Freitag, 17. Mai 2024

Archiv


Jake Bugg - Newcomer des Jahres

Jake Bugg heißt ein 18-jähriges Bürschchen aus Nottingham. Und Bugg macht Musik, wie eigentlich viele andere auch: Irgendwo zwischen Singer/Songwriter, Folk und Country. Aber irgendwie klingt die Musik von Jake Bugg immer so, als hätte er ordentlich Dreck unter den Fingernägeln, da gibt es so eine Energie, die vielen anderen Musikern aus diesem Genre so ein bisschen fehlt.

Von Sascha Ziehn | 15.12.2012
    Und mit seinem ersten Album hat Jake Bugg es tatsächlich im Oktober auf Platz eins der britischen Charts geschafft – und wird da, klar, als der große Newcomer des Jahres bejubelt. Die Platte ist wirklich ziemlich gut – was mich allerdings an diesem Album am meisten beschäftigt hat, ist, dass es mal wieder ein Lehrstück ist, dafür, wie genau die Musikindustrie im Jahr 2012 eigentlich funktioniert.

    Und: Sie funktioniert irgendwie noch genau so, wie im Jahr 1995 – beziehungsweise würde gerne noch genau so funktionieren. Das geht aber nicht mehr, denn es gibt da ja jetzt dieses Ding, dieses Internet, das jede Musik überall und jederzeit verfügbar macht.

    Und trotzdem: Das scheinen die großen Plattenfirmen immer noch gerne zu ignorieren – oder sie wollen es einfach nicht wahrhaben und reagieren reflexartig so, wie sie halt schon immer reagiert haben: Eine Veröffentlichung will wohlgeplant sein, man muss ja vorher auch Werbung machen – auch wenn ein eigentlich schon "altes Produkt" beworben wird.

    Und deshalb erscheint das Debütalbum von Jake Bugg, das etwa ein halbes Jahr alt ist, in Deutschland offiziell erst im Januar. Und als Hörer schüttelt man so ein bisschen mit dem Kopf und fragt sich: Warum? Ich kann mir die Musik sowieso schon anhören, wenn ich will. Es gibt das Album bei Streamingdiensten, für 9,99 Euro kann ich mir die Platte sogar digital bei allen großen Anbietern kaufen. Und trotzdem: Die deutsche Plattenfirma denkt sich einen "offiziellen Veröffentlichungstermin" aus, eben im Januar – obwohl es das Album doch schon längst gibt.

    Die Musikindustrie wundert sich, warum es ihr so schlecht geht – und die Musikhörer wundern sich, dass die Musikindustrie sich darüber wirklich wundert. Die Musik von Jake Bugg macht das natürlich nicht schlechter. Tolles Album! Alle Songs sind großartig – so wie dieser hier: "Lightning Bolt".