Eine Stadtrundfahrt durch Bratislava ist auf dem Beifahrersitz von Jan Bahna ein ganz besonderes Erlebnis. Der 62-Jährige ist einer der prominentesten Architekten der Slowakei und Ehren-Professor an der Kunsthochschule. Stolz zeigt er die Prachtbauten der zeitgenössischen Architektur in der slowakischen Hauptstadt. Manchmal allerdings wird seine Schwärmerei von einer Schimpftirade unterbrochen.
"Das hier ist ein klassisches Beispiel für die Schwarzbauten in der Stadt. Sie sehen hier den Rohbau für ein achtgeschossiges Bürohaus. Das war soweit genehmigt. Dann aber wollten die Investoren 32 Stockwerke bauen statt acht. Am Widerstand der Nachbarn ist das erstmal gescheitert, aber offiziell ist noch nicht entschieden, wie es hier weitergeht."
In Bratislava häufen sich die Probleme mit solchen Schwarzbauten. Prominentester Präzedenzfall ist ein Altbau auf dem Hviezdoslav-Platz mitten im historischen Stadtkern. Derzeit wird dort ein schmales Gebäude mit vier Etagen renoviert – und ragt plötzlich zwei Stockwerke höher in den Himmel hinein als ursprünglich abgesprochen. Die Gründe sind für den Architekten Jahn Bahna offensichtlich:
"Der Investor rechnet sich genau aus, ob sich die drohende Strafe für ihn lohnt. Er riskiert rund eine Millionen Kronen, das sind etwa 27.000 Euro. Damit ist der Fall dann normalerweise erledigt. Weil der Investor aber danach mehr vermieten kann, bekommt er dieses Geld sehr schnell wieder herein."
Gegen solcherlei bauherrliche Willkür hat der slowakische Architektenverband jetzt eine Initiative gestartet. Dabei richtet er sich gegen zwei Besonderheiten im slowakischen Baurecht: Erstens sind die Baugesetze recht dehnbar und zweitens gibt es keinen zentralen Ansprechpartner. Vor vier Jahren ging in der Slowakei die Zuständigkeit für das Bauwesen auf die lokalen Behörden über – in Bratislava erteilen seither die 17 Stadtbezirke einzeln die Baugenehmigungen. Entsprechend müssen sie auch über deren Einhaltung wachen. Für den Chef des zentralen Stadtentwicklungs-Referats von Bratislava, Ivan Macko, ist die Situation mit dieser Kompetenzverteilung nicht gerade einfacher geworden.
"Natürlich sehen wir das Problem, denn die derzeitigen Gesetze behandeln das Thema der Schwarzbauten und vor allem der möglichen Sanktionen nicht ausreichend. Wenn die lokalen Baubehörden also einen Schwarzbau festgestellt haben, müssen sie zunächst einmal überprüfen, ob er mit dem Stadtentwicklungsplan und den geltenden Vorschriften übereinstimmt. Wenn das der Fall ist, kann die Baustelle nachträglich genehmigt werden."
Oft genug helfen den dreisten Investoren bei dieser Praxis die vollendeten Tatsachen. Die Behörden zeigen sich für gewöhnlich sehr kooperativ, wenn erstmal der Rohbau steht. Für ein umstrittenes Hochhaus wurde sogar die Grenze der denkmalgeschützten Zone rund um Bratislava großzügig geändert, so dass die illegal aufgestockten Etagen plötzlich wieder in den Bebauungsplan gepasst haben. Viele Investoren empfinden dieses lasche Vorgehen geradezu als Einladung zum unerlaubten Aufstocken – zumal die Immobilienbranche in Bratislava einen sagenhaften Boom erlebt. Rund um die Hauptstadt brummt die Wirtschaft und die Nachfrage nach repräsentativen Appartements und Büros in guter Lage treibt die Preise in die Höhe.
Die Zeit für ein strengeres Gesetz, so fürchten die Architekten, sei schon fast zu knapp bemessen. Denn derzeit sind mehrere Großprojekte in Planung, die das Gesicht der Stadt in den nächsten Jahren deutlich verändern werden. So soll direkt an der Donau ein ganzes Wohn- und Geschäftsviertel neu entstehen und auch die Ausläufer der Stadt geraten zunehmend ins Visier der Investoren. Damit sich die Bauherren zumindest dort an die Vorschriften halten, fordert Stefan Slachta, der Vorsitzende des slowakischen Architektenverbandes, die härtest mögliche Strafe für Vergehen:
"Als erstes ist es nötig, ganz klare Gesetze zu haben und die dann auch einzuhalten. Wenn ein Gebäude im Widerspruch zu den Vorschriften steht, dann muss es eben abgerissen werden. Das ist doch ganz eindeutig!"
