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James Rodriguez
Auf dem Weg zum Weltstar

Nach der Niederlage seiner Mannschaft stellte Uruguays Trainer Tabarez den zweifachen Torschützen James Rodriguez in eine Linie mit Messi und Maradona. Auch wenn viele den Kolumbianer erst jetzt entdecken - ein Unbekannter im Weltfußball ist er schon länger nicht mehr.

    Kolumbiens Stürmer-Star James Rodriguez..
    Kolumbiens Stürmer-Star James Rodriguez. (dpa/EFE/Paolo Aguilar)
    Brasilien war nach einer Zitterpartie gegen Chile im Elfmeterschießen ins Halbfinale eingezogen. Ein Spiel, in dem sich auf beiden Seiten niemand durch spielerische Eleganz hervortat. Doch im zweiten Spiel des Abends war die Zeit von James Rodriguez, 22 Jahre alt, WM-Neuling, gekommen. Er schoss die kolumbianische Mannschaft mit zwei Toren (28. und 50. Minute) gegen Uruguay ins Viertelfinale.
    Rodriguez hat nun fünf Treffer in vier Spielen erzielt und führt die Torschützenliste an - vor Messi, Neymar und Müller mit jeweils vier Treffern. Vor allem Rodriguez' erstes Tor gegen Uruguay, ein Linksschuss nach Brustannahme und halber Drehung kurz vor dem Sechzehner, wird selbst in Dauerschleife nicht schnell langweilig.
    James Rodriguez first goal gets better and better each time I see it, incredible strike! #TakeABowSon— Padraig Marshall (@PadraigMarshall) 29. Juni 2014
    "Das war pure Magie", schrieb die kolumbianische Zeitung El Tiempo. "Es gehen uns die Adjektive aus für dich." El espectador fand, dass der Treffer "in eine Kunstausstellung gehört". In Kolumbien vergleichen sie Rodriguez längst mit Carlos Valderrama, ihrem Besten.
    Der Gegner im Achtelfinale, Uruguay, war personell geschwächt durch die Sperre des Beißers Luis Suárez und hatte wenig entgegen zu setzen. Erst gegen Ende bäumten sich die Uruguayer auf. Da hatten die Kolumbianer sich aber bereits defensiver eingestellt. Rodriguez durfte auch nach 85 Minuten vom Platz.
    Schon länger kein Unbekannter mehr
    Auch wenn die meisten Zuschauer gestern das erste Mal von ihm gehört haben dürften: Rodriguez ist im europäischen Fußball kein Unbekannter mehr. 2008 verließ er Kolumbien und ging nach Argentinien, bereits seit 2010 spielt er in Europa, zunächst für den FC Porto. Zur Saison 2013/2014 wechselte er zum Oligarchenverein AS Monaco, der in die erste französische Liga aufgestiegen war, für 45 Millionen Ablöse. Bald dürften Vereine, die in der Champions League spielen, Interesse bekunden. "Ich ziehe Real Madrid dem FC Barcelona vor", ließ Rodriguez bereits wissen.
    Rodriguez will nach dem Einzug in die Runde der letzten Acht mehr: "Ich habe keine Angst, spüre keinen Druck. Für uns soll das noch nicht das Ende der Reise sein. Wir wollen den Titel." Zum ersten Mal überhaupt ist Kolumbien der Einzug in ein Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft geglückt. Das Wort "historisch", mit dem die meisten kolumbianischen Medien nach dem Spiel aufmachten, ist daher nicht übertrieben.
    Rodriguez schreibt bei Twitter: "Die Freude kommt aus Kolumbien, die Herrlichkeit von Gott."
    — James Rodríguez (@jamesdrodriguez) 29. Juni 2014
    Am Freitag müssen sich James Rodriguez und seine Mannschaftskameraden im Viertelfinale gegen den Gastgeber Brasilien beweisen. Sollte den "Cafeteros" die Überraschung gegen den Gastgeber gelingen, könnte im Halbfinale ein europäisches Team warten: der Sieger der Partie Frankreich gegen Deutschland. Natürlich vorausgesetzt, Deutschland und Frankreich besiegen am Montag Algerien und Nigeria. Unerwartetes hat es bei dieser Weltmeisterschaft bereits reichlich gegeben.
    (vic/bor)