Filmausschnitt aus "Cruising":
"Machen Sie die Tür zu! Setzen Sie sich! ... Was glauben Sie, weshalb ich Sie habe rufen lassen?"
"Ich weiß es nicht. Man hat mir gesagt, es ginge um eine Art Sondereinsatz. Dass ich dafür geeignet wäre. ..."
Der Sondereinsatz für den von Al Pacino gespielten New Yorker Polizisten ist ein Undercover-Job. Als verdeckter Ermittler soll er in die schwule Lederszene der Stadt eintauchen und dort nach einem Serienmörder fahnden.
40 Minuten kürzer soll die im Kino gezeigte und auf DVD erhältliche Fassung von "Cruising" sein. Das verschwundene Material ist James Francos Aufhänger für seinen Film "Interior. Leather Bar." Seine Idee: Die 40 fehlenden Minuten sollen mit Schauspielern wiederhergestellt werden. Diese fiktiven Dreharbeiten wiederum hat Franco zusammen mit Koregisseur Travis Mathews im Stil eines Making of dokumentiert. Darin werden Ausschnitte aus dem rekonstruierten Film mit Eindrücken und Interviews vom Set verquickt. Eine Versuchsanordnung also, die nicht – wie ein klassischer Dokumentarfilm – den Anspruch hat authentisch zu sein.
Es sei mehr so etwas wie ihre eigene Vorstellung von den fehlenden 40 Minuten. Erzählen die Regisseure Franco und Mathews in ihrem fiktiven Making of. Und gerichtet an ihren Hauptdarsteller Val Lauren, der in Al Pacinos Charakter in "Cruising" schlüpfen soll, betonen die Zwei, dass sie ihm genügend Raum für eine eigene Interpretation der Figur lassen wollten. Er solle allenfalls pacinoesk sein. Er müsse auch mit niemandem Sex haben.
Val Lauren entgegnet: Er möge dieses Projekt nicht besonders und sehe im Moment nichts Künstlerisches darin. Was ihn allerdings anspreche, sei James Francos Einsatz, seine Mission. Auch wenn er ihn nicht immer verstehe.
Ja, das mit dem Verstehen – das ist hier so eine Sache. Denn die Frage, was das alles überhaupt soll, ist durchaus berechtigt. Und der Film trägt diese Frage auch offen zur Schau. Er macht sie zum Thema. So dürfen zunächst die Schauspieler am Set darüber spekulieren, was einen Hollywoodstar wie James Franco zu diesem ungewöhnlichen Projekt veranlasst haben könnte und welche Wirkung ihr Film haben wird.
Den einen interessiere die Bandbreite menschlicher Erfahrung. Erfahren wir. Ein Anderer erzählt, dass sich die Schwulen für Franco begeistern würden, weil sie hofften, dass er im Film nackt zu sehen ist. Und ein Dritter glaubt, dass die Schwulen-Community in ihren Blogs eher die Frage posten werde: ´Warum packt dieser Heterotyp das an?
Die Antwort ist einfach: Es gefalle ihm nicht, lässt Franco seinen zweifelnden Hauptdarsteller und damit auch uns wissen, dass er sich in eine bestimmte Richtung erzogen fühle und sich an die heterosexuelle Norm zu halten habe. Das sei ihm ins Gehirn eingeträufelt worden.
"Interior. Leather Bar." ist James Francos Statement gegen Homophobie und gegen Ängste vor allem, was nicht der Norm entspricht. Für den Schauspieler und Regisseur dient das Projekt somit der Enttabuisierung wie auch der Selbsterforschung.
Jeder habe schließlich Sex und rede über Sex, nur zeigen dürfe man ihn nicht.
"Bring ihn in den Mainstream!"
Lautet Francos Motto. Wir staunen nicht schlecht über so viel missionarischen Eifer, den hier einer an den Tag legt, der in den letzten Jahren zu einem der größten Stars in Hollywood aufgestiegen ist.
Er mache so tolle Sachen. Bewundert Val Lauren Franco. Und fügt warnend hinzu:
"Mein Gott, du spielst in einem Disney-Film!"
Genau diese kalkulierte Provokation aber gefällt James Franco. Er hat sich in und mit diesem illustrierten Statement vor allem selbst inszeniert. Mutig ist das für einen aus der A-Liga trotzdem, denn die Fallhöhe ist groß.
Wie weit kannst du also gehen – sowohl bei der Auswahl deiner Rollen, als auch bei den Themen deiner Regiearbeiten? Es ist ein Spiel mit dem Image, das Franco offensichtlich genießt und das die Antriebsfeder für einen jeden Schauspieler sein sollte. Geht es doch darum, den künstlerischen Horizont zu erweitern. Insofern ist die Befriedigung der eigenen Neugierde sicherlich nicht das schlechteste Motiv für einen Film wie "Interior. Leather Bar".
