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Jahrespressekonferenz
Historischer Verlust bei der Deutschen Bank

6,8 Milliarden Euro Verlust verbucht die Deutschen Bank für das abgelaufene Jahr - eine Rekordsumme, die der neue Co-Chef John Cryan durchaus persönlich nimmt. Auf der Jahrespressekonferenz hatte er zu erklären, wie er sein Haus aus der Krise führen will. Und dabei zeigte er sich optimistisch.

Von Brigitte Scholtes |
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen.
    Dunkle Wolken über der Zentrale der Deutschen Bank: Das Unternehmen muss kräftig sparen. (dpa / picture alliance / Arne Dedert)
    6,8 Milliarden Euro – so hoch ist der Verlust nach Steuern, den die Deutsche Bank für 2015 nun ausweist, 100 Millionen mehr noch als in der letzten Woche verkündet. Es ist der höchste Verlust der Firmengeschichte, und John Cryan, erst seit Juli Co-Chef des Geldhauses, fühlt sich persönlich verantwortlich dafür:
    "I feel responsible for basically a 7 billion Euro loss. Personally responsible - for all of it."
    Diesen Verlust könne man nicht einem Vorgänger in die Schuhe schieben. Und so war für ihn auch klar, dass der Aufsichtsrat beschlossen hat, den Bonus auch für den gesamten Vorstand – für die ausgeschiedenen als auch neu hinzugekommenen Vorstandsmitglieder – für 2015 zu streichen:
    "Das überrascht mich nicht. Niemand führt gern ein Unternehmen, in dem er im Vorstand weniger verdient als möglich wäre. Aber wenn man die gesamten Ergebnisse des letzten Jahres betrachtet, für das der Vorstand verantwortlich zeichnet, so ist das eine Entscheidung, die ich respektiere. "
    Aber der Deutsche-Bank-Co-Chef bemühte sich auch, die Erfolge herauszustreichen: Einige Bereiche hätten gute Ergebnisse erzielt, etwa die Zahlungsverkehrsabwicklung oder die Vermögensverwaltung. Und er versuchte, die Mitarbeiter zu motivieren:
    "Meine Zuversicht beruht auf den Stärken der Deutschen Bank, den engen Kundenbeziehungen weltweit und vor allem anderen auf der Qualität und dem Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Kurz gesagt: Unsere Mitarbeiter sind erstklassig. Während einige sich möglicherweise entscheiden, die Bank zu verlassen, ist die große Mehrheit bereit, die notwendigen Veränderungen anzugehen."
    Denn gerade unter den Investmentbankern dürften einige zur Konkurrenz abwandern. 9000 Mitarbeiter weltweit müssen gehen, das Filialnetz wird zusammengestrichen. Cryan aber bat um Geduld: Ja, man werde für 2015 und wohl auch für 2016 keine Dividende zahlen, auch der Aktienkurs liege am Boden. Aber dennoch müsse man langfristig denken, damit eben nachhaltig der Erfolg zurückkehre. Knapp 13 Milliarden Euro hat das Unternehmen seit 2012 allein für Rechtsstreitigkeiten– die kämen nicht wieder, sagte Cryan, auch wenn sie 2016 wieder eine erhebliche Belastung darstellen dürften.
    "Wir hoffen, dass wir einige der noch anhängigen Fälle in diesem Jahr beilegen können."
    Das Problem Postbank soll sich in den nächsten 24 Monaten erledigen, jedoch nicht über einen Mini-Börsengang. Sei die Deutsche Bank erst einmal auf den Weg gebracht, Kosten- und Kapitalbasis in Ordnung, dann sollte es eigentlich Spaß machen, ein solches Unternehmen zu führen, sagte Cryan:
    "I think once we have got the bank setup, it´s cost basis, it's capital in a good place, it should be fun running a company like this."
    Dann könnte der Brite auch sein Image des eiskalten Aufräumers ablegen. Doch dazu ist es heute wohl noch zu früh.