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Jeder Hochschüler soll Geld fürs Studium bekommen

Bildungsfinanzierung ist nichts wirklich Neues bei der staatlichen KfW. 45.000 angehende Handwerksmeister hat sie voriges Jahr mit Ausbildungskrediten unterstützt, dazu 12.000 Studenten, die ihre Zwischenprüfung bestanden hatten. Die Debatte um die Studiengebühren, versicherte der Vorstandssprecher Hans W. Reich heute, habe deshalb auch nicht den Plan ausgelöst, sich stärker in der Studienfinanzierung zu engagieren. Aber das soll kommen, Studienfinanzierung soll ein Massenprodukt werden, und das womöglich schon zum Wintersemester 2005:

Von Michael Braun |
    Wir achten nicht auf die Verwendung der 650 Euro oder weniger. Wir gucken nicht in den Eisschrank der Studenten, was er sich da kauft. Wir gucken auch nicht, ob er damit ins Kino geht oder damit seine Straßenbahnfahrkarte bezahlt oder seine Studiengebühren daraus bezahlt.

    Bis zu 650 Euro monatlich sollen also als Kredit ausgezahlt und mit rund fünf Prozent verzinst werden. Marktnah soll der Zins sein, damit nicht – wie in England beobachtet – findige Studenten einen subventionierten Kredit annehmen, das Geld anlegen und sich über die Zinseinnahmen freuen. Dennoch, so Reich, seien staatliche Hilfen nötig, um Kreditausfälle zu decken, wenn etwa Studenten durch Unfall, Krankheit, Arbeitslosigkeit oder gar Tod die Gelder nicht zurückzahlen könnten. Reich über die Grundsätze des Studienkredits:

    Der Studienkredit solle einen flächendeckenden Zugang für alle Studierenden im Erststudium gewährleisten. Die Belastungen während der Rückzahlungsphase sollen vertretbar sein. Ein ganz wesentlicher Punkt ist die soziale Flankierung des Studienkredites, dies unter anderem, um Härtefällen wie zum Beispiel der Arbeitslosigkeit gerecht zu werden. Und es sollen auch Anreize für überdurchschnittliche Studienleistungen möglich sein.

    Doch in der Regel müssten die Kreditnehmer selber tilgen, und das könnten sie auch. Denn eine sichere Studienfinanzierung zwinge nicht zum Jobben, das Studium könne also schneller abgeschlossen, die Berufsarbeit schneller begonnen werden. Die KfW, meinte Reich, rechne mit bis zu 40.000 Euro mehr Lebenseinkommen für jedes Studienjahr weniger, das an der Universität verbracht wird::

    Dieses Argument, nämlich früher "richtiges" Geld zu verdienen, entkräftet die Befürchtung mancher Skeptiker, die Rückzahlungsverpflichtungen könnten einen Berufsanfänger überfordern. Zudem sieht unser Modell vor, dass jeder Kreditnehmer eigenverantwortlich, einkommensabhängig und unbürokratisch den Rückzahlungsplan gestalten kann und auch während der Laufzeit durchaus variieren kann. Zudem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass auch einstellende Unternehmen sich an der Rückzahlung der Studienkredite besser qualifizierter Studienabgänger beteiligen werden.

    Bis zu 25 Jahre könne sich ein Kreditnehmer Zeit nehmen, um den Studienkredit zu tilgen. Der Student lege die Tilgungsrate selbst fest, könne auch vorzeitig tilgen, je nach Einkommenslage. Bei Kreditnehmern mit guten Examina könne die Bank durchaus auf Zinsen verzichten oder gar auf die gesamte Tilgung des Kredites – das müsse die Politik entscheiden und natürlich auch bezahlen.

    Weitere Details der Studienfinanzierung: Ein Jahr Auslandsstudium sind im Kreditplan vorgesehen. Ob ausländische Studenten den Kredit bekommen können, müsse auch die Politik vorgeben. Die Vertriebspartner stehen noch nicht fest. Bisher arbeitet die KfW mit allen Banken und Sparkassen zusammen, doch müsse für die Studienfinanzierung wohl ein universitätsnäherer Partner her, man denke an das Studentenwerk.