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James-Bond-Personalie
Weiblich, schwarz, Geheimagentin

Daniel Craig will nicht mehr James Bond spielen. Die Suche nach einer Neubesetzung läuft auf Hochtouren. Nach Idris Elba, Tom Hiddleston und Gilian Anderson ist jetzt ein neuer Name im Umlauf: Lashana Lynch - schwarze Schauspielerin mit einer Vergangenheit als Superheldin.

Von Hartwig Tegeler | 16.07.2019
Filmszene von Lashana Lynch als Maria Rambeau in Captain Marvel. Sie sitzt in einem Jagdflugzeug und trägt eine für Piloten typische Sonnenbrille.
Lashana Lynch in der Verfilmung von "Captain Marvel" (imago / Prod.DB / Marvel Studios / Chuck Zlotnick)
Es gibt natürlich ein treffendes Argument, James Bond nun auch weiblich zu machen. Die Figur des Macho-007 hat nämlich seit ihrem ersten Auftritt 1962 in "James Bond jagt Dr. No" bis zum letzten Daniel-Craig-Auftritt im Jahr 2015 in "Spectre" sich permanent gemäß der Zeitläufte verändert.
Das Lebemann-Image eines Sean Connery oder das etwas hohler gestrickte eines Roger Moore hatte natürlich nur wenig zu tun mit dieser zutiefst gestörten Ausstrahlung eines Daniel Craig, auch wenn bei allen die Anzüge perfekt saßen und die Bösewichte am Ende vom britischen Geheimdienstagenten terminiert wurden.
Frauen nicht länger Macho-Beiwerk
Und auch die Tatsache, dass Miss Moneypenny zuletzt von der schwarzen Schauspielerin Naomie Harris dargestellt wurde und dass Bonds Chef "M" die Entwicklung genommen hat von Bernard Lee über Judi Dench – eine Frau, bitte, eine Frau! - bis schließlich Ralph Fiennes genommen hat, zeigt schon, dass in diesem Erzählkosmos alles drin ist – was an der Kinokasse gemäß der Zeichen der Zeit gut zu verkaufen ist und eine gehörige Portion P.C. besitzt.
Berlin-Premiere vom neuen Bond "Spectre" 
Der Schauspieler Daniel Craig, Produzentin Barbara Broccoli, Naomie Harris und Christoph Waltz (v.l.n.r.) bei der Premiere von "Spectre" in Berlin. (picture alliance / dpa / Foto: Britta Pedersen)
Eine schwarze Schauspielerin, eben Lashana Lynch, als nächster oder besser "nächste" 007, das ist natürlich konsequente Pro-Quote-Marketing-Strategie: schwarz, weiblich. Aber egal, ob das nun ein Gerücht oder ein tatsächlicher Besetzung-Coup ist, es könnte natürlich der Hoffnung Nahrung geben, dass die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen weiblichen Figuren im James-Bond-Kosmos reines Macho-Beiwerk waren und im knappen Bikini hübsch sexy aus dem Meer und dann nackt ins Bett zu steigen hatten.
Innovative Skript-Doktorin
Die wirkliche Hoffnung für den neuen James-Bond-Film allerdings sehe ich darin, dass Phoebe Waller-Bridge - die wunderbare, kluge, clevere und gewitzte Schöpferin der "Fleabag"-Serie - von Daniel Craig als Skript-Doktorin zum aktuellen Drehbuch hinzugezogen wurde. Waller-Bridge hat ein wunderbares Gespür für die Tiefe von Filmfiguren bewiesen. Und ob nun der nächste 007 männlich oder weiblich wird, für die Entwicklung von James oder Joanna Bond ist Phoebe Waller-Bridge der Hoffnungsschimmer am Horizont einer vielleicht doch noch nicht auserzählten Figur.