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Je mehr Parteien, desto besser

Es ist auf den ersten Blick ein befremdlicher Gedanke, einen laufenden Automotor im Keller zu haben. Doch genau so funktionieren Blockheizkraftwerke, kurz BHKW. Gas befeuert einen sogenannten Stirling-Motor. Mit dessen Kraft werden Strom und Wärme erzeugt.

Von Stefan Wolff | 26.05.2011
    Kraft-Wärme-Kopplung nennt sich das Ganze deshalb. Das BHKW arbeitet dabei nicht lauter als ein Kühlschrank, versichern die Hersteller.

    Bislang erzeugen vor allem große Kraftwerke den Strom, und kleine Heizkessel in Ein- und Mehrfamilienhäusern sorgen für warmes Wasser und wohlige Wärme. Weniger als 15 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland kommt aus Blockheizkraftwerken.

    Das soll sich ändern. Die Bundesregierung will diesen Anteil in den kommenden neun Jahren auf 25 Prozent erhöhen. Dafür müssen eine Menge Verbraucher überzeugt werden.

    "Ein BHKW spart keine Energie. Das Gas, das eingesetzt wird, wird mit einer höheren Effizienz verbrannt,"

    … erklärt Birgit Holfert vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Die Ersparnis kommt durch die Effizienz. Ein Kohle- oder Atomkraftwerk verliert etwa 60 Prozent der eingesetzten Energie, wenn es Strom erzeugt. Der sogenannte Wirkungsgrad liegt damit bei erschreckend niedrigen 40 Prozent. Birgit Holfert:

    "Eine BHKW-Anlage, wenn sie richtig dimensioniert ist, gut läuft, gut betrieben wird, kann bis zu 95 Prozent Wirkungsgrad haben."

    Das heißt: Nur fünf Prozent der eingesetzten Energie geht verloren. Hausbesitzer, die das erreichen wollen, müssen aber genau über ihren Strom- und Wärmebedarf Bescheid wissen. Experten zufolge lohnt sich ein BHKW erst ab einem Stromverbrauch von 5000
    Kilowattstunden im Jahr und 15.000 bis 20.000 Kilowattstunden Wärme. Die größte Gefahr ist es, sich ein überdimensioniertes Kraftwerk in den Keller zu stellen, sagt Birgit Holfert:

    "Wenn die Anlage anspringt, produziert sie schon mal eine Mindestwärmemenge. Und die muss man ja in einem Gebäude auch erst einmal absetzen, also verbrauchen können. Wenn das nicht der Fall ist, dann habe ich eine große Investition getätigt, die dann steht. Das ist nicht gerade wirtschaftlich."

    Aus diesem Grund nutzten im privaten Bereich vor allem Bauherrengemeinschaften ein BKHW. Es gibt aber auch kleinere Einheiten, die für Ein- bis Zweifamilienhäuser geeignet sind.

    Dabei gibt es ganz unterschiedliche Modelle. So bietet der Volkswagenkonzern gemeinsam mit der Stromfirma Lichtblick ein BKHW an, das im Besitz der Firma bleibt. Für den Aufbau müssen allerdings 5000 Euro bezahlt werden. Hinzu kommen regelmäßige Kosten für die Wartung. Der Autohersteller Honda hat gemeinsam mit Vaillant ein kleines BHKW konzipiert, das in diesem Sommer auf den Markt kommt. Weitere Anbieter sind unter anderem Brötje, Senertec oder Viessmann.

    Die Anschaffungskosten zwischen 13.000 und 20.000 Euro sind nicht von Pappe, sodass völlig klar ist, dass es billiger wird, je mehr Verbraucher eine Anlage nutzen.

    Einzelne Stromkonzerne und Gemeinden bieten aber Zuschüsse und Kaufanreize. Außerdem verkauft ein BHKW-Betreiber überschüssigen Strom und erhält auf den selbstverbrauchten einen Rabatt, sagt Birgit Holfert.

    "Der Strom, der in einer BHKW-Anlage erzeugt wird, egal ob ich ihn selbst verbrauche oder einspeise, wird mit dem sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungszuschuss gefördert. Das sind zurzeit 5,5 Cent pro Kilowattstunde Strom."

    Zusätzlich erlässt der Staat die Stromsteuer für eine Dauer von mindestens zehn Jahren. Wer also eine neue Heizung braucht, kann sich überlegen, ob er nicht gleichzeitig zum Stromversorger werden will. Effizienter sind Blockheizkraftwerke. Allerdings arbeiten auch sie mit einem Energieträger, der über kurz oder lang knapp werden wird.