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Japan und China
Säbelrasseln im Inselstreit

Im Streit um mehrere Inseln im Ostchinesischen Meer ist keine Beruhigung in Sicht: Chinas Luftwaffe ist in Alarmbereitschaft, Japan will ruhig bleiben - aber auch Verbündete suchen. Experten warnen vor einer militärischen Eskalation.

29.11.2013
    Ein chinesischer Kampfjet startet
    Chinesische Kampfjets sollen die neue Luftwarnzone überwachen. (dpa / Chinafotopress)
    Die Lage im Ostchinesischen Meer bleibt angespannt und schwer überschaubar: Chinesische Kampfjets starteten am Nachmittag offenbar erstmals zu Überwachungsflügen in der jüngst ausgerufenen "Luftverteidigungszone". Die Maschinen hätten abgehoben, um die Identität von Flugzeugen aus den USA und Japan in der Konfliktregion zu überprüfen, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua einen chinesischen Luftwaffenvertreter. Es habe sich um zwei amerikanische und zehn japanische Militärflugzeuge gehandelt.
    Zuvor hatte China Staatsmedien zufolge mehrere Kampfjets und ein Aufklärungsflugzeug in die neu geschaffene Luftraumüberwachungszone verlegt. Die Militärflugzeuge hätten "normale" Einsätze in dem umstrittenen Seegebiet geflogen, teilte ein Sprecher der chinesischen Luftwaffe mit. "Wir sollten ohne Zögern umgehend Maßnahmen gegen Japan ergreifen, wenn es Chinas neu ausgerufene Luftverteidigungszone verletzt", schreibt die Zeitung "Global Times", die der Kommunistischen Partei nahesteht.
    Am Donnerstag waren Militärflugzeuge der USA, Japans und Südkoreas in die neue "Identifikationszone zur Luftverteidigung" Chinas geflogen, ohne die chinesische Seite vorher zu unterrichten. Japan und Südkorea erklärten, die ohne Konsultationen durch China errichtete Luftwarnzone nicht anerkennen zu wollen. Diese überlappt sich mit den schon lange bestehenden Überwachungsgürteln der beiden Länder. Das chinesische Verteidigungsministerium wirft Tokio und Washington vor, doppelte Standards zu vertreten, da sie seit Langem eigene Luftverteidigungszonen unterhielten.
    Experte: Situation ist prekär
    Japans Ministerpräsident Shinzo Abe kündigte an, sein Land wolle "ruhig und standhaft" mit der Situation umgehen. Man werde sich mit den Verbündeten, anderen Nachbarstaaten und internationalen Organisationen zusammenschließen.
    Nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik ist Tokio verantwortlich für den Konflikt. Japan habe mit dem Ankauf von einigen der Inseln den ersten Schritt gemacht hat, sagte im Deutschlandfunk der Direktor der Gesellschaft, Eberhard Sandschneider. Vor mehr als einem Jahr hatte die japanische Regierung mehrere Inseln erworben. Der Politikwissenschaftler schätzt die Situation als "außerordentlich prekär" ein. Aus symbolischen Akten könne durch Missverständnisse schnell militärischer Ernst werden.
    Doch keine Flugverbotszone?
    Peking erhebt seit Jahren Anspruch auf eine von Tokio kontrollierte Inselgruppe, die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannt wird. Die chinesische Regierung entsendet immer wieder Kriegsschiffe in das Gebiet um die unbewohnten Inseln. Am vergangenen Wochenende richtete sie die Luftverteidigungszone (AIDZ) ein.
    Chinesische Staatsmedien erläuterten inzwischen, dass AIDZ keine Flugverbotszone und auch nicht mit dem hoheitlichen Luftraum gleichzusetzen sei. Allerdings fordert Peking von ausländischen Flugzeugen in dem Gebiet, dass sie sich identifizieren und den Anweisungen seiner Luftwaffe folgen. Ansonsten drohen ihnen nicht näher beschriebene militärische Gegenmaßnahmen.