"Machen Sie die Tür zu! Setzen Sie sich! ... Was glauben Sie, weshalb ich Sie habe rufen lassen?"
"Ich weiß es nicht. Man hat mir gesagt, es ginge um eine Art Sondereinsatz. Dass ich dafür geeignet wäre. ..."
Der Sondereinsatz für den von Al Pacino gespielten New Yorker Polizisten ist ein Undercover-Job. Als verdeckter Ermittler soll er in die schwule Lederszene der Stadt eintauchen und dort nach einem Serienmörder fahnden.
40 Minuten kürzer soll die im Kino gezeigte und auf DVD erhältliche Fassung von "Cruising" sein. Das verschwundene Material ist James Francos Aufhänger für seinen Film "Interior. Leather Bar." Seine Idee: Die 40 fehlenden Minuten sollen mit Schauspielern wiederhergestellt werden. Diese fiktiven Dreharbeiten wiederum hat Franco zusammen mit Koregisseur Travis Mathews im Stil eines Making of dokumentiert. Darin werden Ausschnitte aus dem rekonstruierten Film mit Eindrücken und Interviews vom Set verquickt. Eine Versuchsanordnung also, die nicht – wie ein klassischer Dokumentarfilm – den Anspruch hat authentisch zu sein.
Es sei mehr so etwas wie ihre eigene Vorstellung von den fehlenden 40 Minuten. Erzählen die Regisseure Franco und Mathews in ihrem fiktiven Making of. Und gerichtet an ihren Hauptdarsteller Val Lauren, der in Al Pacinos Charakter in "Cruising" schlüpfen soll, betonen die Zwei, dass sie ihm genügend Raum für eine eigene Interpretation der Figur lassen wollten. Er solle allenfalls pacinoesk sein. Er müsse auch mit niemandem Sex haben.
Val Lauren entgegnet: Er möge dieses Projekt nicht besonders und sehe im Moment nichts Künstlerisches darin. Was ihn allerdings anspreche, sei James Francos Einsatz, seine Mission. Auch wenn er ihn nicht immer verstehe.
Ja, das mit dem Verstehen – das ist hier so eine Sache. Denn die Frage, was das alles überhaupt soll, ist durchaus berechtigt. Und der Film trägt diese Frage auch offen zur Schau. Er macht sie zum Thema. So dürfen zunächst die Schauspieler am Set darüber spekulieren, was einen Hollywoodstar wie James Franco zu diesem ungewöhnlichen Projekt veranlasst haben könnte und welche Wirkung ihr Film haben wird.
Den einen interessiere die Bandbreite menschlicher Erfahrung. Erfahren wir. Ein Anderer erzählt, dass sich die Schwulen für Franco begeistern würden, weil sie hofften, dass er im Film nackt zu sehen ist. Und ein Dritter glaubt, dass die Schwulen-Community in ihren Blogs eher die Frage posten werde: ´Warum packt dieser Heterotyp das an?
Die Antwort ist einfach: Es gefalle ihm nicht, lässt Franco seinen zweifelnden Hauptdarsteller und damit auch uns wissen, dass er sich in eine bestimmte Richtung erzogen fühle und sich an die heterosexuelle Norm zu halten habe. Das sei ihm ins Gehirn eingeträufelt worden.
"Interior. Leather Bar." ist James Francos Statement gegen Homophobie und gegen Ängste vor allem, was nicht der Norm entspricht. Für den Schauspieler und Regisseur dient das Projekt somit der Enttabuisierung wie auch der Selbsterforschung.
Jeder habe schließlich Sex und rede über Sex, nur zeigen dürfe man ihn nicht.
"Bring ihn in den Mainstream!"
Lautet Francos Motto. Wir staunen nicht schlecht über so viel missionarischen Eifer, den hier einer an den Tag legt, der in den letzten Jahren zu einem der größten Stars in Hollywood aufgestiegen ist.
Er mache so tolle Sachen. Bewundert Val Lauren Franco. Und fügt warnend hinzu:
"Mein Gott, du spielst in einem Disney-Film!"
Genau diese kalkulierte Provokation aber gefällt James Franco. Er hat sich in und mit diesem illustrierten Statement vor allem selbst inszeniert. Mutig ist das für einen aus der A-Liga trotzdem, denn die Fallhöhe ist groß.
Wie weit kannst du also gehen – sowohl bei der Auswahl deiner Rollen, als auch bei den Themen deiner Regiearbeiten? Es ist ein Spiel mit dem Image, das Franco offensichtlich genießt und das die Antriebsfeder für einen jeden Schauspieler sein sollte. Geht es doch darum, den künstlerischen Horizont zu erweitern. Insofern ist die Befriedigung der eigenen Neugierde sicherlich nicht das schlechteste Motiv für einen Film wie "Interior. Leather Bar".