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"Je dunkler die Hautfarbe, desto schwieriger wird es"

Bei der Wohnungssuche oder im Hörsaal, ausländische Studierende merken schnell, dass sie anders behandelt werden. Weit weg von der Heimat wünschen sich viele, dass wenigstens mal einer der deutschen Kommilitonen einen Kaffee mit ihnen trinkt, aber das kommt sehr selten vor. Unterschwellige Diskriminierung ist leider an der Tagesordnung, per Gesetz kann man sie nicht verhindern.

Von Christina Bramsmann |
    " In der S-Bahn zum Beispiel stehen vor dir etwa 30 Personen, aber die Kontrolleure fangen erst mal mit dir an.

    Grundsätzlich hab ich den Eindruck, dass Deutsche Leute aus Afrika unterschätzen, ob Frauen oder Männer. Die können sich nicht vorstellen, dass wir was können, das wir was verstehen.

    Ich hatte mal einen Job aus dem Internet, da wollte ich mich bewerben. Hatte ich mich telefonisch beworben, da war es okay, prima, kommen Sie zum Vorstellungsgespräch, und ich hatte nicht gesagt, dass ich Schwarzer war. Und da kam ich da an und die Frau meinte: Aber sie sprechen doch sehr gut Deutsch. - Ja, das hab ich gelernt. - Aber sie haben mir nicht gesagt, dass sie schwarz sind. Und dann meinte sie: Es tut mir leid, die Stelle ist schon vergeben, ich kann sie nicht einstellen. "

    Drei Studierende aus Kamerun - drei Erlebnisse, keine Einzelfälle. In der Hoffnung auf eine gute Ausbildung kommen die Studierenden hochmotiviert nach Deutschland. Dass gleich am Anfang erste Enttäuschungen warten, weiß auch Julia Reisener vom Akademischen Auslandsamt der Uni Dortmund:

    " Bei mir kommt zum Beispiel an, dass, allein was die Wohnungssuche angeht, allein schon, wenn man telefoniert und die Sprache am Anfang nicht so gut beherrscht, dass dann Sprüche kommen wie: Sind Sie aus einem afrikanischen Land? Sind sie ausländischer Mitbürger? Ich denke, je dunkler die Hautfarbe, desto schwieriger wird's auch bei der Wohnungssuche."

    Im Gespräch sagen viele der Studierenden, dass sie sich an solche Diskriminierung im Alltag, selbst an Beschimpfungen in der S-Bahn gewöhnen würden. Was sie am meisten stört, ist dass auch an der Universität Vorurteile herrschen:

    " Zum Beispiel man hatte Freunde, mit denen man studiert, und man redet mit denen während der Übung. Und außerhalb der Übung auf der Straße oder wenn man den trifft in der U-Bahn, dann tut er, als ob er dich nicht gesehen hat. Das merkt man schon, dass er dich nicht so gerne hat. Nur wenn er von dir was braucht, zum Beispiel in der Übung."

    Valerie Kameni steht am Ende ihres Studiums der Chemietechnik. Sie wirkt fröhlich und aufgeschlossen. Aber ihr Rückblick auf die letzten sechs Jahre Studium ist düster:

    " Ich habe mir eine schöne Zeit an der Uni gedacht, aber es war das Gegenteil. Ich war Alleinkämpferin. Das war für mich immer sehr traurig. Allein zu lernen, weil du merkst, die anderen machen Gruppe, sie wollen nichts mit dir zu tun haben. Das ist nicht einfach. Oder zum Beispiel in die Mensa zu gehen gemeinsam, mit Kollegen, das macht auch Spaß.

    Ich habe immer gefragt, ob ich mitlernen konnte, und dann gab's immer Ablehnung: Nee, ich mach heute was und so. Und dann merkst du das und dann versuchst du nicht mehr."

    Ein Ausländerberater beim AStA in Dortmund erzählt, was viele erleben, wenn es um den Uni-Alltag geht. Seinen Namen möchte er lieber nicht sagen

    " Ihr kriegt eine Arbeit, die ihr zu dritt machen müsstet, und du bist derjenige, der in der Gruppe die ganze Arbeit macht. Aber jetzt müsst ihr das präsentieren. Der Professor geht davon aus, dass du derjenige in der Gruppe bist, der das nicht kann, der am faulsten war. Und wenn es ums Präsentieren geht, sagt er: Der da muss es machen und es ist dein Kommilitone, dem du alles mehr oder weniger gezeigt hast, und er sagt nicht, dass er das nicht gemacht hat. Er spielt einfach dieses Spiel mit und macht weiter."

    Diskriminierung im Hörsaal. Die Folge: Auch wenn es um Praktikumsplätze und Hiwi-Jobs geht haben die ausländischen Studierenden häufig das Nachsehen. Beweisen kann es allerdings niemand. Das Antidiskriminierungsgesetz würde nicht helfen, meint auch Rechtsanwalt Leonard Watz. Der Spezialist für Ausländerrecht sieht Probleme eher bei unflexiblen Behörden:

    " Die Hauptkritik liegt darin, dass die Behörden häufig Überlegungen anstellen, die auf ihren eigenen Wahrnehmungen, auf ihren eigenen Moralvorstellungen beruhen. Das wie man es sich nicht vorstellen kann, das ist dann überhaupt nicht mehr im Bereich des Denkbaren."