Es geht abwärts. Was gerade noch aussah wie ein Parkplatz, entpuppt sich als Zugang zur Unterwelt. Der Einstieg liegt zwischen zwei unscheinbaren Betonmauern, die mit einer Metallabdeckung verbunden sind. Die lässt sich nach hinten schieben und gibt den Weg in ein Treppenhaus frei. Unten eine Tür, die so schwer ist, dass selbst Alain Chervet sich einen Scherz nicht verkneifen kann.
" Unsere Anlagen sind in der Art so, dass man das Gefühl hat, keiner kommt raus, wenn er mal drin ist."
Chevret, ein dunkelhaariger Enddreißiger, ist eigentlich Finanzexperte eines Schweizer Energieunternehmens. Mehrere Male im Jahr aber folgt er dem Ruf des Staates und dirigiert in Meilen, einer wohlhabenden Gemeinde am Zürichsee, die Arbeit des örtlichen Zivilschutzes. Der besteht aus Wehrpflichtigen, die bei der Musterung nicht der Armee, sondern dem Zivilschutz zugeteilt wurden. Etwa bis zu ihrem 40. Lebensjahr müssen sie jedes Jahr für einige Tage einrücken. Im Ernstfall läge der Schutz der Bevölkerung in ihren Händen. In Zeiten ohne Not halten sie unter anderem die zahlreichen Schutzanlagen von Meilen in Schuss. Unter dem Parkplatz - für Ortsfremde nie zu erahnen - befindet sich die Kommandozentrale.
" Wir befinden uns hier in einem Ortskommandoposten für die örtliche Zivilschutzorganisation. Die hat hier ne sehr großzügige Führungsanlage. Die Anlage hat Personenaufenthaltsräume, Personenliegeräume, Führungsräume, ne Küche, Notstromaggregat. Heizung. Eine sehr komfortable Anlage. "
Der unterirdische Kommandoposten versprüht den Charme der siebziger und achtziger Jahre. Nichtsdestotrotz wäre die Anlage im Ernstfall innerhalb weniger Stunden einsatzbereit. Und sie ist keine Ausnahme. In der ganzen Schweiz - oder genauer gesagt: unter ihr - befinden sich ähnliche Posten. Die Einsatzzentralen sind Teil eines ausgefeilten Systems zum Schutz der Bevölkerung - und eigentlich ein Relikt des Kalten Krieges, wie Christoph Flury, Sprecher des Schweizerischen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz erklärt. (28 sek)
" Die Schweiz hat seit Mitte der sechziger Jahre, das ist vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der Bedrohung mit Massenvernichtungswaffen, ein flächendeckendes Schutzraum-Infrastruktursystem geschaffen. Wir sind heute nach vierzig Jahren praktisch so weit, dass wir das im Wesentlichen realisiert haben. Wir können sagen, wenn sie es über die ganze Schweiz anschauen, haben wir eigentlich für alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes einen Schutzplatz. "
Die Schweiz gehört damit zu einer handvoll Ländern weltweit, die allen Bewohnern im Krisenfall eine geschützte Bleibe bieten könnten. Dirigiert von Kommandoposten wie dem in Meilen, muss jeder innerhalb kürzester Zeit einen solchen Ort aufsuchen können. Oft ist der Weg dahin gar nicht weit, denn nach wie vor ist auch jeder private Bauherr verpflichtet, neue Wohnhäuser mit einem Mini-Bunker auszustatten. Die Vorschriften sind penibel: Betontür, Panzerdecke, Ausstiegsschacht, Etagenbetten, Nottoilette, Ventilation und Größe - alles ist vorgegeben. Mehrere tausend Euro stehen dafür schnell auf der Rechnung für das neue Heim - auch ein Grund, warum die Baupflicht für Private derzeit diskutiert wird. Karl Schneider war 16 Jahre lang der Schutzrauminspektor in Meilen. Regelmäßig nahm er alle Anlagen unter die Lupe. Gerade bei den Privaten stieß er nicht immer nur auf Verständnis.
" Die meisten sagen: Ich geh da nie rein. Und da sagte ich: Ich weiß es auch nicht, aber vielleicht, im Notfall, hab ich dann doch Angst und geh rein, oder, klammere mich an den letzten Strohhalm. Das kann man nie voraussagen. Das hab ich dann den Leuten auch beigebracht - und das haben die meisten irgendwie auch eingesehen. "
Längst geht es beim Schweizer Zivilschutz nicht mehr in erster Linie darum, Menschen vor einem Atomschlag zu schützen. Als wahrscheinliche Bedrohungen gelten Naturkatastrophen, Flugzeugabstürze oder Industrieunfälle. Neue Schutzanlagen werden heute nicht mehr gebaut. Alain Chevret, der Zivilschutzchef von Meilen, findet es aber nur allzu verständlich, die vorhandenen Anlagen instandzuhalten. Man wisse ja nie, sagt er auch in Anspielung auf den legendären Rückzug der Schweizer Truppen in die Alpen.