"Das hier ist ein klassisches Beispiel für die Schwarzbauten in der Stadt. Sie sehen hier den Rohbau für ein achtgeschossiges Bürohaus. Das war soweit genehmigt. Dann aber wollten die Investoren 32 Stockwerke bauen statt acht. Am Widerstand der Nachbarn ist das erstmal gescheitert, aber offiziell ist noch nicht entschieden, wie es hier weitergeht."
In Bratislava häufen sich die Probleme mit solchen Schwarzbauten. Prominentester Präzedenzfall ist ein Altbau auf dem Hviezdoslav-Platz mitten im historischen Stadtkern. Derzeit wird dort ein schmales Gebäude mit vier Etagen renoviert – und ragt plötzlich zwei Stockwerke höher in den Himmel hinein als ursprünglich abgesprochen. Die Gründe sind für den Architekten Jahn Bahna offensichtlich:
"Der Investor rechnet sich genau aus, ob sich die drohende Strafe für ihn lohnt. Er riskiert rund eine Millionen Kronen, das sind etwa 27.000 Euro. Damit ist der Fall dann normalerweise erledigt. Weil der Investor aber danach mehr vermieten kann, bekommt er dieses Geld sehr schnell wieder herein."
Gegen solcherlei bauherrliche Willkür hat der slowakische Architektenverband jetzt eine Initiative gestartet. Dabei richtet er sich gegen zwei Besonderheiten im slowakischen Baurecht: Erstens sind die Baugesetze recht dehnbar und zweitens gibt es keinen zentralen Ansprechpartner. Vor vier Jahren ging in der Slowakei die Zuständigkeit für das Bauwesen auf die lokalen Behörden über – in Bratislava erteilen seither die 17 Stadtbezirke einzeln die Baugenehmigungen. Entsprechend müssen sie auch über deren Einhaltung wachen. Für den Chef des zentralen Stadtentwicklungs-Referats von Bratislava, Ivan Macko, ist die Situation mit dieser Kompetenzverteilung nicht gerade einfacher geworden.
"Natürlich sehen wir das Problem, denn die derzeitigen Gesetze behandeln das Thema der Schwarzbauten und vor allem der möglichen Sanktionen nicht ausreichend. Wenn die lokalen Baubehörden also einen Schwarzbau festgestellt haben, müssen sie zunächst einmal überprüfen, ob er mit dem Stadtentwicklungsplan und den geltenden Vorschriften übereinstimmt. Wenn das der Fall ist, kann die Baustelle nachträglich genehmigt werden."
Oft genug helfen den dreisten Investoren bei dieser Praxis die vollendeten Tatsachen. Die Behörden zeigen sich für gewöhnlich sehr kooperativ, wenn erstmal der Rohbau steht. Für ein umstrittenes Hochhaus wurde sogar die Grenze der denkmalgeschützten Zone rund um Bratislava großzügig geändert, so dass die illegal aufgestockten Etagen plötzlich wieder in den Bebauungsplan gepasst haben. Viele Investoren empfinden dieses lasche Vorgehen geradezu als Einladung zum unerlaubten Aufstocken – zumal die Immobilienbranche in Bratislava einen sagenhaften Boom erlebt. Rund um die Hauptstadt brummt die Wirtschaft und die Nachfrage nach repräsentativen Appartements und Büros in guter Lage treibt die Preise in die Höhe.
Die Zeit für ein strengeres Gesetz, so fürchten die Architekten, sei schon fast zu knapp bemessen. Denn derzeit sind mehrere Großprojekte in Planung, die das Gesicht der Stadt in den nächsten Jahren deutlich verändern werden. So soll direkt an der Donau ein ganzes Wohn- und Geschäftsviertel neu entstehen und auch die Ausläufer der Stadt geraten zunehmend ins Visier der Investoren. Damit sich die Bauherren zumindest dort an die Vorschriften halten, fordert Stefan Slachta, der Vorsitzende des slowakischen Architektenverbandes, die härtest mögliche Strafe für Vergehen:
"Als erstes ist es nötig, ganz klare Gesetze zu haben und die dann auch einzuhalten. Wenn ein Gebäude im Widerspruch zu den Vorschriften steht, dann muss es eben abgerissen werden. Das ist doch ganz eindeutig!"