an, unter denen Jahresgespräche durchgeführt werden.


    "Bei der Stadt Mainz werden alle Mitarbeiter geschult, um genau diese Bestimmungen kennenzulernen."

    "Das ist weder Gang zum Zahnarzt, noch freut man sich drauf. Das ist was ganz Normales dann."

    "Ja auf jeden Fall. Es dreht sich darum, die Teamfähigkeit herzustellen. In einer bestimmten Abteilung oder im Betrieb."

    Hans-Jürgen Manz arbeitet nicht in einer Verwaltung, sondern er ist Drucker. In der Produktion entstehen aus seiner Sicht durchaus andere Kommunikationsprobleme als im Büro – etwa durch Fließbandarbeit oder Lautstärke im Betrieb. Doch ein regelmäßiges Mitarbeitergespräch – auch zum Jahresende - hält Hans-Jürgen Manz auch in einer Großdruckerei für wichtig:

    "Um die Produktion zu gewährleisten, ist es natürlich nötig, auch Gespräche zu führen, was die Arbeit betrifft. Und die Produktion einer Zeitung ist sehr abhängig von Unbillen. Dass Maschinen defekt gehen innerhalb einer Produktion. Das muss natürlich schnellstmöglich gelöst werden, um auch die Druckzeiten einzuhalten zum Beispiel."

    Fazit: Arbeitnehmer halten in der Mehrzahl also offenbar regelmäßige Jahresgespräche für wichtig, um ein gutes Betriebsklima zu befördern. Aber nur, wenn die Atmosphäre mit den Chefs stimmt. Am Jahresende muss dieses Gespräch nicht unbedingt sein und mancher hält es grundsätzlich für überflüssig:

    "Ich brauche es nicht unbedingt, wenn der Vorgesetzte gut ist, kann man auch unter dem Jahr hingehen. Dann braucht man kein jährliches Gespräch."