" Es liegt ja in der Seele der Schweizer, die Vorsorge zu treffen. Wir kennen vom Zweiten Weltkrieg her unseren Reduit-Gedanken. Die Schweizer sind gute Bankiers, die sammeln auch Geld - und hier sammeln, oder haben wir Räumlichkeiten für Unser-Leben-zu-sichern. "
" Unsere Anlagen sind in der Art so, dass man das Gefühl hat, keiner kommt raus, wenn er mal drin ist."
Chevret, ein dunkelhaariger Enddreißiger, ist eigentlich Finanzexperte eines Schweizer Energieunternehmens. Mehrere Male im Jahr aber folgt er dem Ruf des Staates und dirigiert in Meilen, einer wohlhabenden Gemeinde am Zürichsee, die Arbeit des örtlichen Zivilschutzes. Der besteht aus Wehrpflichtigen, die bei der Musterung nicht der Armee, sondern dem Zivilschutz zugeteilt wurden. Etwa bis zu ihrem 40. Lebensjahr müssen sie jedes Jahr für einige Tage einrücken. Im Ernstfall läge der Schutz der Bevölkerung in ihren Händen. In Zeiten ohne Not halten sie unter anderem die zahlreichen Schutzanlagen von Meilen in Schuss. Unter dem Parkplatz - für Ortsfremde nie zu erahnen - befindet sich die Kommandozentrale.
" Wir befinden uns hier in einem Ortskommandoposten für die örtliche Zivilschutzorganisation. Die hat hier ne sehr großzügige Führungsanlage. Die Anlage hat Personenaufenthaltsräume, Personenliegeräume, Führungsräume, ne Küche, Notstromaggregat. Heizung. Eine sehr komfortable Anlage. "
Der unterirdische Kommandoposten versprüht den Charme der siebziger und achtziger Jahre. Nichtsdestotrotz wäre die Anlage im Ernstfall innerhalb weniger Stunden einsatzbereit. Und sie ist keine Ausnahme. In der ganzen Schweiz - oder genauer gesagt: unter ihr - befinden sich ähnliche Posten. Die Einsatzzentralen sind Teil eines ausgefeilten Systems zum Schutz der Bevölkerung - und eigentlich ein Relikt des Kalten Krieges, wie Christoph Flury, Sprecher des Schweizerischen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz erklärt. (28 sek)
" Die Schweiz hat seit Mitte der sechziger Jahre, das ist vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der Bedrohung mit Massenvernichtungswaffen, ein flächendeckendes Schutzraum-Infrastruktursystem geschaffen. Wir sind heute nach vierzig Jahren praktisch so weit, dass wir das im Wesentlichen realisiert haben. Wir können sagen, wenn sie es über die ganze Schweiz anschauen, haben wir eigentlich für alle Einwohnerinnen und Einwohner des Landes einen Schutzplatz. "
Die Schweiz gehört damit zu einer handvoll Ländern weltweit, die allen Bewohnern im Krisenfall eine geschützte Bleibe bieten könnten. Dirigiert von Kommandoposten wie dem in Meilen, muss jeder innerhalb kürzester Zeit einen solchen Ort aufsuchen können. Oft ist der Weg dahin gar nicht weit, denn nach wie vor ist auch jeder private Bauherr verpflichtet, neue Wohnhäuser mit einem Mini-Bunker auszustatten. Die Vorschriften sind penibel: Betontür, Panzerdecke, Ausstiegsschacht, Etagenbetten, Nottoilette, Ventilation und Größe - alles ist vorgegeben. Mehrere tausend Euro stehen dafür schnell auf der Rechnung für das neue Heim - auch ein Grund, warum die Baupflicht für Private derzeit diskutiert wird. Karl Schneider war 16 Jahre lang der Schutzrauminspektor in Meilen. Regelmäßig nahm er alle Anlagen unter die Lupe. Gerade bei den Privaten stieß er nicht immer nur auf Verständnis.
" Die meisten sagen: Ich geh da nie rein. Und da sagte ich: Ich weiß es auch nicht, aber vielleicht, im Notfall, hab ich dann doch Angst und geh rein, oder, klammere mich an den letzten Strohhalm. Das kann man nie voraussagen. Das hab ich dann den Leuten auch beigebracht - und das haben die meisten irgendwie auch eingesehen. "
Längst geht es beim Schweizer Zivilschutz nicht mehr in erster Linie darum, Menschen vor einem Atomschlag zu schützen. Als wahrscheinliche Bedrohungen gelten Naturkatastrophen, Flugzeugabstürze oder Industrieunfälle. Neue Schutzanlagen werden heute nicht mehr gebaut. Alain Chevret, der Zivilschutzchef von Meilen, findet es aber nur allzu verständlich, die vorhandenen Anlagen instandzuhalten. Man wisse ja nie, sagt er auch in Anspielung auf den legendären Rückzug der Schweizer Truppen in die Alpen.
" Es liegt ja in der Seele der Schweizer, die Vorsorge zu treffen. Wir kennen vom Zweiten Weltkrieg her unseren Reduit-Gedanken. Die Schweizer sind gute Bankiers, die sammeln auch Geld - und hier sammeln, oder haben wir Räumlichkeiten für Unser-Leben-zu-sichern. "